Last Call für die Antarktis-Saison

In diesen Tagen starten die ersten Expeditionsreisen in die Antarktis – und weitere aktuelle Cruise-News vom TRAVEL INSIDE-Kreuzfahrtexperten.
Die Antarktis ist offen ©Silversea
Beat Eichenberger, TRAVEL INSIDE Cruise-Spezialist

Diese Schiffsreisen gehen wohl kaum jeden Tag kurzfristig über den Counter, sind aber in diesen Zeiten eine spezielle Erwähnung wert. Wer für die nächsten Monate noch eine ganz besondere Reise sucht und dafür ein entsprechendes Budget einzusetzen bereit ist, der wird in der Antarktis fündig. Expeditionsfahrten mit kleinen, eisverstärkten, ausschliesslich mit Marine Gasoil betriebenen und von Experten begleiteten Schiffen in die Eiswelten der antarktischen Halbinsel mit ihren Pinguin-Kolonien gelten oft als «once-in-a-lifetime»-Erfahrung.

Lange war nicht klar, ob die diesjährige Antarktis-Saison überhaupt stattfinden kann. Doch mit der Öffnung vieler Häfen in Südamerika, insbesondere von Punta Arenas in Chile und Ushuaia in Argentinien, den zwei wichtigsten Ausgangshäfen für derartige Reisen, atmeten die spezialisierten Reedereien auf und bestätigten ihre Programme. Eines der wenigen «exotischen» Fernziele für Schiffsreisen ist somit unter strikten Bedingungen wie z.B. der Maximalzahl für Zodiac-Landgänge von gleichzeitig 100 Personen erlebbar.

Erste Schiffe sind inzwischen bereits unterwegs und werden am 4. Dezember 2021 die Sonnenfinsternis «mitnehmen», die nur in der Antarktis sichtbar ist. Auch für Antarktisreisen gelten natürlich Covid-Massnahmen wie eine doppelte Impfung, Antigen-Test vor Boarding und die üblichen Vorkehrungen an Bord wie Hygiene- und Abstandsregeln oder Maskenpflicht im Innern. Folgende bekannten Reedereien haben ihre Antarktis-Saison 2021/22 kommuniziert:

Hapag-Lloyd Cruises: In diesen Tagen nimmt die deutsche Luxus-Reederei Hapag-Lloyd Cruises mit zwei ihrer drei neuen Expeditionsschiffen wieder Kurs auf den sechsten Kontinent: Die Hanseatic Nature und die Hanseatic Inspiration (mit dem bekannten Schweizer Kapitän Roman Obrist) starten mit je 199 Passagieren ab Ushuaia. Zur Wahl stehen 12-tägige Fahrten nach der antarktischen Halbinsel oder 16- bis 19-tägige grosse Antarktisrunden, die auch Südgeorgien und die Falkland-Inseln umfassen. Eine spezielle Reise führt übrigens Background Tours im Februar 2022 mit dem Charter der Hanseatic Nature durch.

Hurtigruten: Der norwegische Expeditions-Anbieter kehrt in der Saison 2021/22 mit zwei Schiffen in die Antarktis zurück: Das Hybridschiff Roald Amundsen startete bereits am 25. November ab Punta Arenas, am 14. Dezember folgt noch die Fram. Anreisende Gäste, die in Santiago de Chile ankommen, erreichen Punta Arena mit einem von Hurtigruten organisierten Charterflug. Nicht wie geplant zum Einsatz kommt die Fridtjof Nansen.

Ponant: Bereits am 1. November brach mit der Le Commandant Charcot das erste Schiff der französischen Ponant ab Punta Arenas Richtung Antarktis auf. Dabei handelt es sich um einen revolutionären Eisbrecher der Polarklasse 2. Insgesamt ist Ponant bis März 2022 mit vier eisverstärkten Schiffen in der Antarktis unterwegs. Zusätzlich zur Commandant Charcot sind dies Le Boréal. L’Austral und Le Lyrial. Mit 12 unterschiedlichen Routen und 30 Abfahrten ist die Ponant-Palette sehr vielfältig.

Silversea: Die internationale Luxus-Reederei Silversea besucht mir drei Schiffen die Antarktis: Die Silver Wind und die Silver Cloud legen ab Punta Arenas ab, während die Silver Explorer ab Puerto Williams in See sticht (alle Chile). Die Fahrten dauern in der Regel 10 Tage, kürzere Erfahrungen bietet eine «Antarktisbrücke» mit Flug auf das King George Island. Die Silver Wind wurde diesen Sommer mit einem eisverstärkten Rumpf, dem Einbau neuer Technologie, einem weiter verbesserten Abwasser- und Abfall-Systemen etc. in ein Expeditionsschiff umgebaut.

