Das Rätsel ist gelöst: Mitte Juli liess eine Meldung der italienischen Fincantieri-Werft über den Bau eines neuen «ultra-luxury» Kreuzfahrtschiffes aufhorchen. Dabei wurde der Auftraggeber nicht genannt, was höchst ungewöhnlich ist und für Spekulationen sorgte.
Nun ist klar: Hinter dem Auftrag steht die in Toronto beheimatete Luxus-Hotelkette Four Seasons, die mit Four Seasons Yachts ins Cruise-Business einsteigt. Wie das Unternehmen mitteilt, soll die erste Luxusyacht Ende 2025 auslaufen, es bestehen Optionen für zwei weitere Neubauten. Das Investitionsvolumen wird mit EUR 1,2 Mrd. angegeben.
Neue Luxus-Standards auf See
Wie Four-Seasons-Präsident Christian Clerc informiert, wird Four Seasons Yachts zusammen mit den Spezialisten von Marc-Henry Cruise Holdings (Malta) entwickelt. Als CEO der neuen Cruise-Sparte von Four Seasons wurde der Branchen-Crack Larry Pimentel ernannt, der zuletzt Azamara leitete und zuvor bei Seadream, Cunard und Seabourn war.
Der erste Neubau, der von Fincantieri schon im Juli bestätigt wurde, wird 207 Meter lang, 27 Meter breit und 14 Decks hoch. Er wird über 95 äusserst grosszügige und luxuriöse Suiten verfügen, die im Schnitt USD 4,2 Mio. kosten werden und mit bodentiefen Fensterfronten, hoher Decke und Balkon-Terrassen aufwarten.
Die Suitengrösse beginnt bei 54 qm (innen und aussen), 60% werden grösser als 76 qm sein. Die exklusive Funnel-Suite mit privatem Spa und Pool kommt gar auf 892 qm. Für die Innenausstattung zeichnet die renommierte Tillberg Design verantwortlich.
Die Megayachten sollen sich generell über eine aussergewöhnliche Geräumigkeit auszeichnen und neue Luxus-Standards im renommierten Four-Seasons-Stil auf See bieten. Der dominante Pool-Bereich am Heck wird auch als Aussen-Kino und für Events nutzbar sein. Auch eine Wassersport-Marina ist vorgesehen, ebenso eine Spa- & Wellness-Einrichtung.
Die Hotel-Cruisegesellschaften
Mit Four Seasons Yachts steigt nun eine weitere Hotelkette ins Cruise-Business ein. Bereits vor rund 30 Jahren stach Radisson mit einer eigenen Cruiseline in See, die inzwischen längst als Regent Seven Seas Cruises – Teil von Norwegian Holdings – im obersten Luxus-Segment erfolgreich unterwegs ist.
Im Oktober soll nach vielen Verzögerungen endlich auch The Ritz-Carlton Yachtclub mit ihrer ersten Yacht Evrima Fahrt im Luxus-Segment aufnehmen, zudem plant Aman Resorts den Bau einer neuen 50-Suiten-Hochseeyacht.
Gänzlich neu bewegt sich Four Seasons übrigens nicht auf dem Wasser: In den Malediven betreibt die Hotelkette schon seit einiger Zeit eine kleine Yacht.
Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:
Exploris – eine neue französische Reederei. Dass die Silver Explorer, das dienstälteste Expeditionsschiff von Silversea, im nächsten Jahr die Flotte verlassen wird, ist bekannt. Nun weiss man auch, wie es mit diesem Schiff weitergehen wird: Es wird für die neu gegründete französische Reederei Exploris in See stechen. Hinter Exploris steht Philippe Videau, einst Mitbegründer von Ponant. Er will mit dem in Exploris One umbenannten und renovierten Schiff für 120 Gäste ab Dezember 2023 ungewöhnliche Expeditionen für den französischsprachigen Markt auflegen. In der ersten Saison 2023/24 sind 30 Fahrten in der Antarktis vorgesehen, danach wird das Schiff via Amazonas und Westeuropa im Sommer 2024 die Arktis bereisen.
Ebenfalls neu: Compagnie Française de Croisières. Und gleich noch eine Neugründung in Frankreich: Die Privatinitiative Compagnie Française de Croisières will mit der ehemaligen Maasdam von Holland America Line ab nächstem Jahr traditionelle Seereisen für den französischsprachigen Markt aufnehmen. Vorgesehen sind mit dem in Renaissance umbenannten Schiff längere Reisen im Premium-Stil, als Fahrtgebiet steht in der ersten Saison vor allem Europa im Vordergrund.
Neues Karibik-Privatziel und weitere Disney-News. In den Bahamas entsteht mit Lighthouse Point auf Eleuthera ein neues, exklusives Privatziel für Disney Cruise Line. Die Stranddestination mit Restaurants, Shopping, Wasserpark etc. soll die Farben und den Stil der Bahamas reflektieren. Bebaut werden nur 20% des Geländes, die Energie wird zu 90% mit Photovoltaik gewonnen. Gleichzeitig gab Disney den Namen ihres zweiten Neubaus bekannt: Nach der Disney Wish in diesem Sommer wird die Disney Treasure 2024 zur Auslieferung kommen, ein Jahr später folgt ein dritter LNG-Neubau. Und erstmals wird 2023/24 mit der Disney Magic ein Disney-Schiff in Australien und im Pazifik kreuzen.
