Was passiert mit den Genting-Schiffen?

Nach dem gesicherten Neustart von Crystal Cruises beantwortet Beat Eichenberger die Frage nach den übrigen, von der Genting-Insolvenz betroffenen, Schiffen.
Die Genting Dream ist wieder unterwegs. ©Genting

Mit der Übernahme der Marke Crystal Cruises und der beiden Hochseeschiffe Crystal Symphony und Crystal Serenity durch den internationalen Luxusreisen-Anbieter A&K Travel Group hat sich ein Knoten gelöst: Crystal Cruises nimmt unter neuer Eigentümerschaft und Führung der Industrie-Koryphäe Manfredi Levebvre d’Ovidio mit zwei Schiffen 2023 wieder Fahrt auf.

Betroffen von der Insolvenz des an der Börse von Hongkong notierten Genting-Konzerns im vergangenen Januar, ohne Zweifel der härteste Tiefschlag, den die Cruise-Industrie als Folge der Corona-Pandemie einstecken musste, war aber nicht nur die international ausgerichtete und bekannte Luxusreederei Crystal Cruises.

Genting Hongkong, gegründet und geleitet durch den malaysischen Unternehmer Lim Kok Thay, war über verschiedene Tochterfirmen unter anderem in den Bereichen Tourismus, Resorts, Casinos und Schifffahrt tätig. Bereits zuvor meldeten die deutschen MV Werften, die ebenfalls zu Genting gehörten, Insolvenz an.

Im Bereich Schifffahrt gehörten nebst Crystal Cruises auch Dream Cruises und Star Cruises zum Genting-Konzern, die ebenfalls ihre Aktivitäten einstellen mussten. Mehr als zehn zuvor aktive Hochseeschiffe und zwei Einheiten im Bau waren und sind betroffen. Hier ein Überblick zum aktuellen Stand der Dinge.

Crystal Cruises

Wie gemeldet, wird Crystal Cruises im nächsten Jahr als Einheit der A&K Travel Group wieder in See stechen. Nebst den zwei übernommenen Hochseelinern gehörte noch ein neues Expeditionsschiff zur Flotte sowie fünf Flussschiffen, die derzeit unter Layup-Management von River Advice stehen.

  • Crystal Symphony (51’044 BRZ, 848 Pax, Baujahr 1995). Nimmt 2023 für die «neue» Crystal Cruises wieder Fahrt auf.
  • Crystal Serenity (68’870 BRZ, 980 Pax, Baujahr 2003). Geht ebenfalls 2023 für die «neue» Crystal Cruises wieder in Betrieb.
  • Crystal Endeavor (19’800 BRZ, 200 Pax, Baujahr 2021). Gerüchten zufolge könnte dieses neue Expeditionsschiff von Silversea übernommen werden, was aber (noch?) nicht bestätigt wurde.
  • Crystal Esprit (3300 BRZ, 62 Pax, Baujahr 1992). Dieses bereits zuvor nicht mehr für Crystal aktive Spezialschiff wurde an Lindblad Expeditions verkauft und kommt als National Geographic Islander II in den Galapagos zum Einsatz.
Dream Cruises

Diese Genting-Reederei war vor allem im asiatischen Markt ein Begriff, betrieb zwei neuere Schiffe und eine ältere Einheit, die alle auf der deutschen Meyer-Werft in erbaut wurden. Zudem sind zwei grosse Neubauten bei der MV Werft in Arbeit.

