Cruiselines drängen auf US-Restart

Die CEO der grossen Kreuzfahrtgesellschaften machen Druck: «Wir sind bereit für Neustart ab US-Häfen!». Derweil zieht das Geschäft in Europa an – Hier sind die aktuellen Cruise-News der letzten Tage.
Oceania Cruises New York
Oceania Cruises New York

Noch sind Kreuzfahrten ab US-Häfen von der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC bis Ende September ausgesetzt. Gemäss Medienberichten plädierten nun kürzlich die CEO der drei führenden Cruise-Konglomerate Carnival Corporation, Royal Caribbean Group und Norwegian Cruise Line Holdings eindringlich für einen sicheren und kontrollierten Neustart: «Genug ist genug!».

USA Flagge

Die seit sechs Monaten inaktive Industrie habe verlässliche Schutzkonzepte ausgearbeitet und gehe keine Risiken ein. Dies belege der aktuelle Neustart in Europa. Während Flüge längst wieder durchgeführt würden, spitze sich wegen der No-Sail-Order die finanzielle Situation für die ganze Cruise-Industrie weiter zu.

Noch ist aber offen, ob bereits im Oktober wieder erste Cruiseliner aus US-Häfen auslaufen können und die wichtige Karibik-Wintersaison wenigstens ansatzweise gerettet werden kann. Derweil plant offenbar die norwegische Seadream Yacht Club, die bereits in Europa als erste Reederei nach den Shutdown neu startete, auch in der Karibik die Nase vorne zu haben: Im Gespräch sind ab November einwöchige Seereisen ab Barbados.

Hier weitere aktuelle Entwicklungen aus der Welt der Schiffsreisen:

