MV Werften melden Insolvenz an

1900 Mitarbeitende in Wismar, Rostock und Stralsund bangen um ihre Jobs.
MV Werften in Stralsund ©MV Werften

Am 10. Januar haben die MV Werften in Deutschland mit Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund einen Insolvenzantrag gestellt. Mehr als 1900 Jobs stehen nun auf der Kippe.

2016 erst wurden die drei Stätten vom Genting-Konzern aus Hongkong übernommen, um dort Kreuzfahrtschiffe zu bauen. Hier verdoppelte sich die Zahl der Arbeitsplätze für den Bau des grössten Kreuzfahrtschiffs der Welt: auf der Global Dream sollten 9500 Passagiere und 2500 Crewmitglieder Platz haben. Auf 20 Decks waren unter anderem ein Vergnügungspark, eine Wasserrutsche und eine Achterbahn geplant. Für das Projekt wurden, nach eigenen Angaben, EUR zwei Milliarden ausbezahlt.

Das Geschäft kam jedoch mit Beginn der Pandemie abrupt zum erliegen. Dem Vergnügungskonzern, der auch Kasinos betreibt, das Geld aus und Genting lehnte einen Eigenbetrag von EUR 60 Millionen zur Rettung der MV Werften ab. Das deutsche Bundeswirtschaftsministerium hatte Hilfen in Aussicht gestellt, verlangte aber Garantien und einen Eigenbetrag des Miteigentümers. Doch bis zuletzt blieben die Forderungen der Politik unerfüllt.

Die 1900 Werftmitarbeiter hatte bis zuletzt gehofft, dass es doch noch zu einem Kompromiss kommen würde, das Schiff fertiggestellt und die ausstehenden Löhne gezahlt werden können. Ende voriger Woche hatte die Werftleitung darüber informiert, dass die Zahlung der Löhne und Gehälter in Höhe von rund EUR acht Millionen ausgesetzt wurde.

Mit der Insolvenz stellt sich vor allem die Frage, ob die Arbeiten am Global Dream jemals abgeschlossen werden. Das Schiff sei zu 75 % fertiggestellt, die Auslieferung an den Mutterkonzern für September 2022 geplant gewesen.

Weiterhin ist ein Thema, ob die MV Werften noch zu retten sind. Es müsse jetzt darum gehen, den Werftenstandort und gut bezahlte Jobs in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern, sagte Claudia Müller, die neue Koordinatorin der deutschen Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus. «Ich sehe eine Perspektive für den Werftenstandort, für die Industrie, die es dort gibt», kommentiert sie weiterhin.

Die Industriegewerkschaft Metall spricht sich einen zügigen Verkauf der Werft in Stralsund und des Standorts Bremerhaven aus. In Stralsund könnte die Stadt die Flächen kaufen und Unternehmen ansiedeln lassen, so ein Vorschlag des Unternehmens. Eine Priorität ist vor allem die Auszahlung der ausstehenden Löhne. (TI)