Havila sichert ihre Flotte finanziell ab. Die von den Russland-Sanktionen betroffene Finanzierung ihrer Schiffe über eine russische Leasing-Gesellschaft hat den neuen Norwegen-Anbieter Havila in einige Bedrängnisse gebracht. Das erste Schiff, die Havila Capella, musste im Vorsommer mehrere Wochen pausieren, und der zweite Neubau, die Havila Castor, konnte seine Fahrten im Frühling ebenfalls erst nach neuen Finanzlösungen aufnehmen. Doch nun sorgt eine Refinanzierung über EUR 370 Mio. für Sicherheit. Das betrifft sowohl die beiden bisherigen Schiffe wie die zwei nächsten Neubauten, die diesen Dezember (Havila Polaris) und im nächsten Frühling (Havila Pollux) in Dienst gehen sollen. Erbaut werden die Schiffe auf der türkischen Tersan-Werft.
Top-Entertainment auf den neuen MSC-Schiffen. MSC Cruises nimmt bis Ende Jahr noch zwei neue Schiffe in Dienst, die MSC World Europa und die MSC Seascape. Zu beiden Einheiten hat die Reederei nun das Entertainment-Angebot vorgestellt. So wartet die MSC World Europa u.a. mit drei konzertähnlichen Shows in der vielseitigen Luna Park Arena auf, fünf Produktionen im World Theater, vier Themen-Erlebnisse in der Panorama-Lounge und überraschende Pop-up Live-Ausstellungen auf dem ganzen Schiff. Die MSC Seascape ihrerseits bietet sechs neue Produktionen im Chora-Theater, ein neues Konzept im Le Cabaret Route und eine Vielzahl von interaktiven Unterhaltungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen.
Viking erhält zweites Polarschiff. Die norwegische Vard-Werft hat das zweite eisverstärkte Expeditionsschiff (Polar Class 6) für Viking, die Viking Polaris, ausgeliefert. Wie die Viking Octanis, die im Dezember 2021 ihren Dienst aufnahm, kann die Viking Polaris 378 Gäste aufnehmen. Der Neubau kommt in diesem Winter in der Antarktis zum Einsatz und wird im nächsten Sommer die Great Lakes befahren. Getauft wurde die Viking Polaris kürzlich am Tag des 25-Jahre-Jubiläums der Reederei in Amsterdam.
Hurtigruten Postlinie mit Hybrid-Schiff. Mit der umgerüsteten Richard With stellt Hurtigruten Norwegen (Postschifflinie) ihr erstes Hybridschiff vor. Es ist das erste von sieben Schiffen der Flotte, das aufgerüstet wurde und mit modernster Technologie ausgestattet ist, die sowohl die CO₂- wie die NOx-Emissionen erheblich reduziert. Bis zum Sommer 2023 erhalten zwei weitere Hurtigruten-Postschiffe Batteriepakete und neue Motoren, auf der gesamten Flotte von sieben Einheiten werden zudem SCR-Systemen zur Abgasreinigung installiert. Die Investitionen für diese Umwelt-Massnahmen belaufen sich auf rund EUR 100 Mio. Die Expeditionssparte von Hurtigruten hat bereits drei Schiffe mit Hybridantrieb in ihrer Flotte.
Costa veröffentlicht Nachhaltigkeitsbericht. Die Nachhaltigkeitsstrategie von Costa Kreuzfahrten stützt sich auf vier Themenbereiche. In einem ersten strategischen Bereich strebt die Reederei eine neue Generation von Schiffen an, die bis zum Jahr 2050 mit Netto-Null-CO₂-Emissionen betrieben werden können. Zudem soll die Energieeffizienz der bestehenden Flotte weiter verbessert und der Landstrom-Einsatz weiter ausgebaut werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist das konsequente Recycling an Bord und die Regeneration von Ressourcen (Wasseraufbereitung). Der dritte strategische Bereich konzentriert sich auf die Befähigung der Menschen um verantwortungsvolles Handeln zu stärken, und der vierte Bereich hat die Wertschöpfung in den Zielgebieten zum Thema.
Karibik & Sport 2022/23 mit Star Clippers. Alle drei Segel-Kreuzfahrtschiffe von Star Clippers nehmen im anstehenden Winter Kurs auf die Karibik und erstmals wieder an die Pazifikküste Costa Ricas. Speziell: Alle Routen lassen sich von ein- zu zweiwöchigen Segeltörns mit unterschiedlichen Zielen kombinieren, zudem ist das Wassersport-Angebot wie Stand Up Paddeling, Schnorcheln, Wasserski und eigene Ausfahrten mit kleinen Segeljollen inkludiert.
