Sitzen Flusskreuzfahrten diesen Sommer auf dem Trockenen?

Durch hohe Temperaturen und wenig Regen sinken die Pegelstände der Flüsse in Europa rasant. Hat das Auswirkungen auf den Flussschiffverkehr?
Bei Passau an der Donau wird es eng. ©Unsplash / Ruddy Media

Der Sommer ist heiss und Niederschläge eher rar: Europa leidet unter Trockenheit, die sich auch auf die Wasserstände der Flüsse auswirkt. Vor allem Rhein und Donau sind aktuell betroffen. Neben der Frachtschifffahrt sind die beiden Flüsse auch beliebte Wasserwege für Flusskreuzfahrten.

Daniel Pauli, Geschäftsführer Thurgau Travel / zVg

«Bei uns sind vorwiegend die Schiffe auf dem Rhein betroffen, insgesamt fünf Schiffe. Auf der unteren Donau kann es zurzeit eng werden, so dass wir allenfalls nicht mehr mit dem Schiff nach Tulcea fahren können: Ein einzelnes Gewitter auf der Donau oder den Nebenflüssen kann darüber entscheiden ob wir bei einzelnen Stellen durchkommen oder nicht», schätzt Daniel Pauli, Geschäftsführer der Thurgau Travel AG, die aktuelle Lage ein.

Karim Twerenbold © Michele Limina

Beim Schiffreiseveranstalter Reisebüro Mittelthurgau sieht es ähnlich aus: «Kritisch ist vor allem der Rhein zwischen Strassburg und Mannheim und zwischen Mainz und Koblenz. Auch eine Passage auf der Donau zwischen Regensburg und Passau ist vom Niedrigwasser betroffen», benennt Karim Twerenbold, Verwaltungsratspräsident der Twerenbold Reisen Gruppe, zu der das Reisebüro Mittelthurgau gehört, die kritischen Passagen.

Startet nun auch eine Umbuchungswelle bei Flussreisen?

Aktuell beobachten die Veranstalter die Lage auf den beiden Flüssen genau: «Wir kennen die neuralgischen Stellen an den Flüssen auswendig und planen zusammen mit unseren Partnern allfällige Umroutings und Programmänderungen, die wir bei Bedarf einsetzen können oder nicht. Sowohl wir als auch die Reedereien verfügen über das entsprechende Wissen, um zeitgerecht das Beste für unsere Gäste zu gestalten», so Pauli. Umgebucht werden mussten aktuell noch keine Passagiere auf den Flusskreuzfahrten.

Was passiert jedoch, wenn eine Fahrt komplett nicht stattfinden kann? «Müsste eine Reise aufgrund von Niedrigwassereinschränkungen so stark angepasst werden, dass der Charakter der Reise nicht beibehalten werden kann, kann das im Worst Case einer Annullation führen», meint Twerenbold.

Bis extreme Niedrigstände erreicht werden, dauert es aber noch. Der Pegelstand am Rhein an der kritischen Stelle zwischen zwischen Mainz und Koblenz betrug zu Beginn der 30. Kalenderwoche 68 Zentimeter. Zum Vergleich: im Dürresommer 2018 betrug der Regel an der selben Stelle 25 Zentimeter. Sinkt der Pegel unter 40 Zentimeter, ist eine Durchfahrt an dieser Stelle nicht mehr möglich.

Sollte es also zu Schwierigkeiten im Schiffsverkehr kommen, dann vermutlich erst Mitte August, sagt Daniel Pauli. Und: «Bis dahin kann noch viel passieren.»

Luisa Schmidt