«Das angestrebte Pünktlichkeitsziel liegt langfristig bei 80%»

Swiss CEO Jens Fehlinger nimmt gegenüber Schweizer Medien Stellung zu Kritikpunkten wie Pünktlichkeit, Qualität, Flugpreise und Einschränkungen am Flughafen Zürich.
Jens Fehlinger. ©Swiss

Seit dem 1. Oktober 2024 ist Jens Fehlinger CEO der Swiss (TRAVEL INSIDE berichtete). Nach 140 Tagen im Amt hat sich der deutsche Staatsbürger, welcher eine Verkehrspilotenlizenz besitzt und bereits verschiedene Führungspositionen bei der Lufthansa Group innehatte, erstmals den Medien gestellt. TRAVEL INSIDE fasst zusammen.

Fehlinger hat seinen CEO-Posten zu einer Zeit angetreten, die für die Fluggesellschaft von Herausforderungen geprägt ist. Die Swiss sieht sich mit vielen Kundenvorwürfen in Bezug auf Verspätungen, Qualität und Ticketpreise konfrontiert.

Die Swiss will pünktlicher werden

Die Swiss hat zurzeit eine Pünktlichkeitsrate von 65%, das sei nicht ausreichend: «Bei der Pünktlichkeit genügen wir unseren Ansprüchen noch nicht», erklärt Jens Fehlinger. Das angestrebte Pünktlichkeitsziel für 2025 liege bei 70% – das langfristige Ziel laute gar 80%.

Ist die Swiss noch eine Premium-Airline? 

Auch der Vorwurf, Swiss sei keine Premium Airline mehr, kommt immer wieder auf. Konkurrenz erhält die Airline einerseits auf der Langstrecke von Fluggesellschaften im Nahen Osten wie beispielsweise Emirates oder Etihad, während man sich auf der Kurzstrecke im Wettbewerb mit den Billigairlines befindet.

Die Webseite Airlineratings.com hat die Swiss in die Kategorie ‘Hybrid-Airlines’ eingestuft. Dies bedeutet, dass sich die Swiss irgendwo zwischen ‘umfangreichem Service’ und ‘Billig-Airline’ befinde. Dies läst Fehlinger so aber nicht auf sich – respektive auf seiner Airline – sitzen:«Die Swiss sehe sich selbst als Premium-Airline.»

Dennoch räumt er Verbesserungspotenzial ein: Swiss sei sich der Tatsache bewusst, dass die jetzige Kabinenausstattung auf der Langstreckenflotte nicht mehr dem gerecht werde, was heute als angemessen angesehen wird.

Allerdings werde in den nächsten Jahren viel in neue Sitzausstattungen investiert. Und ab September soll der neue Langstreckenjet Airbus A350 mit neuem Verpflegungskonzept den Betrieb aufnehmen. Obendrein werde die Swiss laut Fehlinger bald die einzige grössere Airline mit First-Class-Kabine auf allen Langstreckenflugzeugen sein.

Um die Qualität zu verbessern, hat die Swiss auch mehr Personal rekrutiert. Gemäss dem CEO wurden 2024 etwa 1000 neue Mitarbeitende eingestellt – und auch 2025 solle das Personal noch einmal aufgestockt werden.

Flugtickets sollen bezahlbar bleiben

Er sei zuversichtlich, dass die Swiss das aktuelle Preisniveau für Flugticktes halten könne, kommentiert Jens Fehlinger die Preise seiner Flugtickets. Diese sollen bezahlbar bleiben, und mit verbesserster Effizienz werde versucht, die Kosten abzufedern. Einerseits sei der Kostendruck hoch, andererseits müssten auch Lösungen für nachhaltige Treibstoffe gefunden werden.

Flughafen Zürich bringt Einschränkungen mit sich 
Auch muss sich die Swiss an Einschränkungen des Flughafen Zürich halten. Aktuell herrscht eine Nachtruhe von 23.00 bis 6.00 Uhr. Diese werde von der Swiss eingehalten, sagt Fehlinger.
Allerdings müssten teils auch aus Gründen, für die die Fluggesellschaft nichts könne, spätere Landungen oder Abflüge erfolgen. Bussgelder bei Nichteinhaltung würden die Swiss überproportional treffen, meint Fehlinger.

Des Weiteren sollen Auftragsflüge, sogenannte Wet-Lease Flüge, die von Partnerairlines wie Air Baltic oder Helvetic Airlines durchgeführt werden, zurückgeschraubt werden. Die Integration der ITA-Gruppe in die Lufthansa Group sieht die Swiss als Chance. Beispielsweise soll die Anbindung Richtung Südamerika dank des erweiterten Netzwerks grösser werden. Auch finanziell sehe es bei der Swiss nach Corona wieder sehr gut aus. (TI)