  • Global Dream (208’000 BRZ, im Bau). Ein Gigant der Meere für maximal bis 9000 Passagiere, der nun zu rund 80% erbaut auf neue Perspektiven wartet. Es gab offenbar Gespräche mit der schwedischen Stena, die wohl den Einstieg ins asiatische Cruise-Business plante, doch das Projekt zerschlug sich. Nun wird weiter nach einem Käufer gesucht.
  • Global Dream II (208’000 BRZ, im Bau). Auch der halbfertige Rumpf eines zweiten Neubaus der Global-Klasse für Dream Cruises existiert bereits in den MV Werften. Nun wurde entschieden, das Projekt abzubrechen und den Rumpf zu verschrotten.
  • Genting Dream (151’300 BRZ, 3360 Pax, Baujahr 2016). Das Schiff wird von einer neu gegründeten Resorts World Cruises gechartert, hinter der auch der einstige Genting-Kopf Lim Kok Thay stehen soll. Die Genting Dream hat inzwischen ihre Fahrten für Resorts World Cruises ab Singapore aufgenommen.
  • World Dream (151’300 BRZ, 3360 BRZ, Baujahr 2017). Liegt in Singapore mit ungewisser Zukunft auf.
  • Explorer Dream (75’338 BRZ, 1870 BRZ, Baujahr 1999). War zuvor als SuperStar Virgo bei Star Cruises im Einsatz und liegt nun in Malaysia mit ungewisser Zukunft auf.
Star Cruises

Diese ausschliesslich im asiatischen Markt tätige Marke betrieb zuletzt vier bereits ältere, mittelgrosse Secondhand-Schiffe, die nun wohl alle verschrottet werden.

  • Star Pieces (1991 als Ferry erbaut, dann umgebaut). Wird voraussichtlich in Alang (Indien) verschrottet.
  • SuperStar Libra (erbaut 1988 als Seaward für NCL). Wird auf der türkischen Aliaga-Werft verschrottet.
  • Superstar Gemini (erbaut 1992 als Dreamward für NCL). Wird voraussichtlich in Alang (Indien) verschrottet.
  • SuperStar Aquarius (erbaut 1993 als Windward für NCL). Wird voraussichtlich auf der indischen Abwrackstätte von Alang verschrottet.
  • The Taipan. Dieses kleine,1989 erbaute Schiff für 64 Gäste war zuvor für Star Cruises im Einsatz und wurde nun an eine deutsche Privatorganisation namens OM Ships verkauft.

Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News aus der weiten Welt der Schiffsreisen:

Interessante Neubauten verspäten sich. Seabourn musste die Jungfernreise ihres ersten Expeditionsschiffes Seabourn Venture wegen noch ausstehenden Bewilligungen verschieben. Statt wie geplant am 15. Juli ab London soll das Schiff nun am 27. Juli ab Tromsø auf ihre erste Reise in See stechen. Es ist nicht die erste Verschiebung für die Seabourn Venture, die eigentlich im Frühjahr 2021 hätte starten sollen, was aber wegen der Folgen der Pandemie wie Lieferengpässen seither laufend hinausgezögert werden musste.

Weiterhin zu einer «neverendig story» entwickelt sich die Lancierung eines anderen, ebenfalls mit Spannung erwarteten Neubaus. Die Fertigstellung der Evrima, der ersten Luxusyacht für den neuen Anbieter The Ritz-Carlton Yacht Collection, wurde über die letzten Jahre bereits mehrmals verschoben. Nun sorgen Streiks auf der spanischen Bauwerft erneut für Probleme: Statt wie zuletzt geplant am 6. August, kann das Schiff erst am 31. August Fahrt aufnehmen.

Die Galanacht ist zurück. ©MSC Cruises

MSC Cruises für Gruppen, mit Gala-Comeback und Bahn-Anreise. MSC Cruises rückt das Thema Gruppenreisen stärker in den Fokus. Dabei denkt man an Familiengeburtstage, Vereinsreisen, Firmenanlässe oder eine Auszeit mit Freunden. Gruppenreisen profitieren bei MSC Cruises von bis zu 30% Gruppenrabatt, jede 9. Kabine ist geschenkt und der Einzelkabinenzuschlag beträgt nur 20%.

Gleichzeitig gibt die Reederei bekannt, dass an Bord ihrer Schiffe die Galanacht zurückkommt. Die vor der Pandemie bei den Gästen offenbar beliebte Veranstaltung wartet mit kulinarischen Erlebnissen, besonderen Shows, speziellen Spa-Services, Fotoshootings und Partys auf. Nebst der Galanacht kehren zudem auch andere kultige MSC-Themenabende zurück, so etwa die White Party, die Sunshine Party oder die Retro Party.