Scenic: Die Scenic Eclipse, die erste Megayacht der internationalen Luxus-Reederei Scenic Discovery Yachts, startet ihre Antarktis-Saison am 7. Januar 2022 ab Ushuaia mit einer 14-tägigen Reise. Spezielle Höhepunkte sind etwa die Durchfahrt durch den Lemaire-Kanal, die Erkundung einer verlassenen Walfangstation oder die Besteigung eines Vulkankraters. Das futuristische Expeditionsschiff ist mit 200 Gästen unterwegs und verfügt auch über ein U-Boot zur Erkundung der Unterwasserwelt.

Crystal: Das erste Expeditionsschiff der US-internationalen Luxus-Reederei Crystal, der Neubau Crystal Endeavor für 200 Passagiere, hat seine Antarktis-Saison inzwischen bereits aufgenommen. Auf dem Programm stehen bis Februar 2022 acht Rundreisen ab Ushuaia zwischen 11 und 19 Tagen. Auch diese luxuriöse Megayacht führt ein U-Boot mit.

Swan Hellenic: Der neue internationale Expeditions-Anbieter mit traditionsreichem Namen hat eben seinen ersten Neubau Minerva auf der Helsinki-Werft getauft, der nun Richtung Ushuaia für verschiedene Antarktis-Fahrten in See sticht. Die Minerva, ein Schiff der Polarklasse 5, ist auf 152 Passagiere ausgelegt, im April 2022 soll bereits das Schwesterschiff Vega folgen. Ein dritter, etwas grösserer Neubau der Polarklasse 5 für 192 Passagiere ist für Ende 2022 terminiert.

Plantours: Auch die familiäre, modernisierte Hamburg der deutschen Reederei Plantours tummelt sich diesen Winter nach einer 64-tägigen Überfahrt von Hamburg nach Ushuaia auf einigen Fahrten in antarktischen Gewässern. Besucht werden u.a. die wissenschaftliche Forschungsstation auf King George Island, Half Moon Island, Deception Island oder der Neumayer Kanal.

Weitere spezialisierte Polar-Anbieter sind u.a. Antarctica21, Antarpply Expeditions, Aurora Expeditions, G Adventures, Heritage Expeditions, Lindblad Expeditions, Oceanwide Expeditions, Polar Latitudes, Poseidon Expeditions oder Quark Expeditions.


Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:

Vielreisende Sophia Loren. ©MSC

MSC Cruises fordert Sophia Loren alles ab: Schlag auf Schlag hat MSC Cruises in den letzten acht Tagen ihre zwei diesjährigen Neubauten getauft. Auf der karibischen Privatinsel Ocean Cay ging die Taufe der MSC Seashore über die Bühne, der ersten Einheit der Evo-Klasse, die nun ab Miami Karibikfahrten auflegt. Gleichzeitig wurde auf der Fincantieri-Werft das erste Schwesterschiff MSC Seascape zu Wasser gelassen, das im November 2022 zur Auslieferung kommen soll. Und vor wenigen Tagen ging in Dubai die Taufe der MSC Virtuosa über die Bühne, der vierten Einheit der inzwischen erweiterten Meraviglia-Klasse. Das Schiff kreuzt nun im Arabischen Golf ab Dubai nach Abu Dhabi, Sir Bani Yas Island und Doha.

Taufpatin für beide Schiffe war – wie bei MSC Cruises längst traditionell – der italienische Weltstar Sophia Loren. Der aus Sorrent stammende Firmengründer Gianluigi Aponte ist seit seiner Jugend ein grosser Verehrer der Ikone. Das Alter einer Dame sollte eigentlich Privatsache sein, doch was sich die 87-jährige Filmlegende, die auch einen Wohnsitz am Genfersee hat, in kurzer Zeit mit der Reiserei von Europa in die Karibik, an den Arabischen Golf und wieder zurück nach Europa zumutete, verdient höchsten Respekt.

Aida Bella in Dubai. ©Aida

Aida startet Dubai-Saison: Die Aida Bella hat ihre Saison im Arabischen Golf mit einwöchigen Kreuzfahrten ab Dubai nach Abu Dhabi und Muscat (Oman) aufgenommen. Die Route wird bis Mitte April 2022 befahren. Speziell: Die Aida Bella verweilt gleich drei Tage in Dubai, was einen ausgiebigen Besuch der Expo ermöglicht, die bis 31. März 2022 geöffnet ist. Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören bereits seit 2006 zu den Zielen der Aida-Flotte.

