Wird 2023 das Comebackjahr für Kreuzfahrten?

TRAVEL INSIDE hat bei Knecht Reisen, Kuoni Cruises und E-Hoi nachgefragt, was an dem Buchungsboom bei den Reedereien dran ist.
Im Januar 2023 wurden bei Aida so viele Kreuzfahrten gebucht wie noch nie. ©Aida Cruises

Bei den Reedereien stehen die Zeichen wieder auf Wachstum: eine Vielzahl von Kreuzfahrtanbietern vermeldet in den ersten Wochen des Jahres 2023 einen Buchungsboom ihrer Kreuzfahrten. So berichtet TUI Cruises: «Noch nie zuvor seit Gründung von TUI Cruises war die Nachfrage nach Mein Schiff Kreuzfahrten so hoch, wie in diesen ersten Wochen.» Und auch Aida Cruises habe «die erfolgreichsten Buchungswochen zum Jahresauftakt in seiner Unternehmensgeschichte verzeichnet».

TRAVEL INSIDE hat bei Kreuzfahrt-Profis in der Schweiz nachgefragt, wie sich hierzulande die Buchungslage gestaltet und ob dieser ‘Boom’ auch in der Schweiz zu spüren sei. Peter Hunke, Marktleiter Schweiz E-Hoi, Marina Moles, Product Manager Schiffsreisen Knecht Reisen und Cornelia Gemperle, General Manager Kuoni Cruises schätzen die aktuelle Lage ein.


Peter Hunke, Marktleiter Schweiz E-Hoi:
Peter Hunke ©E-Hoi

Wie sehen die aktuellen Buchungen für Kreuzfahrten seit Jahresbeginn 2023 aus?
Der Start ins Buchungsjahr 2023 ist gelungen. Wir sind deutlich besser gestartet als 2022, allerdings stand der Januar 2022  auch unter schlechten Vorzeichen durch einige negative (Corona-)Schlagzeilen. Zudem war in 2022 noch eine viele grössere Zurückhaltung zu spüren als in diesem Jahr. Im Vergleich zu 2019 sieht es ebenfalls sehr gut aus, allerdings ist der Vergleich schwierig, da wir inzwischen auf eine breitere Kundenbasis zurückgreifen dank der Übernahme der Ferienpost Kundendaten.

Welches Resümee ziehen Sie daraus?
Volle Kraft voraus! Ich glaube daran, dass sich 2023 sehr positiv entwickeln wird. Die Kunden sind wieder bereit für eigentlich alle Destinationen und wollen wieder verreisen.

Ist 2023 eine vollständige Erholung der Kreuzfahrtsparte zu erwarten?
Davon gehe ich aus! Zumindest ist alles vorbereitet und sofern es keine unerwarteten externen Einflüsse gibt, kann man das erwarten. Der viel besagte Nachholeffekt ist nun endlich deutlich zu spüren.

Welche Zielgebiete und Segmente sind besonders gefragt?
Unsere Gäste wollen wieder was erleben und sich etwas gönnen. Dadurch ergeben sich Steigerungen im Luxussegment, aber auch durch das vergrösserte Angebot in dem Bereich. Um eine genaue Aussage zu den Zielgebieten zu treffen, ist es meiner Meinung nach noch zu früh. Ferndestinationen werden aber definitiv stärker nachgefragt. Und natürlich spielt die Sicherheit weiterhin eine grosse Rolle. Kreuzfahrtpakete werden deutlich mehr gebucht als Individualreisen, die ein deutlich gösseres Risiko für die Kunden bedeuten. Mit unseren paketierten und zum Teil begleiteten Gruppenreisen sowie unseren Flugpaketen sind wir daher gut aufgestellt.

Wie hat sich das Preisbild im Vergleich zu Vor-Corona verändert?
Unser durchschnittlicher Reisepreis ist im Vergleich zu vor Corona deutlich gestiegen, das hat aber nicht unbedingt etwas mit der Preisgestaltung der Reedereien zu tun, sondern mit unseren Produkten. Wie sich die Preisgestaltung der Reedereien entwickelt wird sich im Laufe des Jahres zeigen. Im Moment habe ich das Gefühl, dass sich das in die richtige Richtung entwickelt und die Preise wieder leicht anziehen.


