Der Abschied von fossilen Treibstoffen ist herausfordernd und komplex, auch für die Kreuzfahrten. Mit LNG (Flüssigerdgas) können die CO₂-Emissionen schon mal um rund 20% verringert werden, was als ‘Übergangslösung’ bezeichnet wird. Immer mehr Schiffe sind zudem für den Bezug von Landstrom in Häfen ausgerüstet, und zum Abdecken von Lastspitzen werden da und dort Batteriespeicher eingebaut.
Brennstoffzellen und Methanol
Grosse Hoffnungen setzt man in der Industrie auf die Brennstoffzellen-Technologie, bei der keine Schadstoffemissionen auftreten. In diesem Zusammenhang lässt die Meldung aufhorchen, dass Freudenberg E-Power-Systems, ein strategischer Partner der Meyer Werft, die weltweit erste Zertifizierung für methanolbetriebene Brennstoffzellen auf See erhalten hat.
Die Entwicklung der Brennstoffzelle wird von der deutschen Meyer Werft als wichtiger Baustein bezeichnet, um mit ihrem hohen Wirkungsgrad und der Integration dezentraler Energiesysteme das Gesamtsystem Schiff zu optimieren. Gleichzeitig wird an der Verwendung neuer Brennstoffe gearbeitet: Schon heute ist der Einsatz regenerativ erzeugter Brennstoffe wie Wasserstoff, Methanol und Biogas möglich.
In der Schifffahrt ist es sinnvoll, regenerativ erzeugten Wasserstoff, der für den Betrieb einer Brennstoffzelle notwendig ist, chemisch zu binden, um eine deutlich höhere Energiedichte zu erreichen. Damit wird die Brennstoffzelle für die Hochseeschifffahrt wirtschaftlich und praktisch nutzbar, hält die Werft fest.
Der Einsatz von klimaneutralem Methanol, ein einfacher Alkohol, der unter normalen Umgebungsbedingungen flüssig ist und eine etwa dreimal höhere Energiedichte als verflüssigter Wasserstoff aufweist, stellt in diesem Zusammenhang ein Wendepunkt auf dem Weg zur maritimen Nachhaltigkeit dar. Für Methanol sprechen zudem bewährte Herstellungsverfahren und eine gute Verfügbarkeit
Konkrete Schritte vorwärts
Aktuell entsteht auf der Meyer Werft die Silver Nova, die mit dem weltweit grössten Brennstoffzellensystem auf einem Kreuzfahrtschiff ausgestattet wird. Das Schiff kann im Hafen vollständig von diesem System betrieben werden. Auch die Aida Nova wird auf der Meyer Werft mit einem Brennstoffzellensystem nachgerüstet, und auf den Chantiers de l’Atlantique in St. Nazaire erhält die neue MSC World Europa eine Pilotanlage für Brennstoffzellen.
Weiter in die Zukunft blickt die Meyer Werft mit ihrer bereits früher veröffentlichten Helix-Konzeptstudie, einem klimaneutralen 180’000-BRZ-Schiff mit verschiedenen Energiequellen. Das Ziel eines – wohl wesentlich kleineren – emissionsfreien Schiffs hat sich die französische Reederei Ponant bis 2025 gesetzt, allerdings gibt es dazu noch keine weiteren Angaben zur Umsetzung oder zur Bauwerft.
Konkret vorwärts macht hingegen das norwegische Start-up Northern Xplorer, das mit der portugiesischen West Sea-Werft eine Absichtserklärung über den Bau eines emissionsfreien Schiffes unterzeichnet hat. Dieses soll Platz für 250 Passagiere bieten, über Brennstoffzellen und Batteriespeicher verfügen und 2025 zur Auslieferung kommen.
Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:
Royal Caribbean Group mit Highspeed-Internet. Die Royal Caribbean Group installiert auf allen Schiffen von Royal Caribbean International, Celebrity Cruises und Silversea die Starlink-Technologie von Elon Musks SpaceX. Der Highspeed Breitband-Internetdienst über Satelliten wird den Zugriff aufs Netz auf hoher See massiv verbessern und auch Video-Streaming und Videoanrufe ermöglichen. Dies stelle eine Innovation in der Kreuzfahrtindustrie dar, kommentiert Royal Caribbean den Schritt. Die Umrüstung ist in vollem Gange und soll bis Ende des ersten Quartals 2023 abgeschlossen sein.