Und gleich noch eine weitere News aus dem Hause MSC: Ab sofort sind ab Schweizer Bahnhöfen für Kreuzfahrten im nördlichen Mittelmeer (insbesondere ab Venedig, Genua und Marseille) oder in Nordeuropa (ab Hamburg und Kiel) bequeme und umweltfreundliche An- und Rückreisen per Bahn direkt über MSC Cruises buchbar. An vielen Häfen steht ein kostenpflichtiger Shuttle Bus zum Terminal zur Verfügung. Aber auch das Fly & Cruise-Angebot hat MSC Cruises weiter ausgebaut.

Sea Cloud-Verkauf geplatzt. Die deutsche Reederei Sea Cloud Cruises, mit ihren drei edlen Grossseglern Sea Cloud Spirit, Sea Cloud II und Sea Cloud bekannt, wird nicht, wie zuvor angekündigt, an The Yacht Portfolio verkauft, die über Marriott auch hinter dem Aufbau der neuen Marke The Ritz Carlton Yacht Collection steht. Wie Sea Cloud-Reeder Hermann Ebel in deutschen Medien ausführte, habe man in diversen Punkten keine Übereinstimmung gefunden und deshalb die Verhandlungen eingestellt.

Havila Capella ©Havila

Havila Capella wieder in Betrieb. Die Havila Capella, das erste Schiff des neuen Anbieters Havila Kystruten auf der norwegischen Postschiffroute, lag seit April in Bergen fest. Dies wegen Versicherungsproblemen im Zusammenhang mit den EU-Sanktionen gegen die russische Leasinggesellschaft. Ein Gericht hat nun Havila die Rolle als Hauptverwalter der Capella zugesprochen, so dass das Schiff am 28. Juli wieder in Betrieb gehen kann. Dank einer anderen Finanzierungslösung war und ist das zweite Schiff der Reederei, die seit diesem Frühling aktive Havila Castor, nicht von Sanktionsproblemen betroffen.

Seabourn mit Suiten-Upgrades. Bei Buchung bis 31. August erhalten die Gäste von Seabourn auf ausgewählten Reisen ein kostenfreies Upgrade um zwei Suiten-Kategorien. Dieses Angebot gilt für mehr als 350 Kreuzfahrten weltweit, die zwischen Oktober 2022 und November 2023 angetreten werden, darunter auch die Expeditionsfahrten der beiden neuen Schiffen Seabourn Venture und Seabourn Pursuit.

Nicko legt aktuelle Single-Specials auf. Der Stuttgarter Anbieter Nicko Cruises legt mit seinem Expeditionsschiff World Voyager drei Nordland-Reisen auf, bei denen die branchenüblichen Alleinbenutzungszuschläge vollständig entfallen. Das betrifft die 15-tägige Reise vom 28.Juli bis 11. August ab/bis Kiel nach Norwegen, die 15-tägige Reise vom 11. August bis 25. August ab/bis Kiel nach England und zwei 15-tägige Reise im Juli (Abfahrt 6. Juli und 17. Juli) ab/bis Kiel in die Ostsee.

Aida für Familien. ©Aida Cruises

Aida baut Kinderangebot aus. Die deutsche Aida Cruises, hat auf ausgewählten Fahrten im Juli und August Spezialprogramme für die jungen Kreuzfahrer entwickelt. So stehen auf der Aida Prima und Aida Sol Themen wie ‘Sing like a Star’ im Vordergrund, ebenso Ballakrobatik mit den Unique Freestylern oder Hula-Hoop- und Breakdance-Kurse, während Zaubern für die Kleinen an Bord der Aida Luna angesagt ist. Auf vielen Reisen gibt es zudem die beliebte Kids Prime Time live aus dem Theatrium, und auf einigen Aida Selection Reisen bieten gar Klassik-Künstler zusätzlich ein Programm speziell für die kleinsten Gäste.

