Kreuzfahrt geht Klimaziele an

MSC plant ein wasserstoffbetriebenes Kreuzfahrtschiff, Aida Cruises ein Zero-Emission-Schiff – und weitere aktuelle Cruise-News.
Landstromanlage von Aida in Warnemünde. ©Aida

16Bis im Jahr 2050 muss die Schifffahrt ihren CO2-Ausstoss im Vergleich zum Referenzjahr 2008 um mindestens 50% reduzieren (Ziel wären 70%), so die schon vor drei Jahren definierte Vorgabe der internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO. Die internationale Schifffahrt verursacht gut drei Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen, wobei der Anteil der Kreuzfahrtschiffe am Total der zivilen Flotte weit unter einem Prozent liegt.

Hoffnungsträger Wasserstoff

Immer mehr Reedereien kommunizieren inzwischen ihre Zielvorstellungen, wie sie dieser Mindestanforderung gerecht werden wollen. So geht etwa MSC Cruises weiter und will bis 2050 einen CO2-neutralen Betrieb erreichen. Dazu hat die Reederei zusammen mit der Fincantieri-Werft und dem Energieinfrastrukturunternehmen Snam kürzlich eine Machbarkeitsstudie für den Betrieb eines wasserstoffbetriebenen Kreuzfahrtschiffes und der dazu erforderlichen Infrastruktur initiiert.

«Grüner» Wasserstoff kann ohne fossile Brennstoffe hergestellt werden und ist, wenn erneuerbare Energien zur Aufspaltung von Wasser bei der Elektroanalyse verwendet werden, über den gesamten Lebenszyklus emissionsfrei. Er kann zur Erzeugung von elektrischem Strom durch eine Brennstoffzelle verwendet werden, wobei nur Wasserdampf und Wärme freigesetzt werden, hält MSC dazu fest.

Die Umstellung von fossilen Brennstoffen, zu denen letztlich auch die aktuelle «Übergangslösung» LNG gehört (Flüssigerdgas, reduziert die CO2-Emissionen um ca. 20%), auf einen emissionsfreien Antrieb ist die ganz grosse Herausforderung, welche die Schifffahrt (wie die gesamte Mobilität) in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu bewältigen hat. Aber auch viele weitere Elemente wie Landstrom, Hybrid-Lösungen (z.B. Biokraftstoff, Batteriespeicher, Sonne und Wind) oder bauliche und betriebliche Massnahmen gehören zur Wende.

Aida plant erstes Zero-Emission-Schiff

Noch schneller vorwärts gehen als MSC will nun Aida Cruises: Bis 2040, also zehn Jahre vor den Klimazielen der International Maritime Organization (IMO), will das Unternehmen mit seiner Flotte emissionsneutral auf Kurs sein. Aida hat schon früh Entwicklungen, die in diese Richtung zielen, angestossen: So etwa im Bereich der Landstromversorgung oder mit der Inbetriebnahme des ersten LNG-Schiffes überhaupt, der Aida Nova.

Aktuell sind zehn Schiffe der Aida-Flotte landstromfähig, in diesem Jahr wurden neue Landstromanlagen in Kiel und Rostock eröffnet. Ende Jahr kommt der zweite LNG-Liner Aida Cosma, auf der Aida Nova will man erstmals mit Brennstoffzellen Erfahrungen sammeln und im nächsten Jahr soll auf einem Schiff das grösste Batteriespeichersystem in der Kreuzfahrt eingesetzt werden.

Wie Aida Cruises ausführt, investiere man im Rahmen der Green Cruising Strategie nicht nur in modernste Umwelttechnologie für die Neubauten, sondern beschäftige sich auch intensiv damit, technische Lösungen für die Schiffe der bestehenden Flotte zu finden. Dabei gehe es zum Beispiel um die Frage, ob man bereits in naher Zukunft so effiziente Brennstoffzellen auf einem Schiff nachrüsten kann, dass diese einen grossen Teil des Energiebedarfs wie etwa für den Hotelbetrieb liefern könnten.

Bereits im Jahr 2030 will Aida Cruises das erste Zero-Emission-Schiff einsetzen, zehn Jahre später soll die gesamte Flotte klimaneutral unterwegs sein.


Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:

Oceania Cruises: Die neue Vista ist buchbar

Am 14. April 2023 startet in Barcelona die Jungfernfahrt der Vista von Oceania Cruises, der ersten Einheit der neuen Allura-Klasse, die bei Fincantieri entsteht (66’000 BRZ, 1200 Pax). In ihrer Eröffnungssaison legt die Vista 18 Reisen zu mehr als 24 Ländern auf vier Kontinenten auf: Nach verschiedenen Fahrten im Mittelmeer geht es im August nach Grossbritannien und über den Atlantik in nordamerikanische Gewässer. Diese Reisen sind nun seit 15.9. buchbar.

Owners Suite der Oceania Vista. ©Oceania

Gleichzeitig hat Oceania weitere Einblicke in den vielversprechenden Neubau gewährt: So erstrecken sich die drei je 223 Quadratmeter grossen und im Ralph Lauren Home-Design gehaltenen Owner’s Suiten über die gesamte Breite des Schiffes. Im gleichen Design ist übrigens auch die Bibliothek gehalten. Und für Solo-Traveller werden neuartige Einzel-Aussenkabinen zur Verfügung stehen.

