
MSC befeuert den Alaska-Boom
Alaska, so «abgelegen» die Region aus unserer Perspektive erscheinen mag, gehört zu den populärsten Kreuzfahrt-Revieren der Welt. 2024 besuchten 1,71 Millionen Cruise-Passagiere den 49. Bundestaat der USA – Tendenz weiter steigend. Nur Kreuzfahrten in der Karibik, in Europa und in Asien generierten mehr Pax.
Die Nachfrage nach Alaska-Kreuzfahrten wird in erster Linie durch Gäste aus dem «Homeland» USA und zu einem Teil auch aus Asien getrieben. Es sind denn auch in erster Linie US-internationale Cruiselines, die sich stark in diesem Revier engagieren.

MSC Cruises sorgt für Paradigma-Wechsel
Doch im nächsten Sommer sorgt MSC Cruises insbesondere für europäische Gäste für einen Paradigma-Wechsel. Die Schweizer Reederei bietet nämlich als erste europäische Mainstream-Reederei von Mai bis September mit der MSC Poesia regelmässige Alaska-Turnusfahrten an.
Auf den 7-tägigen Fahrten werden ab dem neuen MSC-Heimathafen Seattle Highlights der Region, darunter die Inside-Passage, Ketchikan, Juneau, Icy Strait, Tracy Arm oder Victoria (Vancouver Island) besucht.
Vorgängig wird die MSC Poesia umfassend modernisiert und erhält einen exklusiven MSC Yacht Club mit 63 Suiten. Auch der MSC Aurea Spa wird komplett umgebaut, neu an Bord gibt es zudem ein Steakhouse oder eine Kaito-Sushi Bar. Damit greift MSC Cruises in einen Alaska-Wettbewerb ein, dem es nicht an Brisanz mangelt. Traditionelle «Platzhirsche» sind Princess Cruises und Holland America Line, die sich beide als Alaska-Pioniere bezeichnen.
Princess Cruises ist im Sommer 2026 laut aktueller Planung mit acht Schiffen ab verschiedenen Ausgangshäfen und auf unterschiedlichen Routen aktiv und bietet auch viele Cruisetours an, welche die Seereise mit einem Landarrangement verknüpfen.
Solche Cruisetours umfassen Zug- und Busfahrten, Übernachtungen in Princess Wilderness Lodges und geführte Ausflüge, die etwa Bärenbeobachtungen im Denali Nationalpark oder Einblicke in die Geschichte des Goldrauschs erlauben.
Ähnlich positioniert sich Holland America Line, die 2026 sechs Schiffe saisonal in Alaska einsetzt. Auch diese Reederei legt viele kombinierte Cruisetouren mit Landprogramm, Übernachtung in eigenen Lodges, Zugfahrten etc. auf.
Gewisse HAL-Touren führen zum Beispiel in das kanadische Yukon-Territory mit Dawson City, dem pulsierenden Herz des Klondike-Goldrauschs von 1896, und Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon.
Weitere wichtige US-internationale Anbieter mit mehreren Schiffen in Alaska sind etwa Norwegian Cruise Line, Carnival Cruise Line, Royal Caribbean International oder Celebrity Cruises, die zum Teil auch Landkombis anbieten.
Im Luxussegment haben etwa Seabourn, Silversea, Regent Seven Seas, Scenic oder Oceania verschiedene Alaska-Termine im Programm, aber auch europäische Anbieter wie Explora Journeys, Cunard oder die Expeditionsanbieter Hapag-Lloyd Cruises, HX (Hurtigruten Expeditions) oder Swan Hellenic sind vor Ort.
Einwöchige Turnusfahrten-Fahrten starten und enden oft in Vancouver oder Seattle und führen durch die Inside Passage bis auf die Höhe von Skagway und der imposanten Glacier Bay. Zieht das Schiff weiter nordwärts, kommen Anchorage (Whittier) oder Seward als End-, resp. Ausgangspunkte ins Spiel.
Längere Alaska-Reisen werden zudem entlang der US-Westküste ab San Francisco oder gar Los Angeles aufgelegt. Die Palette der Alaska-Möglichkeiten ist jedenfalls gross und vielseitig, dabei mangelt es nicht an Highlights.
