MSC-Chef Vago: «Die Fahrten rentieren im Moment nicht.»

Er ist davon überzeugt, dass sein Unternehmen die Krise überlebt.
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Pierfrancesco Vago (59) ist Chef der Genfer MSC Cruises. In einem Interview im «Blick», erklärt er, dass MSC schon in den Anfängen der Pandemie im Notfall-Modus war. Ab März musste die Reederei 70’000 Passagiere und 30’000 Crew-Mitglieder aus aller Welt sicher nach Hause bringen. Das war eine Herausforderung, da gewisse Länder zeitweise nicht mal mehr die eigenen Bürger wieder einreisen liessen.

Die 17 Kreuzfahrtschiffe von MSC sind in der ganzen Welt verteilt, so dass sie überall bereit sind, sobald man wieder loslegen könne. Je rund 50 Crew-Mitglieder seien für den Unterhalt an Bord zuständig. «Die Schiffe müssen bewegt werden, sonst entstehen Schäden, denn sie sind zum Fahren gemacht, nicht zum Stehen», gibt Pierfrancesco Vago zu bedenken.

Die 30‘000 Mitarbeitenden wurden bis anhin nicht entlassen. Die Büroangestellten rund um den Globus erhalten lokal staatliche Unterstützung. Crew-Mitglieder haben auch in normalen Zeiten befristete Verträge. Das bedeutet, dass die meisten von ihnen – da die Verträge im Zuge der Pandemie ausgelaufen waren – momentan auf neue Verträge warten, die starten, sobald die Schiffe wieder auf See sind.

Im Moment finden wieder Kreuzfahrten statt

Im Moment finden wieder Kreuzfahrten in Italien statt. Um diese durchzuführen hat MSC ein 500-seitiges Sicherheitskonzept entwickelt. Der wichtigste Pfeiler: das Testen von jeder Person an Bord. Die Crew-Mitglieder müssen sich dreimal testen lassen: vor der Abreise in ihrer Heimat, beim Einschiffen, dann müssen sie 14 Tage in Quarantäne, und erst nach dem dritten Test dürfen sie mit der Arbeit beginnen.

Und die Passagiere müssten einen Antigen-Test machen. Wenn jemand positiv getestet werde, mache MSC den klassischen PCR-Test. «Ich halte das Testen für die wichtigste Massnahme überhaupt, damit unsere Welt wieder in eine Art Normalzustand kommt», sagt Pierfrancesco Vago. Auf Landausflügen dürften sich die Passagiere nur in der Gruppe bewegen. Wenn sich jemand von der Gruppe entferne, müsse er gleich nach Hause reisen.

Auf die Frage, ob sich das Geschäft derzeit rentiere meinte der MSC-Chef: «Nein, im Moment sind die Fahrten ein Verlustgeschäft. Jetzt geht es darum, dass wir die Kreuzfahrt wieder aufleben lassen.» Sie hatten bereits wieder 16’000 Passagiere.

Pierfrancesco Vago ist davon überzeugt, dass sein Unternehmen die Krise überlebt. Er erklärte, dass die MSC Gruppe ist ein Schifffahrtskonglomerat sei: Kreuzfahrten sind ein kleiner Teil, sie betreiben auch Cargo-Schiffe, Fähren, Häfen und Logistik. Die Gruppe als Ganzes verdient gut, die einzelnen Bereiche helfen einander. Als Familienunternehmen sind sie weder börsenkotiert, noch schauen sie auf die Quartalszahlen. (TI)