Aussergewöhnliche Schiffstaufen im Eis

Silversea und Seabourn haben ihre neusten Expeditionsschiffe in der Antarktis getauft. Die aktuellen Cruise-News von TRAVEL INSIDE-Kreuzfahrtexperte Beat Eichenberger.
Offizielle Taufe der Silver Endeavour im Lemaire-Kanal. ©Silversea

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Kreuzfahrtschiff in der Antarktis getauft wird. Kürzlich wurden nun gleich zwei interessante Expeditionsschiffe Schlag auf Schlag im ewigen Eis des entlegenen Kontinents offiziell in ihre jeweiligen Flotten aufgenommen.

Am 19. November feierte Silversea Cruises ihre erste Antarktis-Taufe mit dem neuen Luxus-Expeditionsschiffs Silver Endeavour, dem 11. Schiff der Flotte. Die Zeremonie fand zwischen Schnee und Eis mitten im Lemaire-Kanal statt, einer der landschaftlich reizvollsten Meerengen des Kontinents.

Die Feierlichkeiten begannen bereits am 15. November, als das Schiff vor seiner Ausfahrt in Puerto Williams gesegnet wurde. Im Lemaire-Kanal liess Taufpatin Felicity Aston, die erste Frau, die die Antarktis im Alleingang auf Skiern durchquerte, zusammen mit Kapitän Niklas Peterstam eine aus Eis geformte Champagnerflasche gegen den Schiffsrumpf prallen. Am Event dabei war auch Barbara Muckermann, COO von Silversea.

Bei der Silver Endeavour handelt es sich um die vormalige, erst 2021 in Betrieb genommene Crystal Endeavor (20’450 BRZ, 200 Pax), die Silversea aus der Konkursmasse von Crystal übernehmen konnte. Das wohl teuerste je erbaute Expeditionsschiffe wurde auf Silversea-Standard gebracht und bereist jetzt sowohl die Polarregionen wie exotische Warmwasserziele unter der Silversea-Flagge.

Bereits bekannt gegeben wurde das Programm 2024/25 der Silver Endeavour, die über die Polarklasse 6 und ein 1:1-Verhältnis zwischen Gästen und Crew verfügt: Angesteuert werden auf 27 neuen Reiserouten mehr als 125 entlegene Ziele in der Antarktis, der Arktis, der Britischen Inseln und Island.

Die Seabourn Venture doppelte nach
Seabourn-Taufe im Weddellmeer. ©Seabourn

Bereits am Tag danach gab es im Great White Continent erneut etwas zu feiern. Die neue Seabourn Venture wurde am 20. November im Festeis des Weddellmeeres, einem Teil des Südpolarmeeres, offiziell getauft. Auch hier kam, einer alten Tradition folgend, eine Flasche aus Eis zum Einsatz. Taufpatin war die Polarforscherin Alison Levine, unterstützt von Kapitän Stig Betten und Robin West, VP Expeditions Operations von Seabourn.

Die Seabourn Venture, das erste luxuriöse Expeditionsschiff für Seabourn, stach bereits am 27. Juli 2022 in Tromsø auf seine Jungfernfahrt. Für die offizielle Taufe wählte man aber die erste Antarktis-Kreuzfahrt dieses 23’000-BRZ-Neubaus mit 132 Suiten, wo der Event bei ruhigem Wind und strahlend blauem Himmel unter optimalen Bedingungen durchgeführt werden konnte.

Die Seabourn Venture bleibt bis Februar in der Antarktis und zieht danach via Brasilien und Amazonas weiter nach Nordeuropa, bereist zwischen Juni und August die Arktis mit Grönland bevor es am 27. August auf die legendäre 23-tägige Nordwestpassage vom Atlantik in den Pazifik geht.


Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen.

Viking Polaris: Monsterwelle mit Todesfolge. Dass Kreuzfahrten unter extremen Wind- und Wetter-Bedingungen trotz modernster Schiffbauweise und Technologien mit einem (zum Glück äusserst seltenen) Restrisiko behaftet sein können, hat vor wenigen Tagen ein bedauerlicher Zwischenfall mit der Viking Polaris gezeigt. Das erst im letzten September in Dienst gestellte Expeditionsschiff der US-Reederei Viking Ocean geriet auf der Rückreise von der Antarktis nach Ushuaia in der als unberechenbar bekannten Drake-Passage in einen schweren Sturm und wurde von einer riesigen Welle getroffen. Eine Passagierin kam dabei bei einem Unfall an Bord ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Das leicht beschädigte Schiff (vor allem zerbrochene Fensterscheiben) konnte Ushuaia sicher erreichen und hat die folgende Reise abgesagt. Die Viking Polaris ist nach der 2021 ausgelieferten Viking Octanis das zweite Expeditionsschiff der Polarklasse 6 für Viking und kann mit 30’110 BRZ vermessen 378 Passagiere aufnehmen.

Genting Dream
Word Dream quo vadis?

Dream-Schiffe zum Schnäppchenpreis. Der kürzlich von Disney Cruise Line übernommene Gigaliner Global Dream, der seit der Insolvenz von Dream Cruises (Genting) noch nicht fertig erstellt in den deutschen MV Werften liegt, soll Disney gemäss der Wirtschaftszeitschrift «Capital» zum absoluten Schnäppchenpreis von 40 Millionen Euro gekauft haben. Die Gesamtkosten für die Global Dream wurden einst auf 1,8 Mrd. Euro veranschlagt. Disney wird das Schiff nun auf eigene Kosten fertig erbauen lassen. In Singapur kommt im Dezember derweil ein anderes Dream-Schiff zur Versteigerung, die World Dream (erbaut 2017). Man darf gespannt sei, wer diesen noch relativ neue Megaliner übernimmt und zu welchem Preis. Das Schwesterschiff Genting Dream (2016) wurde diesen Sommer von chinesischen Banken übernommen und an die neue Resorts World Cruises verchartert, hinter der ex-Gentig-Köpfe stehen. Sie ist wieder ab Singapur im Einsatz.