Als «Kronjuwel Alaskas» gelten die Gletscher des UNO-Welterbes Glacier National Park, Juneau als Hauptstadt Alaskas oder die Goldgräberstadt Skagway, von der sich ein Ausflug mit der White Pass & Youkon Railroad über den legendären Chilkoot-Pass nach Whitehorse lohnt.
Das Naturerlebnis auf einer Alaska-Fahrt durch enge Passagen, in entlegene, von hohen Bergen gesäumte Buchten oder zu imposanten Gletschern in der Glacier Bay oder zum Hubbard Glacier ist gross, im Meer können Buckelwale und Seeotter beobachtet werden.
Doch inzwischen gibt auch eine Kehrseite der Popularität von Alaska-Kreuzfahrten zu reden. Mit der steigenden Zahl der Schiffe spitzen sich in beliebten Häfen wie Juneau, Ketchikan oder Skagway die Engpässe und der Overtourismus zu.
Denn die Saison ist kurz und dauert von Mai bis September nur fünf Monate, in denen in diesem Sommer über 1600 Kreuzfahrten durchgeführt wurden. Zu viele Tagesgäste überlasten etwa Juneau und Ketchikan, der Charme geht verloren.
Juneau etwa hat bereits eine Passagierobergrenze und eine zeitliche Staffelung der Anläufe verordnet und ökologische Massnahmen wie Landstrom eingeführt. Einzelne Reedereien setzten zudem eher kleinere Schiffe ein, um den Druck zu mildern.
Und noch etwas gilt es zu beachten: Nicht selten sind Alaska-Kreuzfahrten auf Grund der grossen Nachfrage und kurzen Saison rasch ausgebucht. Die meisten Reedereien haben deshalb bereits die Routen 2027 buchbar gemacht – so auch die Poesia von MSC Cruises.

Ponant setzt auf Diversifikation
Die französische Reederei Ponant hat über die letzten 15 Jahre eine beachtliche Flotte von modernen, eleganten und eisverstärkten Megayachten aufgebaut. Zwischen 2010 und 2015 nahmen vier Sisterships Fahrt auf (je 10’900 BRZ, 260 Pax), zwischen 2018 und 2020 sechs Explorerships (je 9900 BRZ, 180 Pax).
Ursprung der Reederei bildet der Segler Le Ponant (32 Pax), 2019 übernahm Ponant als erste Diversifikation das Südsee-Schiff Paul Gauguin (19’200 BRZ, 320 Pax, kürzlich modernisiert), und als letzter Neubau stach 2021 der Eisbrecher Le Commandant Charcot in See (30’000 BRZ, 245 Pax).
Mit diesen 13 Schiffen unter der Marke Ponant Explorations werden alle Weltmeere inklusive Polargebiete befahren, dank der Grösse der Schiffe sind spannende Expeditionsrouten abseits des Mainstreams mit selten angelaufenen Häfen und Destinationen möglich.
Ob in absehbarer Zeit die Stammmarke weiter ausgebaut wird, ist offen. Darüber wird nicht zuletzt auch Benoît-Etienne Domenget bestimmen, der am 3. November zum neuen CEO der Ponant Explorations Group ernannt wurde. Eigner der Group ist Artémis, die Holdinggesellschaft der Familie Pinault.
Der Franzose Domenget ist ein Hospitality-Profi, der u.a. einst die Schweizer Tochtergesellschaft von Accor führte. Er übernahm nun bei Ponant die Nachfolge von Hervé Gastinel, der das Unternehmen verlässt.
Was bei Ponant zuletzt aufhorchen liess, ist der Ausbau des Portfolios mit weiteren interessanten Diversifikationen: Im Januar übernahm Ponant die Mehrheit an Aqua Expeditions, ein Spezialist für Luxusexpeditionen mit kleinen Schiffen für 16 bis 40 Gäste.
