Kein Chaos auf See

Der Trend geht 2022 zu langfristigen Buchungen – volle Schiffe sind aktuell noch ein Ding der Vergangenheit.
©Pixabay / Juan Manuel Cortés
Marco Strub ©Hotelplan

Die Nachfrage nach Ferien boomt. Wo die Erholung in der Tourismusbranche noch auf sich warten lässt, ist auf den Kreuzfahrtschiffen. Neben den noch andauernden Einschränkungen durch die Pandemie stellen auch erhöhte Ölpreise eine Herausforderung für die Reedereien dar.

«Dieses Jahr rechnen wir mit der Hälfte des Buchungsvolumens im Vergleich zu 2019», sagt Marco Strub, Manager Cruises Hotelplan Suisse, zu den aktuellen Buchungszahlen. Ähnlich sieht es auch beim Cruise Center aus: «Wir haben mit einen Buchungsvolumen 2022 gegenüber 2019 von nur mit 50% gerechnet; Ende Juni waren wir aber weit über unseren Erwartungen», sagt Geschäftsführer George Studer.

George Studer, Geschäftsführer Cruise Center
©Cruise Center

Ein wichtiger Faktor dürfte dabei auch das Alter der Passagiere sein. Über die Hälfte der Passagiere weltweit sind 50 Jahre und älter, zeigt eine Umfrage von Statista, die die Altersstruktur der Passagiere auf dem weltweiten Kreuzfahrtmarkt im Jahr 2020 aufzeigt; 34% sind sogar 60 Jahre und älter. Dagegen kommen die 20 bis 49-Jährigen auch gerade mal auf 35%.

Es liegt auf der Hand, dass die Altersgruppen, die den grössten Umsatz generieren, aus gesundheitlichen Gründen zunächst zurückhaltend buchen. «Die Kundschaft ist noch verunsichert. Dadurch, dass die Reedereien auch auf vollständige Impfung beharren, schränkt dies das Kundensegment ein», erklärt Cornelia Gemperle, General Manager bei Kuoni Cruises, die aktuelle Lage.

Kleine Schiffe und Luxus-Kreuzfahrten sind gefragt

Eher gefragt seien aktuell kleinere Schiffe mit weniger Passagieren. «Gerade Kreuzfahrten mit kleineren oder exklusiveren Schiffen werden für nächstes Jahr oder sogar 2024 wieder vermehrt gebucht», zeigt Marco Strub auf. Premium- und Luxus-Kreuzfahrten laufen nach seinen Aussagen gut bei Hotelplan. «Die grösseren Schiffe werden bis jetzt auch für die Winter-Saison noch zurückhaltend gebucht.»

Roman Pfister, Cruisetour
© Geri Born

2022 seien zudem Schiffsreisen in europäischen Gewässern häufig gefragt: Im Mittelmeer sei die Nachfrage am grössten, führt er weiterhin an. Für den Winter seien jedoch andere Zielgebiete beliebt. Bei den Veranstaltern laufen die Emirate, Karibik und auch das Rote Meer gut. Allerdings habe «der Trend der Kurzfristigkeit einen gewissen Einfluss auf die Nachfrage für den Winter», räumt Roman Pfister, Geschäftsführer von Cruisetour, ein. Dennoch sei man aktuell mit der Nachfrage für Winterbuchungen zufrieden.

Für das Cruise Center ist das Comeback der Karibik eine schöne Überraschung. «Dabei spielen die Ausgangshäfen Miami und Fort Lauderdale eine zentrale Rolle», sagt Studer über die Rückkehr zu Kreuzfahrten ab der USA.

Preisniveau unter dem Durchschnitt
Cornelia Gemperle / zVg

Preislich bestünde aktuell der Kampf zwischen erhöhten Treibstoffpreisen und Kabinen, die gefüllt werden sollten. «Reedereien, welche Turnusfahrten und grosse Kapazitäten haben, kommen da öfters unter Preisdruck und da kann der Gast aktuell schon interessante Schnäppchen oder offerierte Zusatzleistungen ergattern», erläutert Cornelia Gemperle die aktuelle Menge an Rabattaktionen bei den Reedereien mit grossen Flotten.

Ähnliches berichtet Roman Pfister: «Für langfristige Abfahrten, insbesondere für beliebte Routen, sind die Preise etwas gestiegen. Ansonsten merkt man nicht allzu grosse Unterschiede und für kurzfristige Buchungen liegt das Preisniveau teils deutlich unter dem Durchschnitt.»

Eine signifikante Erholung der Kreuzfahrtbranche dürfte also ab 2023 zu erwarten sein. Bis dahin fahren noch viele grössere Schiffe ohne volle Auslastung und kurzentschlossene Buchungswillige könnten hier noch den einen oder anderen Rabatt für sich nutzen.

Luisa Schmidt