Heckpartie der Explora I. ©Explora Journeys

Mehr Details zur neuen Explora I. Die Explora I, das erste Schiff der neuen Luxus-Lifestyle-Marke Explora Journeys der MSC-Gruppe, wird bekanntlich etwas verspätet am 17. Juli 2023 von Southampton aus zu seiner Jungfernfahrt aufbrechen. Auf dieser 15-Nächte-Reise nach Nordeuropa werden, wie nun bekannt gegeben wurde, zwölf Häfen in vier Länder angelaufen: Zeebrügge in Belgien, Geiranger, Trondheim, Molde, Leknes, Bronnoysund, Flam, Bergen und Stavanger in Norwegen sowie Skagen und Kopenhagen in Dänemark.

Die Reederei hat zudem erste Einblicke in das Unterhaltungsangebot und die Aktivitäten an Bord kommuniziert. Dabei können die Reisenden zwischen Angeboten von sieben Erlebnis-Varianten auswählen: Aktivitäten kreisen etwa um Foto-Kurse oder die Zubereitung von Signature-Drinks, Events um deinen Rundgang mit dem Kapitän oder Themen-Partys, Erlebnisse um Candellight-Diners oder einen Jazz-Abend, Rituale um Meditationen oder Wellness und kulturelle Erlebnisse um kunsthandwerkliche Kurse oder Geschichten hinter den Kulissen.

Corona ist in Australien weiterhin ein Thema. Auf der Queen Elizabeth von Cunard, die von Sydney aus auf eine Kreuzfahrt startete, kam es kürzlich zu einer grösseren Zahl von Covid-19-Fällen. Das Schiff durfte nicht in Bali anlaufen, brach die Reise ab und kehrte nach Australien zurück. Bereits zuvor kam es in der Region zu einem grösseren Covid-Zwischenfall auf einem Kreuzfahrtschiff: Die Majestic Princess musste mit Hunderten von Fällen nach Sydney zurückkehren. In Australien soll sich derzeit eine rasch übertragbare Omikron-Subvariante ausbreiten.

Bambusräder bei Aida. ©Aida Cruises

Aida setzt auf Bambusfahrräder. Für nachhaltige Landerkundungen setzt Aida Cruises künftig auf allen Schiffen seiner Flotte auf Fahrräder aus Bambus. Das Kreuzfahrtunternehmen bezieht dafür 1155 E-Bikes und Fahrräder von My Boo in Köln. Erste Bambusfahrräder kamen bereits 2019 an Bord und haben sich bewährt. Bambus, ein nachwachsender Rohstoff, sei so stabil wie Stahl, leicht wie Aluminium und sorge mit einer federnden Eigenschaft für ein besonders angenehmes Fahrgefühl. My Boo arbeitet dazu mit einem sozialen Projekt in Ghana zusammen.

Norwegian lanciert Heimathafen Haifa (Israel). Die Norwegian Epic lief im November erstmals Haifa (Israel) als neuen Heimathafen an. Weitere Kreuzfahrten im östlichen Mittelmeer ab diesem Hafen sind im Dezember 2023 sowie im März und Oktober 2024 terminiert. Wie Kevin Bubolz, Europa-Direktor von NCL weiter mitteilt, wird im Frühjahr und Herbst 2025 die Norwegian Viva, das neuste Flottenmitglied von Norwegian, Gabelfahrten zwischen Istanbul und Haifa anbieten.

Suite der Amadeus Cara. ©Lüftner

Lüftner präsentiert Flusskreuzfahrten 2023. Der neue Katalog der Amadeus-Flotte von Lüftner ist erschienen und präsentiert einige Programmneuheiten. So etwa eine neue einwöchige Mosel & Saar-Reise ab/bis Köln nach Saarburg und Trier bis nach Saarlouis. Und dem Katalog beigefügt wurde auch die Themenbroschüre für Gäste, die ihre Reise mit Golf, einer winterlichen Auszeit oder einem berauschenden Feuerwerk verbinden möchten. Die 15 eleganten Premium-Schiffe von Lüftner sind auf allen wichtigen Wasserstrassen Europas unterwegs.

Oceania mit neuer Grand Voyage 2023. Mit einer neuen 33-tägigen Grand Voyage von Venedig nach Barcelona thematisiert Oceania Cruises die Höhepunkte des östlichen Mittelmeeres und des Heiligen Landes. Die Reise der Marina beginnt am 22. Oktober 2023 und beinhaltet 28 Anlaufhäfen. Auf der Strecke werden auch kürzere Abschnitte von bis zu 12 Tagen angeboten, alle Fahrten sind ab sofort buchbar.

Le Commandant Charcot  ©Ponant

Buchungsstart für den Ponant-Eisbrecher 2024. Die Le Commandant Charcot, der einmalige Eisbrecher der französischen Reederei Ponant (Polarklasse PC2), verbringt den Sommer 2024 im hohen Norden. Die Saison beginnt schon Mitte April mit Erkundigungen der Ostküste Grönlands, auch exklusive Touren zum Nordpol stehen auf dem Programm. Auf insgesamt acht Abfahrten geht es für die Le Commandant Charcot in kaum kartographierte Regionen, wo die Gäste die Völker des Nordens kennenlernen und eine aussergewöhnliche Tierwelt entdecken. Der Eisbrecher verfügt über einen Hybridantrieb (LNG und Elektrobatterien), wird wissenschaftlich begleitet weist einen ausserordentlichen Komfortlevel in Extremregionen aus.

Beat Eichenberger