MSC weiter auf Expansionskurs

Mit der neuen MSC Virtuosa kommt MSC Cruises auf inzwischen 18 Schiffe. Mehr als zehn weitere Neubauten sollen in den nächsten Jahren folgen.
Übergabe der MSC Virtuosa mit Chairman Pierfrancesco Vago (Mitte). © MSC

Im Rahmen einer privaten Flaggenzeremonie auf der französischen Werft Chantiers de l’Atlantique in St. Nazaire hat MSC Cruises ihr neustes Kreuzfahrtschiff MSC Virtuosa übernommen. Dabei handelt es sich nach der MSC Meraviglia (2017), MSC Bellissima (2019) und MSC Grandiosa (2019) um die vierte Einheit der inzwischen erweiterten Meraviglia-Klasse. Mit 177’100 BRZ vermessen, kann der Megaliner über 19 Decks rund 4900 Passagiere aufnehmen. Ein weiteres Schiff dieser Bauserie ist für 2023 geplant.

Herzstück ist wie bei ihren Vorgängerinnen eine grosszügige zentrale Promenade mit einem ‘LED-Himmel’, wo sich über zwei Decks Boutiquen an Restaurants (darunter zwei neue Konzepte) und Bars reihen. Fünf Pools, darunter ein Pool mit Glasschiebedach auf Deck 15, ein Hochseilgarten auf Deck 19 mit einer 80 Meter langen Seilrutsche über dem Wasser und 12 verschiedene Kabinentypen, darunter 190 Familienkabinen, sind einige weitere Merkmale des Neubaus. Der MSC Yacht Club, das elegante Ship-in-Ship-Konzept von MSC, wurde weiter ausgebaut, und auch auf der Virtuosa ist natürlich die innovative Gästetechnologie «MSC for Me» für ein digitales, kontaktloses Bord-Erlebnis Standard.

Massiv reduzierte Emissionen

Auch in Sachen Umwelttechnologie darf sich die MSC Virtuosa sehen lassen. Der Megaliner wird zwar nicht mit dem aktuell umweltfreundlichsten LNG-Treibstoff betrieben (diese Technologie kommt bei MSC erst mit der neuen World-Class und dem Virtuosa-Schwesterschiff zum Einsatz). Für eine massive Verringerung der Schadstoffe sorgt aber gemäss Reederei ein hybrides Abgasreinigungssystem, das die Schwefeloxid-Emissionen zu 98 Prozent reduziert, und ein ebenso fortschrittliches SCR-System, das den Ausstoss von Stickoxiden um 90 Prozent reduziert. Das Schiff verfügt zudem über einen Landstromanschluss für den Hafen-Aufenthalt.

Weitere Massnahmen kreisen z.B. um die Abwasseraufbereitungssysteme, deren Reinigungsstandards gemäss MSC höher sind als die der meisten Anlagen an Land. Spezielle Vorkehrungen reduzieren zum Schutz der Meeressäuger den Unterwasserschall, andere tragen zu mehr Energie-Effizienz bei. Dazu gehören etwa eine intelligente Belüftung und fortschrittliche Klimaanlagen mit automatischer Energierückgewinnung oder die LED-Beleuchtungen.

Ab April im Mittelmeer

Das neue Flaggschiff der Reederei soll ab dem 16. April 2021 vorerst mit einigen Fahrten im Mittelmeer seinen Betrieb aufnehmen, bevor das Schiff ab 8. Mai ab seinem neunen Heimathafen Kiel eine Nordeuropa-Saison auflegt. 2021/22 ist dannn eine Saison im Arabischen Golf geplant.

Das weitere Neubau-Programm

MSC will übrigens in diesem Jahr noch ein zweites Schiff in Betrieb nehmen: Die MSC Seashore (169’000 BRZ, 4560 Pax) wird die erste von zwei bei der italienischen Fincantieri-Werft bestellten Einheiten der Evo-Klasse sein, einer Weiterentwicklung der MSC Seaside (2017) und MSC Seaview (2018). Ein identisches Schwesterschiff soll 2023 ausgeliefert werden. Bereits für 2022 ist die MSC World Europa terminiert, (205’000 BRZ, 5400 Pax), der erste Gigaliner einer Serie von vier Einheiten einer neuen LNG-World-Class-Bauserie der Chantiers de l’Atlantique, die bis 2027 gefertigt werden sollen.

Wenig hört man derzeit über den Zeitplan für die Serie von Neubauten kleinerer, eleganter Schiffe im ‘Yacht-Club-Stil’ (64’000 BRZ, 1000 Pax), die wiederum bei Fincantieri entstehen und eine neue Produktelinie von MSC begründen werden. Auch hier geht es voraussichtlich um vier bis möglicherweise gar sechs Einheiten, die ab 2023 zur Auslieferung kommen sollten.

Damit verfolgt MSC Cruises die grösste Expansion in der Industrie und investiert über elf Milliarden US-Dollar in neue Schiffe. Falls MSC sämtliche geplanten Neubauten realisieren kann und auch keine älteren Liner abgeben muss, kommt die Reederei in einigen Jahren auf rund 30 Kreuzfahrtschiffe. Stellt sich derzeit nur noch die Frage, ob Corona diese ambitionierte Planung tatsächlich zulassen wird.

(Beat Eichenberger)