Aqua Expeditions bietet Flussreisen im peruanischen Amazonasgebiet und im Mekong-Delta (Kambodscha und Vietnam) sowie Küstenfahrten in Ostindonesien (Komodo Nationalpark, Ambon, Gewürzinseln), Svalbard und den Galapagos an.
Im Februar 2026 soll mit der Aqua Lares ein sechstes Schiff zur Aqua-Flotte stossen (30 Gäste), das in den Seychellen bis zum Aldabra Atoll oder Sansibar zum Einsatz kommen wird.
Kürzlich hat Ponant mit der neuen Marke Ponant Yachting noch ein anderes Standbein gestärkt: Bereits im Sommer 2024 nahm die Reederei mit der Spirit of Ponant einen neuen, luxuriösen Maxi-Katamaran mit sechs Kabinen in Dienst.
Mit diesem intimen Segler legt Ponant exklusive, intime Reisen in Warmwasser-Revieren wie die Seychellen auf und hat damit vor allem das Charter- und Gruppengeschäft im Visier. Ein weiterer Katamaran ist mit der La Désirade im Angebot.
Nun hat Ponant den Bau eines zweiten Katamaran-Neubaus angekündigt. Die Spirit of Ponant II wird Ende 2026 zur Flotte stossen und in Französisch-Polynesien stationiert. Erbaut wird das Schiff von Lagoon (Bordeaux), einem führenden Hersteller von Segelkatamaranen.
Die Maxi-Katamarane wurden nun unter die neue Marke Ponant Yachting gestellt, die «ultra-Individuelle Erlebnisse, Segeln, französische Lebensart und massgeschneiderten Service vereint», so die Reederei.
Damit kommt die Ponant Group über vier Marken (Ponant Explorations, Paul Gauguin Cruises, Aqua Expeditions und Ponant Yachting) bald auf 22 Schiffe – eine respektable, diversifizierte Flotte für vielseitige Entdeckungen und Erfahrungen.

Pralles Orderbook – die Industrie brummt
Die Kreuzfahrt-Industrie hat sich (mit Ausnahme da und dort nach wie vor bestehender Schuldenberge) längst wieder vom Corona-Einbruch erholt, blickt äusserst zuversichtlich in die Zukunft und investiert gewaltige Summen in neue Schiffe.
Knapp 65 Milliarden US-Dollar beträgt das Investment für aktuell 70 neue Kreuzfahrtschiffe, die über die nächsten zehn Jahre die Flotten der Reedereien ergänzen und modernisieren werden. Dies zeigt das neuste CIN-Orderbook.
Was dabei auffällt: Der Trend hin zu grossen Megalinern ist ungebrochen. Die durchschnittliche Grösse der im Bau stehenden oder in Auftrag gegebenen Neubauten beträgt 115’600 BRZ, die durchschnittliche Passagierkapazität liegt bei etwa 2650 Pax.
Die in letzter Zeit neu georderten Schiffe betreffen eine fünfte Einheit der Icon-Klasse für Royal Caribbean, mit 250’800 BRZ ein weiterer grösste Cruiseliner der Welt, der 2028 zur Auslieferung kommen soll. Optionen bestehen für einen sechsten und siebten Megaliner dieser bei Meyer Turku (Finnland) gefertigten Bauserie.
Keine eigentliche Neubestellung stellt die Bestätigung für zwei weitere Einheiten der InTUItion-Klasse von TUI Cruises bei der italienischen Fincantieri-Werft dar (bisher Mein Schiff Relax, 2026 Mein Schiff Flow), die ursprünglich für die englische TUI-Reederei Marella geplant waren.
Und die australische Scenic-Group mit einem Europa-Sitz in Zug hat angekündigt, auf der Scenic-eigenen MKM-Werft in Rijeka (Kroatien) eine weitere luxuriöse Megayacht für ihre Marke Scenic Luxury Cruises bauen zu lassen, die etwas grösser ausfallen wird als ihre bisherigen Einheiten Scenic Eclipse I und II und 2028 Fahrt aufnehmen soll – Hubschrauber und U-Boot inbegriffen.
