«LNG ist nur ein Zwischenschritt»

Steigen wegen der teuren Umweltbemühungen der Reedereien jetzt die Kreuzfahrtpreise? Diese und andere Fragen erörterten Cruise-Spezialisten an der Podiumsdiskussion im Cruise Village.

Im Cruise Village fand um die Mittagszeit eine Podiumsdiskussion zum Thema «Cruise-Bashing – Fakten, Argumente und Kundensicht» vor vollbesetzten Rängen statt. Einleitend fragte Moderator Beat Eichenberger, Chefredaktor Cruisetip, das Publikum nach seiner Meinung: Wer erachte das Cruise-Bashing als teilweise gerechtfertigt? Zögerlich hoben sich einige Hände. Gäste der Podiumsdiskussion waren Vertreter der gesamten Vertriebskette: Dominika Lange, Verkaufschefin von Aida Cruises Schweiz, Cornelia Gemperle, Geschäftsführerin von Kuoni Cruises und Albert Rüegsegger, Filialleiter Passage Reisen. Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) habe sehr erfolgreich den Begriff «Dreckschleudern» geprägt, rief Eichenberger in Erinnerung, und damit lange die Themenführerschaft innegehabt. Mittlerweile habe bei den Reedereien ein Umdenken stattgefunden, beobachtet Cornelia Gemperle von Kuoni Cruises. «Heute informieren sie besser und führen auch Schulungen zu Umweltthemen durch.» Die Podiums-Gäste waren sich alle einig, dass man die Naturschützer zu lange habe gewähren lassen und die Reedereien zu spät reagiert hätten. Eine Ausnahme ist Aida Cruises: Die deutsche Reederei (die übrigens zur amerikanischen Carnival Corporation gehört) ist Vorreiterin in Sachen «green cruising», hat zum Beispiel letztes Jahr das erste mit Flüssigerdgas betriebene Schiff lanciert, die Aida Nova.

Auch ein Scrubber stösst CO2 aus

In viele der bereits bestehenden Schiffe der Flotte werden Dominika Lange zufolge Scrubber eingebaut, eine Art Abgasreinigungssystem, das den Feinstaub und andere schädliche Stoffe rauswäscht. «Es werden Millionensummen investiert», so Lange. Jedoch: Auch ein Scrubber stösst Emissionen aus, zudem geht die LNG-Verfügbarkeit in den Häfen sehr schleppend voran. Sehr anschaulich stellte Moderator Beat Eichenberger dar, dass derzeit alle zwei Wochen ein LNG-Tanker von Rotterdam aus ins Fahrtgebiet der Aida Nova geschickt wird, um diese mit Flüssigerdgas zu betanken. «Ich stelle mir gerade vor, dass alle Schiffe irgendwann einen LNG-Tanker im Schlepptau haben», sagte Rüegsegger. Das könne nicht der Sinn der Sache sein. Für Aida Cruises sei LNG jedoch mehr «ein Zwischenschritt», entgegnete Lange. «Derzeit ist Aida Cruises auf der Aida Perla gerade dabei, in ein Batterie-Speicherungssystem zu investieren.»

Steigen jetzt die Preise?

Die Branche tut viel – und das kostet viel. «Im hochpreisigen Segment würden die Kunden einen Preisaufschlag bezahlen», zeigten sich Rüegsegger und Gemperle überzeugt. Nicht jedoch bei Standard-Schiffen, die das grösste Volumen ausmachen. «Ich denke, dass die Reedereien bereit sind, weniger zu verdienen», sagte Rüegsegger. Die grössten Player haben letztes Jahr einen Gewinn von 5 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Und wie sieht die Zukunft der Kreuzfahrtindustrie aus? «In irgeneindeiner Form wird es in Richtung emissionsfreie Kreuzfahrt gehen», so Gemperle. Bis es soweit ist, müssen Zwischenschritte genügen. (ET)