Corona-Schutz wird auch 2021 prägen

Stephan Frei von Mittelthurgau und Daniel Pauli von Thurgau Travel zu den Perspektiven für das Flussreisejahr 2021.
Mittelthurgau stattet alle Excellence-Schiffe mit neuer Luftreinigungs-Technik aus. ©Mittelthurgau

Es war ein sehr schwieriges, aber letztlich nicht total katastrophales Jahr: Mit dem Abflauen der ersten Corona-Welle konnten im letzten Sommer unter strikten Schutzmassnahmen viele Flussschiffe europäischer Anbieter wieder Fahrt auf den Wasserstrassen des Kontinents aufnehmen. Die sich stets wieder verändernden Einreiserestriktionen der Länder erschwerten aber den Betrieb massiv, Annullationen und Umroutungen gehörten bald einmal zur Tagesordnung.

Die Schiffe der amerikanischen Reedereien kamen aus diesen Gründen erst gar nicht zum Einsatz: Gästen aus den USA und anderen wichtigen angelsächsischen Märkten war die Einreise in die EU weitgehend verunmöglicht. Die sich im Spätherbst aufbauende zweite Welle verkürzte schliesslich die durchzogene Saison: Das beliebte Gourmetfestival von Mittelthurgau etwa oder die populären Advents- und Christkindelfahrten mussten fast durchwegs annulliert werden.

Kurzfristige Nachfrage erwartet

Schon im letzten Herbst legten Mittelthurgau und Thurgau Travel, die zwei führenden Anbieter im Markt Schweiz, ihre Programme für 2021 auf. 293 Seiten umfasst allein der gedruckte Katalog von Mittelthurgau – in der Hoffnung auf ein einigermassen «normales» Jahr ging man optimistisch von einer gewohnt sehr breiten Palette an Fahrten auf allen Flüssen und Kanälen Europas bis Russlands aus.

Stephan Frei, Geschäftsführer Mittelthurgau

Doch wie sieht es heute, nach wie vor in der zweiten Welle, mit der entsprechenden Nachfrage aus? «Die aktuelle Lockdown-Situation in der Schweiz und Europa hemmt die Kunden noch, Ferien zu buchen», sagt Stephan Frei, Geschäftsführer von Mittelthurgau. Der grosse Wunsch für Reisen sei aber da, vernehme er von den Stammkunden. «Das Buchungsverhalten ändert sich, 2021 wird in Anbetracht der Umstände kurzfristiger gebucht», so Frei.

Daniel Pauli, Geschäftsführer Thurgau Travel

Ähnlich tönt es bei Thurgau Travel: «Es kommen Buchungen rein, aber natürlich etwas weniger als normalerweise zu dieser Zeit», sagt Geschäftsführer Daniel Pauli. «Die Kunden warten momentan noch zu und reagieren damit auf die sich ständig verändernden Bedingungen». Er ist aber überzeugt, dass die Nachfrage sofort steigen wird, wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern und stabilisieren.

Saisonstart ab April oder Frühsommer

Der reguläre Saisonstart ist bei Thurgau Travel momentan noch frühestens ab Mitte April geplant – mit Ausnahme einer Serie von Übernacht-Fahrten mit der Swiss Ruby ab Basel inklusive 4-Gang-Nachtessen, die jetzt aktuell im März läuft. «In einer ersten Phase fokussieren wir uns vor allem auf Fahrten auf dem Rhein und Nebenflüssen, danach auf ganz Kontinentaleuropa mit Schwerpunkt Frankreich, Portugal, Donau und Kroatien», gibt Pauli bekannt. Noch unklar ist die Situation in Russland und Asien, wo die Saison aber eh später startet.

Bei Mittelthurgau geht man davon aus, dass vor Ende Mai kaum mit einer Wiederaufnahme der Fahrten zu rechnen ist. «Wir sind bereit, doch letztlich bestimmt die Infektionslage den Neustart», gibt sich Frei realistisch. Noch sei der internationale Reiseverkehr durch die Restriktionen der Länder stark erschwert. Der Rhein, die Donau und die Rhône mit Saône könnten die ersten Flüsse sein, die wieder befahren werden. Im Laufe der Saison sollte sich die Palette dann sukzessive erweitern, die Küstenfahrten in Kroatien sollen am 21. Mai starten.

Das Preisbild für Flussreisen ist übrigens weitgehend stabil: «Aktionen gibt es wie in der Vergangenheit zu einzelnen Anlässen wie Saisonstart oder Muttertag», ergänzt Daniel Pauli von Thurgau Travel. Stephan Frei von Mittelthurgau weist seinerseits darauf hin, dass das Excellence-Inklusivpaket noch mehr Leistungen beinhaltet. Zudem: «Neu bieten wird sehr attraktive Bedingungen für Solo-Reisende an, meist ohne Zuschlag in allen Kabinenkategorien».