Derweil wurden kürzlich die neue Star Princess an Princess Cruises und das Expeditionsschiff Douglas Mawson an SunStone, resp. Aurora Expeditions ausgeliefert. Bis Ende Jahr folgen noch die neue Celebrity Xcel, die Star Seeker für Windstar und die Disney Destiny.
Im nächsten Jahr sollen 14 neue Cruiseliner in See stechen, wie TRAVEL INSIDE bereits im Counter Inside «Schiffsreisen» vom 21. August ausführlich vorstellte. Die meisten Neubauten sind weitere Einheiten bereits bekannter Bauserien wie die Emerald Kaia, Norwegian Luna, Mein Schiff Flow, Explora III oder MSC World Asia.
Ohne Zweifel für viel Beachtung sorgen werden zudem die ersten Einheiten neuer Anbieter wie die Luxus-Megayacht Four Seasons I und der Grosssegler Corinthian von Orient Express.

Neue Emissions-Schutzzonen
Seit Jahren bereits erklärt die UN-Schifffahrtsorganisation IMO (International Maritime Organization) unter dem MARPOL-Abkommen gewisse Meeresgebiete zu Emissions-Schutzzonen, sogenannte «Emission Control Areas» (ECA). MARPOL ist ein international verbindliches Regelwerk zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe.
In solchen ECAs gelten für die Schifffahrt strengere Grenzwerte für Schwefeloxide (SOx), Stickoxide (NOx) sowie Feinstaub, die massgeblich für die Luftverschmutzung verantwortlich sind, sensible Ökosysteme belasten und schädlichen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen haben können.
Solche ECAs wurden bereits an der US-Westküste bis Alaska, an der US-Ostküste bis Kanada, in der US-Karibik (Puerto Rico, Jungferninseln), in der Nordsee (inkl. Ärmelkanal) und in der Ostsee ausgeschieden. Seit diesem Jahr ist auch das Mittelmeer eine ECA.
Voraussichtlich 2026/27 werden auch die norwegischen Küstengewässer und die kanadische Arktis zu ECAs. Und 2027/28 sollen die ECA-Vorschriften neu für den Nordost-Atlantik von der Küste Portugals über Grossbritannien bis Island und ganz Grönland gelten.
Oft werden in diesem Zusammenhang die Begriffe SECA und NECA verwendet: SECA bezieht sich auf die Begrenzung von Schwefeloxiden (Sulphur Emission Control Area), NECA auf die Begrenzung von Stickoxiden (Nitrogen Emission Control Area).
In den meisten ECAs gelten beide Einschränkungen, nämlich ein maximaler Schwefelanteil von 0,1% im Treibstoff und ein definierter NOx-Standard für neue Motoren. Das Mittelmeer gilt derzeit noch einzig als SECA.
Schiffe sind deshalb verpflichtet, in ECAs nur noch schwefelarmen Treibstoff wie LNG (Flüssigerdgas), MGO (Marinediesel) oder Methanol zu nutzen und bei weiterer Verwendung von Schweröl eine entsprechende Technologie (Scrubber) einzusetzen. Natürlich entsprechen auch Hybrid-Schiffe mit Batterien den Vorschriften.
Weiterführende Bestimmungen kreisen in speziellen Schutzgebieten um den Einsatz von Schweröl (Heavy Fuel Oil, HFO). So ist bereits seit 2011 die Verwendung und das Mitführen von Schweröl in arktischen Gewässern verboten. Geplant ist auch ein vollständiges Schweröl-Verbot in der Arktis.
Und noch einen Schritt weiter dürfte die neue Nordostatlantik-ECA gehen: Dort soll nämlich auch das Einleiten der Abwässer aus den Abgasreinigungssystemen (Scrubber mit open-loop-System) in inneren Gewässern und Häfen verboten werden. Ähnliche Bestimmungen kennen bereits Finnland, Schweden und Dänemark.
Die Begründung: Das Ableiten von Scrubber-Abwässern, welche die Schadstoffe aus den Schweröl-Abgasen waschen, verschmutzen die Meere. Bei closed-loop-Systemen werden die Abwässer gespeichert und an Land entsorgt.
Beat Eichenberger