TUI Cruises hat neue Frühlingsfahrten: Nach einer kurzen Winterpause startet die Mein Schiff 5 Anfang März 2022 wieder mit Reisen im Mittelmeer. Neu aufgelegt wurden bis Anfang April einwöchige Kreuzfahrten ab/bis Palma de Mallorca, im April und Mai drei unterschiedliche einwöchige Kreuzfahrten ab/bis Heraklion durch die griechische Inselwelt. TUI Cruises verlangt von allen erwachsenen Gästen eine vollständige Impfung und einen Corona-Test (1G+).

Deutsche Behörde verärgert Cruise-Branche: Das Auswärtige Amt Deutschlands hat in einer Erklärung festgehalten: «Von der Teilnahme an Kreuzfahrten wird abgeraten». Es bestehe das Risiko, dass im Falle eines Covid-19-Ausbruchs an Bord eine Schiffsquarantäne drohe. Dieser Quarantäne-Hinweis wird von der Cruise-Branche vehement in Abrede gestellt: Längst hätten die Reedereien mit den angelaufenen Häfen Konzepte erarbeitet, bei denen allfällig Infizierte an Land gebracht und dort unter Quarantäne gestellt würden oder nach Hause reisen könnten. Ein ganzes Schiff unter Quarantäne zu stellen sei keine Option.

HAL-Privatinsel Half Moon Cay. ©HAL

Holland America Line lanciert fünftes Schiff: Nach der neuen Rotterdam, der Koningsdam, Eurodam und Nieuw Amsterdam hat Holland America Line mit der Nieuw Amsterdam das fünfte Schiff ihrer Flotte wieder in Dienst gestellt. Bis April 2022 legt das Schiff sieben- bis elftägige Karibik-Kreuzfahrten ab Port Everglades (Ft. Lauderdale) auf, die auch kombiniert werden können. Auf allen Fahrten wird die Privatinsel Half Moon Cay auf den Bahamas angelaufen.

Per Privatjet zum Schiff. ©Travelcoup

Emerald Cruises mit Travelcoup-Privatjet: Der deutsche Veranstalter für Privatjet-Pauschalreisen Travelcoup, der schon diesen Sommer ähnliche Angebote im Zusammenhang mit MSC Cruises auflegte, bietet neu auch An- und Abreise mit Privatjet für die neuen, exklusiven Yacht-Kreuzfahrten von Emerald Cruises an. Die neue Emerald Azzurra, eine Megayacht für rund 100 Passagiere, startet im Frühjahr 2022 mit ersten Reisen im Mittelmeer. Diese können mit Travelcoup bereits in Zürich beginnen: Eine 10-tägige Kreuzfahrt ab/bis Rom inklusiv Hin- und Rückflug im Privatjet ab/nach Zürich und Transfers ist ab CHF 8536 pro Person möglich. Ähnliche Möglichkeiten werden von weiteren Abflughäfen wie z.B. Genf angeboten.

Celestyal stellt sich finanziell neu auf: Nachdem Celestyal Cruises Ende August überraschend die diesjährige Saison beendet hatte, kamen Gerüchte um die finanzielle Situation der Cruisemarke der zypriotischen Louis Group auf. Nun hat die Gesellschaft eine «massgebliche strategische Investitionsvereinbarung» mit der Investmentfirma Searchlight Capitol Partners bekannt gegeben. Diese werde Celestyal in die Lage versetzten, die Marke weltweit zu stärken und die Flotte zu vergrössern und zu erneuern. Celestyal betreibt derzeit zwei Schiffe und nimmt im März 2022 wieder Fahrt im östlichen Mittelmeer auf.

Das Original. ©Hurtigruten

Hurtigruten mit Schweiz-Katalog: Hurtigruten Postschiffreisen, als «Das Original» unterwegs, hat für die Saison 2022/23 erstmals einen Katalog speziell für den Schweizer Markt zusammengestellt, der in der zweiten Auflage erschienen ist. Der Katalog bietet einem umfassenden Überblick über die Angebote auf der klassischen Route entlang der Fjord-Küste Norwegens inklusive An- und Abreiseoptionen für Reisende aus der Schweiz. Aufgeführt werden auch Einblicke ins Bordleben und Informationen zur Nachhaltigkeitsinitiative der Reederei. Seit diesem Sommer können Schweizer Reisebüros direkt mit Hurtigruten einen Agenturvertrag abschliessen. Dazu steht ein mehrköpfiges Schweiz-Team unter der Leitung von Estelle Grassler zur Verfügung.