TUI Full Metal Cruise 2023. Nachdem die erste Full-Metal-Cruise 2023 an Bord der Mein Schiff 4 innerhalb von Stunden ausgebucht war, doppelt TUI Cruises vom 20. bis 24. September 2023 mit einer zweiten Durchführung nach. Von Kiel aus startet die lauteste Kreuzfahrt Europas zu einer viertägigen Reise über Kopenhagen und Oslo bis nach Hamburg. An Bord treten auf drei Bühnen und weiteren Locations Bands wie In Extremo, Clawfinger, Battle Beast, Night Demon und Metalite auf. Dazu wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Metal-Karaoke, Autogrammstunden, Lesungen, Kino, Musik-Workshops etc. geboten. TUI Cruises verspricht, dass es laut, hart und legendär wird.
Viva Cruises präsentiert Kulturreisen 2023. Krimi-Kreuzfahrten mit Autorenlesungen, Niederlande und Belgien für Geniesser sowie Cityhopping in Deutschlands Norden hat das ‘Kulturschiff’ Swiss Ruby von Viva Cruises 2023 im Programm. Mit nur 44 Aussenkabinen ist die Swiss Ruby das kleinste Schiff der Viva-Flotte und kann somit Wasserwege nutzen, die grösseren Schiffen verwehrt bleiben. Es ist vor allem auf Flüssen wie Neckar, Saar, Elbe, Weser, Havel, Maas und Ems auf Reisen mit kulturellem Programm unterwegs.
Neue Antarktis-Routen 2023/24 von Scenic. Die Scenic Eclipse erweitert das Angebot für Expeditionsreisen in der Antarktis und wartet 2023/24 mit zusätzlichen und neuen Routen auf. So werden einzelne längere Fahrten zum Beispiel mit Südgeorgien, dem Weddellmeer oder den chilenischen Fjorden kombiniert. Für Erstbesucher empfiehlt Scenic die 14-tägigen Antarktis-Highlights-Reisen mit der Discovery Yacht genannten Scenic Eclipse ab Ushuaia. Speziell sind bei Scenic die Erkundungstouren mit den beiden Hubschraubern und einem speziell angefertigten U-Boot.
Mit Silversea 2023/24 von Pol zu Pol. Der Expeditions-Neuzugang bei Silversea, die Silver Endeavour, steuert von Mai 2023 bis März 2024 auf 25 Reisen insgesamt 116 Kaltwetterziele in Nordeuropa, der Arktis und Antarktis an. Darunter befinden sich Erstanläufe in der wenig erforschten kanadischen Hocharktis, einschliesslich der Hudson Bay und der Ellesmere-Insel. In der Arktis haben Reisende zudem vom 1. Juli bis 21. September 2023 die Möglichkeit, fünf Reisen zu kombinieren um das Beste der Region in 82 Tagen zu entdecken. In der Wintersaison 2023/24 bietet die Silver Endeavour neun sechstägige Antarktis Bridge-Fly-Cruises an, bei der die Reisenden die Drake-Passage überspringen und nach King George Island fliegen. Silversea macht zudem auf ihre Alaska-Kreuzfahrten aufmerksam, die in den Sommermonaten vielseitige Entdeckungen versprechen.
Princess’ neue Schiffsgeneration startet 2024. Mit der ersten Einheit einer neuen Bauserie, der Sphere-Klasse, sticht Princess Cruises im Februar 2024 in See. Die mit 175’000 BRZ vermessene Sun Princess für 4300 Passagiere wird das bislang grösste Schiff der Reederei sein. Und: Als Haupttreibstoff kommt nun auch bei Princess Flüssigerdgas (LNG) zum Einsatz. Ein Highlight des neuen Cruiseliners wird eine schwebende, über drei Decks reichende gläserne Piazza im Zentrum des Schiffs sein. Auch der mehrstöckige, von einer gläsernen Kuppel überdachte The Dome wird für Beachtung sorgen. Die Sun Princess geht im Februar 2024 auf Jungfernfahrt und wird zunächst im Mittelmeer, ab Herbst dann in der Karibik kreuzen.
Aida macht Sommer 2024 buchbar. Das Programm von April bis Oktober 2024 von Aida Cruises umfasst unterschiedliche Kreuzfahrten in Nordeuropa, darunter Reisen mit der Aida Luna und Aida Sol zum Polarkreis, Fahrten rund um England und Irland, nach den Metropolen Westeuropas, in die Ostsee und nach den norwegischen Fjorden. Weitere Schiffe sind im Mittelmeer und nach den Kanaren im Einsatz. Auch interessante Transreisen sind im Angebot, so u.a. mit der Aida Aura von Kapstadt nach Teneriffa, mit der Aida Nova von Lissabon nach Kiel oder mit der Aida Blu von Korfu nach Antalya. Ab sofort sind zudem die Teilstrecken der 117-tägigen Weltreise 2023/24 mit der Aida Sol buchbar, wobei Abschnitte zwischen 33 und 84 Tagen möglich sind.
Beat Eichenberger