Silversea-Schiffe in der Antarktis ©Silversea

Silversea bestätigt Antarktis-Reisen 2021/22

Silversea Cruises konnte sich mit den chilenischen Behörden einigen und setzt im kommenden Winter drei Schiffe nach der Antarktis ein: Die Silver Cloud und Silver Wind stechen von Punta Arenas aus in See, während die Silver Explorer von Puerto Williams aus startet. Der Anflug erfolgt via Santiago de Chile nach Punta Arenas.

MSC verlängert Fahrten ab Dschidda 2021/22

Die MSC Bellissima, die bereits seit diesem Sommer für den lokalen Markt ab Dschidda im Roten Meer kreuzt, wird im Winter 2021/22 in der Region bleiben. Ab dem 30. Oktober legt das Schiff einwöchige Turnusfahrten für den internationalen Markt nach Ra’s al-Abyad, Akaba, Safaga, Al-Wadschh und Yanbu auf – ein interessantes neues Angebot auf dem Cruise-Markt.

Seabourn plant Mittelmeer 2022

Im Vorsommer 2022 werden sowohl die Seabourn Quest wie die Seabourn Sojourn ihren Betrieb wieder aufnehmen und im Mittelmeer kreuzen. Die Quest ist ab Mai in der Adria und im Ionischen Meer unterwegs, läuft danach Ziele in Spanien, Portugal und Frankreich an und besucht schliesslich Grossbritannien. Die Sojourn startet im Juni im westlichen Mittelmeer. Wie die Reederei zudem mitteilt, werden die zuvor geplanten Antarktis- und Südamerika-Reisen 2022 der Seabourn Quest storniert.

Neue Restart-Daten von Holland America

Die Volendam (in Europa) und die Zaandam (in Kanada/Neuengland) von Holland America Line werden im Mai 2022 den Kreuzfahrtbetrieb wieder aufnehmen. Sie gesellen sich damit zur Eurodam, Koningsdam, Nieuw Amsterdam, Nieuw Statendam, Rotterdam und Zuiderdam, die bereits wieder in Dienst gestellt wurden oder ab November 2021 kreuzen. Wie HAL weiter mitteilt, werden die Grand World Voyage und die Grand South America and Antarctica Voyage von 2022 auf 2023 verschoben.

Amadeus neu über Cruise Compass buchbar

Ab sofort können die DACH-Reisebüros Reisen von Amadeus Flusskreuzfahrten über Cruise Compass buchen, Die Beratungs- und Buchungs-Software bietet einen einfachen und übersichtlichen Zugang zu allen Flussreisen des Premium-Veranstalters. Die Reisebüros können so aus der Beratung direkt in die Buchung einsteigen, ohne die Plattform zu wechseln.

Hurtigruten taufte die Fritjof Nansen

Am 14. September hat Hurtigruten die Fridtjof Nansen, das neuste Hybrid-Expeditionsschiff ihrer Flotte, in Spitzbergen getauft. Taufpatinnen waren die zwei Polar-Forscherinnen Sunniva Sorby (Kanada) und Hilde Falun Strom (Norwegen). Im Winter 2019/2020 haben sie als erste Frauen allein in der Natur des arktischen Spitzbergen überwintert.

Mehr Details zur Seven Seas Grandeur

Regent Seven Seas Cruises hat weitere Informationen zum Design ihres neusten Schiffs Seven Seas Grandeur veröffentlicht, das im November 2023 ab Barcelona in See stechen wird. Das Schiff wird von der Regent Suite bis zur Veranda Suite über insgesamt 15 Suiten-Kategorien verfügen, darüber hinaus erhalten die Restaurants Prima 7 und Chartreuse ein neues Design und die Observation Lounge wird neugestaltet. Reservierungen für die Eröffnungssaison in amerikanischen und karibischen Gewässern sind ab 22. September 2021 möglich.

Princess Cruises Japan-Programm 2023

Die Diamond Princess wird im übernächsten Jahr auf 57 Fahrten von Yokohama und Kobe aus insgesamt 38 Destinationen in Japan, Taiwan, Südkorea und Russland anlaufen. Schwerpunkt bilden dabei die Küstenstädte Japans, die nicht nur zur Zeit der Kirschblüte angelaufen werden.

… und weitere Ship-News:

Der Start für das erste Schiff der neuen Cruise-Marke Ritz-Carlton Yacht Collection, die Evrima, wird coronabedingt erneut verschoben und soll nun am 6. Mai 2022 in Lissabon erfolgen. Auch der für 2022 geplante Neubau für Cunard wird gemäss Medienmeldungen voraussichtlich erst 2024 in Dienst gestellt. Celestyal Cruises hat die erst vor einem Jahr übernommene ex-Costa Neoromantica, die in Celestyal Experience umbenannt wurde, bereits wieder verkauft, ohne dass das Schiff je mit Gästen für Celestyal zum Einsatz kam. Und ein weiterer Verkauf betrifft die Crystal Esprit, die kleinste Einheit von Crystal Cruises.

(Beat Eichenberger)