Carnival bestätigt dritten LNG-Liner: Neben der Mardi Gras sowie der Carnival Celebration, die auf Ende 2022 terminiert ist, bestätigt Carnival Cruise Line für 2023 einen dritten Neubau der Excel-Klasse, der auf der Meyer Werft (D) gebaut wird. Die Carnival Jubilee wird wie ihre zwei Vorgängerinnen mit LNG (Flüssigerdgas) betrieben und soll ebenfalls über die spektakuläre Achterbahn Bolt verfügen.

Royal Caribbean verschiebt Neubauten: Im Zuge der Pandemie wird die Auslieferung verschiedener Neubauten der Royal Caribbean Group verzögert: Während die erste Einheit der neuen Icon-LNG-Bauserie für Royal Caribbean Int. wie geplant 2023 in Dienst gestellt werden soll, verschieben sich die zwei weiteren Icon-Schiffe um je ein Jahr auf 2025 und 2026. Ebenfalls um ein Jahr auf 2024 verzögert sich die Auslieferung eines weiteren Oasis-Klasse-Schiffs. Dasselbe gilt für die vierte Einheit der Edge-Klasse für Celebrity, die Celebrity Ascent, die ein Jahr später (2023) übernommen wird, eine fünfte Einheit dürfte nicht vor 2025 zum Thema werden. Auch bei TUI Cruises wird der Start einer neuen Mein Schiff 7 um ein Jahr auf 2024 verschoben, und je ein Jahr später als ursprünglich geplant, nämlich 2023 und 2024, wird Silversea ihre zwei Schiffe einer neuen Bauserie erhalten.

Paul Gauguin sistiert Bestellung: Paul Gauguin Cruises, mit ihrem Schiff in Französisch-Polynesien ein Begriff und heute Teil von Ponant, hat die Bestellung von zwei geplanten Neubauten bei der Vard-Werft vorläufig sistiert, berichtet «An Bord». Wann nun das Projekt in Angriff genommen wird, ist nicht bekannt. Die zwei mit einem Hybrid-Antrieb (LNG und Batterien) ausgestatteten Neubauten für je 230 Passagiere sind für den Einsatz in Polynesien vorgesehen.

Neubau Celebrity Beyond. ©Celebrity

Celebrity setzt 2023 auf Europa: Insgesamt sieben Schiffe will Celebrity Cruises, die ihre Wurzeln einst als Chandris in Griechenland hatte, im Sommer 2023 in Europa positionieren, darunter die neusten Schiffe der Edge-Klasse: Die Celebrity Edge, die Celebrity Apex, die kürzlich in Ft. Lauderdale getauft wurde und die Celebrity Beyond, die im April 2022 auf Jungfernfahrt geht. Die weiteren Einheiten sind die Celebrity Silhouette, Constellation, Infinity und Reflection. Angeboten werden mit dieser Armada eine grosse Auswahl von 5- bis 14-tägigen Routen im Mittelmeer und in Nordeuropa. Neu angesteuert werden Alexandria (Aegypten) oder Flam (Norwegen), in elf Städten bleiben die Celebrity Schiffe zwei Tage.

Princess Cruises geht 2024 auf Weltreise: Eine 111-tägige Weltreise legt die Island Princess Anfang 2024 auf und besucht dabei 51 Häfen in 27 Ländern auf sechs Kontinenten. Ab Los Angeles führt die 33’000-Seemeilen-Reise durch die Südsee nach Australien, Südostasien, Arabien, durch den Suezkanal ins Mittelmeer, über den Atlantik nach Florida und durch den Panamakanal zurück nach Los Angeles. Der Ab-Preis beläuft sich auf 19’492 Franken, es sind auch einzelne Abschnitte buchbar.

Azamara stellt Weltreise 2024 vor: Der 2021 von Azamara übernommene Neuzugang Azamara Onward, ein R-Klass-Schiff und zuletzt als Pacific Princess unterwegs, startet im Januar 2024 in Ft. Lauderdale auf eine 155-tägige Weltreise nach über 40 Ländern. Speziell: In 22 Häfen sind Übernacht-Aufenthalte geplant und in weiteren 27 Häfen sehr späte Ausläufe.

(Beat Eichenberger)