Oceania mit deutschsprachigen Reisen 2023/24. Für deutschsprachige Gäste legt Oceania Cruises in der Saison 2023/24 sechs Kreuzfahrten mit deutschsprachiger Reisebegleitung auf. Dazu gehört etwa eine Nordeuropa-Reise mit der Riviera im Juli 2023 von London nach Reykjavik oder Reisen mit der Sirena im Juli 2024 rund um Island und nach den Färöer und danach von Island nach Hamburg via Grönland. Der Indian Summer steht im Oktober 2023 mit der Insignia auf dem Programm, und zwei Fahrten mit der Marina im Januar und März 2024 besuchen die Highlights von Südamerika von Rio bis Santiago de Chile und vom Amazonas bis in die Karibilk.

Wybcke Meyer ©TUI Cruises

TUI Cruises setzt auf Methanol und LNG. Auf der Meyer-Werft in Turku (Finnland) erfolgte mit dem Stahlschnitt der Baustart für die Mein Schiff 7. Dabei handelt es sich um ein Schwesterschiff der 2018 und 2019 in Dienst gestellten Mein Schiff 1 und Mein Schiff 3. Das Schiff wird mit Marinediesel betrieben und erhält Katalysatoren sowie Landstromanschluss, soll aber perspektivisch auch auf Methanol ausgerichtet werden – eine Novität für grosse Cruiseliner. Die Mein Schiff 7 soll 2024 zur Auslieferung kommen.

Nur eine Woche später erfolgte auf der Fincantieri-Werft in Monfalcone der Stahlschnitt für das erste von zwei weiteren neuen und baugleichen Schiffen (160’000 BRZ) für TUI Cruises, die mit Flüssigerdgas (LNG) fahren werden – auch dies eine Novität für die deutsche Reederei. Perspektivisch sollen auch diese Schiffe dereinst Bio- oder E-LNG einsetzen können. Die Indienststellung des ersten LNG-Liners ist für 2024 geplant, der zweite folgt 2026. CEO Wybcke Meyer glaubt an ein Marktpotenzial von fünf Millionen Passagieren pro Jahr, was den weiteren Ausbau der Flotte von TUI Cruises rechtfertige. Die Schiffe wurden schon vor Corona bestellt.

Norwegian veröffentlich Umweltbericht 2021. Norwegian Cruise Line Holdings,
Muttergesellschaft von Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises und Regent Seven Seas Cruises, hat den Jahresbericht 2021 zu den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental Social Governance) veröffentlich. Informiert wird über die fünf Säulen des Sail & Sustain-Programms: ‘Reduzierung der Umweltbelastung’, ‘Sicheres Reisen’, ‘Menschen (be)stärken und fördern’, ‘Stärkung unserer Gemeinschaften’ und ‘Mit Integrität und Verantwortlichkeit wirtschaften’. Der Bericht ist auf der Website des Unternehmens einsehbar.

The Gateway ©Carnival Cruises

Carnival Celebration mit neuer Erlebniswelt. Die Carnival Celebration, nach der Mardi Gras der zweite LNG-Neubau der Excel-Bauserie der Meyer-Werft in Turku für Carnival (183’900 BRZ, 5200 Pax), sticht am 6. November zu seiner Jungfernfahrt von Southampton nach Miami in See. Der Megaliner wird mit einem neuartigen Unterhaltungs- und Restaurationskonzept aufwarten: The Gateway. Inspiriert von internationalen Bahn- und Airport-Terminals entsteht ein faszinierender Kosmos mit riesigen virtuellen Multimedia-Fenstern, die die Gäste an ferne Orte auf der ganzen Welt entführen. Die Promenade bietet dazu verschiedene vom Reisen inspirierte Bar- und Restaurantkonzepte.

Explora I lanciert Alaska 2024. Das erste Schiff der neuen Luxusmarke der MSC Group, die Explora I von Explora Journeys, hat neue Alaska-Reisen von Mai bis August 2024 buchbar gemacht. Die zehn- und elftägigen Fahrten starten ab Vancouver und besuchen alle Alaska-Highlights wie die Inside Passage, die Gletscher und die typischen Orte wie Juneau, Sitka, Skagway und Ketchikan.

Beat Eichenberger