Costa plant mit zwei Schiffen weniger im aktuellen Winterfahrplan. Die Reederei nimmt die Costa Diadema und die Costa Venezia aus der Flotte: Die Diadema pausiert nach aktuellen Plänen vom 22. November bis zum 7. April und die Venezia stellt im Dezember den Betrieb ein. Sie wechselt 2023 wie geplant zur neuen Marke Costa by Carnival. Die Venezia soll ihre Reisen von Istanbul zu Häfen in der Türkei und Griechenland noch bis zum 1. Dezember fortsetzen. Die ursprünglich vom 1. Dezember bis Mitte April 2023 geplanten Reisen werden abgesagt.
Explora ist im Cruise Compass buchbar. Die Explora I, das erste Schiff von Explora Journeys, ist ab sofort im Beratungs- und Buchungssystem Cruise Compass buchbar. Bereits mit der ersten Buchung erhalten Agenturen eine Provision von 15%. Die Explora I wird Ende Mai 2023 zu ihrer Jungfernfahrt im Mittelmeer aufbrechen.
Viking Ocean baut noch mehr Schiffe. Es ist die erste relevante Schiffs-Neubestellungen seit Corona: Die US-Reederei Viking Ocean hat bei Fincantieri die Option auf weitere vier Einheiten ihrer Bauklasse eingelöst, die zwischen 2026 und 2028 ausgeliefert werden sollen. Viking verfügt aktuell bereits über eine Flotte von acht 47’000-BRZ-Schiffen und hat noch vier weitere identische Cruiseliner in der Pipeline; mit dem neuen Auftrag werden es dann 16 Einheiten sein; sowie zwei neue Expeditionsschiffe von Vard.
Nordlicht-Garantie von Nicko Cruises. Die Vasco da Gama der deutschen Nicko Cruises bereist im Oktober 2022 ab Kiel den Norden Norwegens bis zum Polarkreis. Dabei gibt es eine Nordlicht-Garantie: Wer vom 29. September bis 13. Oktober oder vom 13. bis 27. Oktober die Nordlichter nicht zu sehen bekommt, erhält einen Gutschein über 50% des bezahlten Kabinenpreises.
Fussballfieber bei Hapag-Lloyd Cruises. Auf vier ausgewählten Reisen mit der Europa und der Europa 2 sind alle Fussballfans während der WM der Herren in Katar stets bestens informiert. Alle Topspiele werden übertragen und von Experten wie dem Sportjournalisten Jörg Wontorra in Talkrunden mit prominenten Gästen wie Toni Schumacher kommentiert.
Amadeus Flusskreuzfahrten mit Specials. Amadeus, der Veranstalter der österreichischen Reederei Lüftner, bietet auf insgesamt 15 Reisen im Herbst und Winter Preisvorteile von 20% (oder bis zu 150 Euro Bordguthaben) an. Zur Auswahl stehen im Oktober Reisen auf Rhein, Donau und Seine und im Dezember Adventsfahrten auf Rhein und Donau.
MSC Seascape mit High-Tech-Adrenalinkick. Die MSC Seascape, die im kommenden Dezember Fahrt in der Karibik aufnimmt, wartet mit einem neuartigen High-Tech-Erlebnis auf. Robotron ist ein moderner Roboterarm mit einer angeschlossenen Gondel für drei Gäste, die sich 53 Meter über dem Meer in verschiedene Richtungen dreht und auch mal kopfüber steht. Ein personalisierbares DJ-Erlebnis bietet zudem den Gästen die Möglichkeit, die Fahrt mit ihrer Lieblingsmusik zu untermalen. Dazu werden gleichzeitig bunte Muster und Lichtimpulse visualisiert. Weiteres High-Tech-Entertainment an Bord der MSC Seaside bieten ein Virtual-Reality-Flugsimulator, VR-Motorräder, der MSC Formula Racer oder das XD-Kino.
