«Ich sehe für Kreuzfahrten eher eine Chance als eine Gefahr»

Im Interview mit TRAVEL INSIDE berichtet Simon Gauch von MSC Cruises, inwieweit die Energiekrise und die Inflation ein Problem für Kreuzfahrten werden könnten.
Simon Gauch an Bord der MSC World Europa. ©LS

Simon Gauch startete im November 2019 bei MSC Cruises in der Schweiz als Director Sales.

In Doha sieht er sich nun das erste Mal das neueste Schiff der Reederei – die MSC World Europa – an und spricht im Interview mit TRAVEL INSIDE über seinen Start kurz vor der Pandemie und nimmt Stellung zu aktuellen Problemstellungen der Reisebranche.


Simon Gauch, wie haben Sie die Arbeit bei MSC mit Ihrem Start 2019 und dann mit der Pandemie erlebt?

Vor der Pandemie war das ein sehr interessanter Einstieg, denn nach zwei Wochen fand gerade die Taufe der MSC Grandiosa statt. Wir hatten sehr viele Pläne und die Buchungen für den Sommer 2020 waren sehr gut. Leider kam dann die Pandemie und wir mussten viele dieser Buchungen stornieren.

MSC hatte schnell ein Health & Safety-Konzept entwickelt und wir waren eine der ersten grossen Reedereien – wenn nicht sogar die erste grosse – die mit der MSC Grandiosa wieder gestartet ist im Sommer. Zwei Sachen sind mir dabei aufgefallen: der grosse Wachstum zu Beginn, aber auch die Disziplin, die vor allem auch beim Staff an Bord an den Tag gelegt worden ist, das Health & Safety-Konzept umzusetzen. Es war natürlich schon herausfordernd, aber ich habe sicher auch viel gelernt in dieser Zeit.

Haben sich für MSC in der Zeit auch Chancen ergeben?

Das würde ich schon sagen, ja. Wir waren mit dem Team in den ganzen zweieinhalb Jahren präsent – auch durch die Aussendienstler und die Key Accounts – und wir haben die Kommission beibehalten und im Marketing unterstützt. Ich glaube, das hat auch das Vertrauen in die Marke gestärkt. Es hat MSC ausgezeichnet, dass wir erreichbar waren.

Können Sie eine Prognose abgeben, wie die MSC World Europa am Schweizer Markt ankommen wird?

Die kommt sehr gut an – das ist eine unserer Top-Touren diesen Winter. Manchmal wird da auch die Kapazität auf den Flügen knapp. Der Mix aus den Destinationen am Arabischen Golf in Verbindung mit dem neuen Schiff stimmt.

Das Schiff fasst aufgerundet ca. 7000 Passagiere. Bleibt da überhaupt noch das klassische «Schiffsfeeling»?

Ich denke schon. Auf dem Schiff gibt es viele Bereiche, bei denen man raus gehen kann und die Seeluft spürt. Das ist der Vorteil dieser V-Form, dass man dadurch viele Aussenbereiche hat. Ich finde, das «Schiffsfeeling» hat man definitiv.

Wie ordnen Sie da die Kritik ein, es gäbe zu wenig Aussenbereiche?

Ich persönlich finde, die MSC World Europa hat viele Aussenbereiche. Die meisten Bars auf Deck 8 haben Aussenbereiche und bei der World Promenade kann man hinaus geben. Zudem gibt es den ganzen oberen Bereich und der Yacht Club besitzt 1700m2 Aussenfläche.

Ich finde, dieses Schiff hat viele Möglichkeiten, hinaus zu gehen und auch viele der Kabinen bieten die Möglichkeiten dazu. Bei den neuen Kategorien mit Infinity Balcon kann man die ganze Front herunter lassen und bei den Kabinen mit Inside-View kommt man auch nach draussen.

Könnte man aufgrund der Grösse des Schiffes sagen, es geht wieder in Richtung von ‘Volumenkreuzfahrten’?

Die MSC World-Schiffe sind von langer Hand geplant und diese werden geplant aufgrund der Nachfrage. Es gibt da natürlich schon ein Wachstum, aber die grossen Schiffe werden in der Regel auch in den Häfen eingesetzt, die auch für mehr Passagiere ausgelegt sind. Man würde mit einem solchen Schiff beispielsweise nicht vor Mykonos anlegen. Im Sommer befahren wir das westliche Mittelmeer und da sind die Häfen natürlich entsprechend ausgerüstet was Terminals und die Destinationen angeht.

Auch das Schiff selbst ist eine Destination. Die Leute verbringen auch sehr viel Zeit an Bord, was das Land ein wenig entlastet. Die MSC World Europa haben Sie selbst gesehen: das Schiff ist wunderschön und man kann hier wahnsinnig viel machen. Es gibt auch Leute, die verbringen ihre ganze Kreuzfahrt an Bord und gehen fast gar nicht an Land.

Der Punkt Energiekrise ist auch ein Thema. Wirkt sich das bereits bei MSC aus?

Ich wüsste nicht, dass sich die Preise erhöhen. Ich denke, wir sind eine gute Alternative für Reisen auf dem Land, wo man steigende Preise bereits beobachten kann. Wenn man das Budget im Auge behalten muss, kann man es sehr gut vorab kalkulieren und hat trotzdem alles, was man möchte.

Mit attraktiven Preisen sind wir auch beim Thema Inflation eine gute Alternative: Ich sehe da für Kreuzfahrten eher eine Chance als eine Gefahr. Wir versuchen sicher, attraktive Preise zu halten, können aber natürlich nicht für das gesamte Unternehmen sprechen, da wir auch von den Lieferketten abhängig sind. Im Moment stehen aber keine Preiserhöhungen an.

Haben Sie ein Lieblingsschiff?

Das ist eine schwierige Frage. Bisher war es die MSC Bellissima, aber nach diesen Tagen an Bord der MSC World Europa bin ich langsam etwas unschlüssig. Ich denke, es ist jetzt wohl die MSC World Europa. Das Schiff gefällt mir wahnsinnig gut – auch die Aussenbereiche übrigens.

Interview: Luisa Schmidt, Doha