Marina Moles, Product Manager Schiffsreisen Knecht Reisen:
Marina Moles ©Knecht Reisen

Wie sehen die aktuellen Buchungen für Kreuzfahrten seit Jahresbeginn 2023 aus? 
Die Kauflaune der Kundinnen und Kunden ist vielversprechend, noch immer scheint ein gewisser Nachholbedarf positiv zu wirken. Wir sind zuversichtlich, dass der Trend für 2023 so weitergeht und wir den Stand von 2019 erreichen oder bestenfalls toppen können.

Welches Resümee ziehen Sie daraus?
Das auch (ungewollte) Pausen für eine Weiterentwicklung des Angebotes genutzt werden können. So hat Knecht Reisen beispielsweise das Portfolio mit der Produktelinie Rivage Flussreisen deutlich erweitert. Zudem haben wir das Team weiter verstärkt sowie Investitionen in neue Technologien vorangetrieben. Bei Knecht Reisen sind aktuell über die Plattform ‘Cruise A’ beinahe 40 Hochsee- und Fluss-Reedereien buchbar; ein eindeutiger Marktvorteil für unsere Kundschaft.

Ist 2023 eine vollständige Erholung der Kreuzfahrtsparte zu erwarten? 
Eine komplette Erholung der Kreuzfahrt-Branche sehen wir für 2023 noch nicht ganz. Gerade der Familien-Markt hat noch ein gewisses Aufholpotential. Starke Buchungsaktivitäten verzeichnen wir hauptsächlich im höheren Preissegment. Aus unserer aktuellen Erfahrung können wir sagen, dass sich die Buchungskriterien deutlich von einem starken Fokus auf den Preis hin zur Qualität des Produktes und der Reiseroute verändert haben.

Welche Zielgebiete und Segmente sind besonders gefragt?
Bei uns sind insbesondere Seereisen und Expeditionen in der westlichen Hemisphäre nachgefragt. Zudem verzeichnen wir eine sehr gute Nachfrage für Premium- und Luxus-Schiffe.

Wie hat sich das Preisbild im Vergleich zu Vor-Corona verändert?
Das lässt sich nicht pauschal sagen. Gewisse Reedereien und Destinationen werden mit attraktiven Spezials beworben; so werden beispielsweise Frühbucher belohnt. Andere Reedereien oder Reiserouten haben wiederum markante Preissteigerung gesehen.


Cornelia Gemperle / zVg
Cornelia Gemperle, General Manager Kuoni Cruises:

Wie sehen die aktuellen Buchungen für Kreuzfahrten seit Jahresbeginn 2023 aus?
Januar 2023 war für uns wieder ein erfreulicher Start, es waren definitiv mehr Buchungen als die letzten 2 Jahre.

Welches Resümee ziehen Sie daraus?
Die Unsicherheiten bei der Kundschaft haben sich gelegt. Dabei half sicher, dass es keine erneute Corona Winter-Welle mehr gab. Die Sehnsucht nach Kreuzfahrten kommt bei den Stammgästen zurück. Erfreulich ist auch, dass wir auch vermehrt Nachfrage von Erstkreuzfahrern erhalten die sich gerne beraten lassen.

Ist 2023 eine vollständige Erholung der Kreuzfahrtsparte zu erwarten?
Je nach Markt kann es eine vollständige Erholung sein. In der Schweiz denke ich, sind wir noch nicht ganz soweit aber zumindest auf einem guten Weg.

Welche Zielgebiete und Segmente sind besonders gefragt?
Aktuell eigentlich wieder alle Gebiete. Aber wie schon in früheren Zeiten wird im Sommer eher Mittelmeer und Nordeuropa nachgefragt. Aber auch Alaska oder Arktisexpeditionen inklusive Island.

Wie hat sich das Preisbild im Vergleich zu Vor-Corona verändert?
Die Preise sind hie und da angestiegen. Preisvergleiche sind nicht ganz einfach, weil die Reedereien etliche Specials haben – z.B. zusätzliche Leistungen inklusive wie reduzierte Flugtickets, Bordguthaben, Getränkepaket, WIFI etc.

Interviews: Luisa Schmidt