Die Storno- und Annullationsfrage

Angesichts einer weiterhin ungewissen Lage, wie sich die Pandemie und somit die Einreisevorschriften entwickeln werden, kommt den Bedingungen bei Absage der Reise wegen einer Covid-Erkrankung durch den Kunden, respektive einer Annullation der Reise durch den Anbieter, nach wie vor besondere Bedeutung zu.

Das weiss man natürlich auch bei den Anbietern: So gestaltet man bei Mittelthurgau mit den Buchungs- und Stornobedingungen des ‘Sorgenlos-Pakets’ die Hürden zum Buchen so klein wie möglich. «Das umfasst unter anderem eine bis Juni verlängerte Gratis-Corona-Versicherung, eine Geld-zurück-Garantie statt ‘kreativer’ Gutschein-Lösungen oder einen Quarantänepflicht-Schutz, falls das BAG ein Reiseziel auf die Quarantäneliste setzt», nennt Frei wichtige Pluspunkte.

Bei einer Covid-Erkrankung des Kunden sind diese auch von Thurgau Travel bei Buchung bis 31. März automatisch und gratis durch eine inkludierte Covid-Versicherung geschützt. Danach ist diese Versicherung in einer freiwillig buchbaren Kollektivversicherung eingeschlossen. «Bei einer Absage durch uns oder die Reederei verfahren wir wie gehabt mit Umbuchungsmöglichkeiten, Gutschein oder Auszahlung», sagt Pauli.

Ausschlaggebende Covid-Schutzprogramme

So oder so: Der Gesundheitsschutz steht beim diesjährigen Saisonstart für alle Anbieter erneut an erster Stelle. «Wir wissen aus der letztjährigen Erfahrung mit mehreren Tausend Passagieren, dass unser Schutzkonzept funktioniert», sagt Daniel Pauli von Thurgau Travel dazu.

Ein einziges Mal wurden auf einer Reise drei Gäste positiv auf eine Covid-Infektion getestet: «Diese haben wie vorgeschrieben und in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsbehörden unser Sicherheits-Protokoll durchlaufen», erläutert Pauli. Die betroffenen Gäste konnten schnell und sicher heimgeführt werden, die Reise konnte planmässig und ohne weitere Infektionen beendet werden.

Bei Mittelthurgau informiert Stephan Frei, dass man das Corona-Schutzprogramm, das sich 2020 sehr gut bewährt habe, für die Saison 2021 weiter optimiert habe: «Unsere Excellence-Flotte wurde mit beträchtlichen Investitionen nachgerüstet. So wurde auf den Schiffen wie in den Bussen eine neue Luftreinigungs-, respektive Luftaustausch-Technik installiert, die gegen sämtliche Viren und Aerosole wirksam ist», informiert Frei über eine interessante Neuheit. Auch 2021 ist die maximale Passagierkapazität an Bord der Excellence-Schiffe auf 70% beschränkt.

Wird die Covid-Impfung zum Thema?

Die Frage, ob eine Covid-Impfung künftig Reiseprivilegien ermöglicht oder da und dort gar obligatorisch sein wird, ist derzeit ein heiss diskutiertes Thema in der Reisewelt. Und sie beschäftigt selbstverständlich auch die Flussfahrten-Anbieter.

Für Stephan Frei (Mittelthurgau) wäre ein Impfvorschrift für den Zutritt an Bord eines Flussschiffs derzeit eine nicht ganz nachvollziehbare Massnahme. Noch sei ja unklar, ob eine Covid-Impfung tatsächlich die Weitergabe des Virus verhindere. «Wir konzentrieren uns deshalb auf wirksame Massnahmen, die dem aktuellen Infektionsgeschehen entsprechen».

Allerdings reiche der Appell an Corona-gerechtes Verhalten an Passagiere und Mitarbeitende wie auch Temperaturmessen oder Maskentragen nicht mehr ganz aus, ergänzt Frei. Deshalb habe man sich auch entschieden, in die neue Klimatechnik zur Luftreinigung zu investieren. «Wenn wir es ernst meinem mit wirksamem Schutz gegen die Virusverbreitung, gibt es keine Alternative», unterstreicht Frei.

Auch bei Thurgau Travel gibt man sich aus ähnlichen Überlegungen noch kritisch gegenüber einem möglichen «Impfzwang»: «Es ist wohl nicht die Pflicht eines Reiseveranstalters, derart in die Autonomie von Privatpersonen einzugreifen, indem wir eine Impfung vorschreiben», sagt Daniel Paule, Deshalb verfolge man im Moment eine kombinierte Strategie mit Impfung und Test.

(Beat Eichenberger)