Baubeginn der Celebrity Ascent. In der französischen Werft Chantiers de l’Atlantique in St. Nazaire fand die traditionelle Münzzeremonie der Celebrity Ascent statt. Dabei handelt es sich um das vierte Schiff der innovativen Edge-Klasse von Celebrity, die 20 Meter länger ausfallen wird als die ursprüngliche Celebrity Edge. Der Neubau wird am 3. Dezember 2023 in Fort Lauderdale zu seiner Jungfernfahrt aufbrechen und während der ganzen der Debüt-Saison 2023/24 Karibik-Fahrten ab diesem Heimathafen auflegen.
Viking legt auf dem Mississippi los. Das erste Flussschiff von Viking auf dem Mississippi, die Viking Mississippi, hat seine Fahrten aufgenommen. Der 10’000 BRZ-Neubau für 386 Gäste legt fünf verschiedene Routen auf dem unteren und oberen Flussabschnitt auf.
Silver Endeavour startet in der Antarktis. Der Neuzugang bei Silversea, das Expeditionsschiff Silver Endeavour (ex-Crystal Endeavor), startet seine neue Karriere am 21. November 2022 und legt im Winter 2022/23 insgesamt 12 Antarktis-Reisen von unterschiedlicher Länge auf. Nebst Abfahrten ab Puerto Williams (Chile) sind mit dem Fly-Cruise-Konzept auch Reisen ab King George Island programmiert, wobei die Fahrt durch die Drake Passage vermeiden werden kann.
Mein Schiff 4 wird zur Narrenhochburg. Karnival ist vom 1. bis 5. Mai 2023 auf der Mein Schiff 4 von Palma de Mallorca über Korsika nach Barcelona und zurück nach Palma angesagt. Stimmungsbands, Mitsingkonzerte, Meet & Greets, Tanzkurse etc. sorgen für die entsprechenden Höhepunkte an Bord.
Plantours legt 2023/24 eine Monsterreise auf. Geschlagene 250 Tage wird die Hamburg, das freundliche Schiff der deutschen Plantours für maximal 400 Gäste, vom 29. Juli 2023 bis 3. April 2024 auf einer fortlaufenden Route unterwegs sein, die natürlich auch in einzelnen Abschnitten buchbar ist. Von Deutschland geht es über Spitzbergen, Grönland und Nord- und Südamerika bis in die Antarktis, von dort führt die Route weiter nach Südafrika und zu den Trauminseln im Indischen Ozean, nach Asien mit Indien, Sri Lanka und dem Oman, ehe die Hamburg nach acht Monaten den Zielhafen Istanbul erreicht. Das Schiff führt Zodiacs für Anlandungen mit, und spezielle Ausflüge führen u.a. zu den Galapagos Inseln oder zum Machu Picchu.
World Voyager präsentiert Programm 2023/24. Das Expeditionsschiff World Voyager von Nicko Cruises hat 2023/24 nebst klassischen Mittelmeerreisen vor allem aussergewöhnliche Routen in Westeuropa, in Mittel- und Südamerika und in der Karibik auf dem Programm, ebenso Fahrten nach Island und Grönland. ‘Slow Cruising’ und lange Liegezeiten stehen dabei im Vordergrund.
Oceania stellt Weltreise und Grand Voyages 2024/25 vor. Für 2025 hat Oceania Cruises die Weltreise mit einer Ost-West-Navigation neu ausgelegt. Vom 5. Januar bis 2. Juli 2025 besucht die Insignia während 180 Tagen insgesamt 89 Häfen in 32 Länder in Südamerika, Afrika, Asien und im Pazifik. Ausserdem kommen 2024/25 sieben Grand Voyages zwischen 50 und 11 Tage zur Durchführung, darunter vom 22. Dezember 2024 bis 6. März 2025 mit zwei Schiffen eine 74-tägige Ultimate Odyssey nach Australien, Asien und nach einem Transfer-Flug Südamerika.
Beat Eichenberger