  • Neustart der Magnifica verschoben: Die geplanten Abfahrten im September und Oktober der MSC Magnifica ab Bari wurden abgesagt. Neu sticht die Magnifica als zweites Schiff von MSC Cruises am 19. Oktober mit Fahrten ab Genua ins westliche und östliche Mittelmeer wieder in See. Gleichzeitig werden die aktuellen Fahrten der MSC Grandiosa, die als erstes MSC-Schiff nach der Corona-Pause ab Mitte August wieder in See sticht (Italien und Malta ab Genua) bis Ende Jahr verlängert.
  • Das Winter-Angebot von Costa: Als erstes Schiff der Reederei hat die Costa Deliziosa am 6. September ihren Dienst wieder aufgenommen und legt nach ersten Fahrten ab Triest nach italienischen Häfen nun ab Oktober (auch für Schengen-Gäste offene) Reisen nach Griechenland auf. Am 19. September startet zudem die Costa Diadema ab Genua nach italienischen Häfen. Ab dem 10. Oktober soll der LNG-Liner Costa Smeralda ins westliche Mittelmeer folgen, ab Ende Dezember ebenso der (zuvor für China geplante) Neubau Costa Firenze. Bestätigt wurde zudem der Weltreisen-Start der Costa Deliziosa am 3. Januar 2021. Alle anderen einst vorgesehenen Winter-Abfahrten, somit auch die ganze Südamerika-Saison 20/21 mit der Costa Fascinosa, Luminosa und Pacifica, wurden gestrichen.
  • Erste Griechenland-Kreuzfahrten: Am 13. September hat TUI Cruises eine Serie von 7-tägigen Kreuzfahrten ab/bis Heraklion (Kreta) in griechischen Gewässern aufgenommen. Die Landgänge in Piräus, auf Kreta und Kos sind nur im Rahmen organisierter Ausflüge und Aktivitäten möglich, die An- und Rückreise muss in TUI-Charterflügen erfolgen und ein negativer Covid-19-Test ist Bedingung. Auch die World Explorer von Nicko Cruises ist inzwischen ab Malta nach griechischen Zielen unterwegs, und sowohl die Costa Deliziosa wie die MSC Magnifica haben ab Oktober hellenische Anlaufhäfen im Programm.
  • Neues aus dem Revier Nordland: Nach dem erfolgreichen Neustart seit Ende Juli mit Panoramafahrten in der Nord- und Ostsee legt Hapag-Lloyd mit den Luxusliner Europa und Europa 2 im September und Oktober weitere Fahrten in Nord- und Westeuropa mit ausgewählten Landgängen auf. Problematisch für Schweizer Reisende sind auf der andern Seite wegen Quarantäne-Vorschriften Cruise-Starts ab Norwegen. Nun wurden zudem bis 1. November Kreuzfahrt-Anlandungen auf der Inselgruppe der Spitzbergen untersagt. Ausgenommen sind Tagesausflüge ab Svalbard.
  • Hoffnungen für Kanaren-Winter: Die Kanarischen Inseln leiden unter Reise-Restriktionen wichtiger Quellmärkte. Örtliche Bemühungen zielen nun darauf hin, dass die wichtigen Winter-Kreuzfahrten trotzdem und unter strengen Auflagen (u.a. Covid-19-Tests etc.) möglich sein werden. Kreuzfahrten in den Kanarischen Inseln haben u.a. bereits Aida, Costa und TUI Cruises angekündigt, und auch Croisieurope will die Belle des Océans bis April im Archipel einsetzen.
  • Mehr Flotten-Veränderungen: Carnival Corporation, das mit über 100 Schiffen verschiedener Marken weltweit grösste Cruise-Konglomerat, will sich von weiteren Einheiten trennen. Bereits 13 Schiffe, die verkauft oder verschrottet werden, sind identifiziert (s. Focus Cruise & Ferry in TI Print Nr. 33/34), nun sollen weitere fünf «ineffiziente» Cruiseliner ausgemustert werden. Details dazu stehen im Moment noch aus. Bestätigt wird zudem eine verzögerte Auslieferung der nächsten Neubauten. Eine andere Baustelle: Schon vor Wochen hat FTI Cruises Ihre Aktivitäten eingestellt. Nun wurde die Berlin, das einzige Schiff dieses Anbieters, an Dreamline Cruises verkauft, ein Unternehmen der Royal Investment (Malta). Der neue Eigner, der nach eigenen Angaben über die weltweit grösste Flotte an Megayachten für den Gruppen und Chartermarkt verfügt, plant nun einen Komplettumbau des Schiffes. In diesem Zusammenhang auch von Interesse: Die fünf Schiffe Vasco Da Gama, Columbus, Magellan, Astor und Marco Polo der insolventen englischen Cruise & Maritime Voyages, Muttergesellschaft der deutschen Transocean, sollen im Oktober an einer Auktion veräussert werden.
  • Sommer-Pläne 2021 von HAL und NCL: Die amerikanisch-internationale Premium-Reederei Holland America Line plant von April bis November 2021 mit fünf Schiffen in Europa zu kreuzen. Mit der Nieuw Statendam, Westerdam, Zuiderdam, Zaandam und dem Neubau Rotterdam (Jungernfahrt am 1. August 2021) ist eine breite Palette von Nordeuropa- und Mittelmeerfahrten vorgesehen. Einen anderen Schwerpunkt verfolgt Norwegian Cruise Line: Gleich fünf Schiffen will NCL im Sommer 2021 in Alaska einsetzen. So legt zum Beispiel die Norwegian Bliss von Mai bis Oktober einwöchige Seereisen ab/bis Seattle in den hohen Norden auf.
  • Specials von Regent und MSC: Ein kostenloses Zwei-Kategorien-Suiten-Upgrad bietet Regent Seven Seas Cruises für Buchungen bis 30. September auf ausgewählten Alaska-, Nordeuropa- und Mittelmeer-Reisen in 2021 an. Und als Dankeschön für ihren Corona-Einsatz gewährt MSC Cruises allen Ärzten und Ärztinnen, Mitarbeitenden von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeinrichtungen, Arztpraxen, Sanitätsdiensten und Gesundheitsbehörden sowie deren Angehörigen auf den Winterrouten 20/21 eine Preis-Reduktion von bis 50 Prozent gegenüber dem regulären Tarif.
  • Seabourn verlängert Corona-Pause: Die Seabourn Ovation wird ihren Dienst am 3. Januar 2021 wieder aufnehmen, die Seabourn Encore am 6. Januar 2021 und die Seabourn Quest erst am 10. Mai 2021. Wie die Reederei weiter mitteilt, wird die Auslieferung der neuen Seabourn Venture auf 1. Dezember 2021 verschoben. Der Neubau soll danach auf neuartigen Winterfahrten in Norwegen zum Einsatz kommen.

(Beat Eichenberger)