Das sagen Branchengrössen zum CO2-Nein

Aktualisiert am 14.06.2021
TRAVEL INSIDE hat nachgefragt.

Das Schweizer Stimmvolk lehnt das CO2-Gesetz mit 51,6% Nein-Stimmen ab. Für Umweltministerin Simonetta Sommaruga ist die Abfuhr des neuen CO2-Gesetz ein Schock. Für viele andere auch. In der Reisebranche waren die Meinungen gespalten.

Bereits vor Wochen hat TRAVEL INSIDE anhand einer Online-Umfrage herausgefunden, dass sich die Reiseprofis nicht einig sind. Auf die Frage, ob sich die Verbände der Reisebranche im laufenden Abstimmungskampf gegen das CO2-Gesetz engagieren und eine Nein-Parole ausgeben sollten, herrschte gar keine Einigkeit. 41% der Umfrageteilnehmer lehnten eine politische Stellungnahme ab, 59% hingegen waren dafür, dass sich die Verbände gegen das Gesetz engagieren sollten.

Das Nein zum CO2-Gesetz löst Reaktionen aus. Aus diesem Grund wollte TRAVEL INSIDE von Branchengrössen wissen, was Sie vom Entscheid des Schweizer Stimmvolkes halten.


Walter Kunz, Geschäftsführer Schweizer Reise-Verband

Walter Kunz, Geschäftsführer SRV

«Der SRV hat bereits 2019 die Position eingenommen, dass gegen eine CO2-Abgabe grundsätzlich nichts einzuwenden ist – sofern diese Abgaben in die Forschung und Entwicklung erneuerbarer Energien fliessen würden. Vermutlich scheiterte die Vorlage beim Volk an der Umverteilung der Gelder und an der damit zusätzlichen verbundenen Bürokratie. Knappe Mehrheitsentscheide, auf welcher Seite man auch immer stehen mag, gilt es zu respektieren.» 

Kurt Eberhard, Präsident TTS

Kurt Eberhard, Präsident TTS.
©zVg

«Die Ablehnung des CO2-Gesetzes durch das Stimmvolk ist keine grundsätzliche Ablehnung gegenüber mehr Nachhaltigkeit. Frau Sommaruga hat eingeräumt, dass die Vorlage vermutlich überladen war. Zudem war die Flugverkehrsabgabe als Bestandteil des Gesetzes ein typisch eidgenössisches Kompromissgebastel, das nicht zu überzeugen vermochte. Es geht zwar nun wertvolle Zeit verloren aber diese kann genutzt werden, um dem Schweizervolk eine Vorlage zu unterbreiten, die überzeugt. Der Tourismus tut gut daran, sich trotz Ablehnung der Vorlage weiterhin intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Tourismus ohne Nachhaltigkeit funktioniert nicht. Da gehört eben auch die Reduktion von CO2 Ausstoss dazu.»

Laura Meyer, CEO Hotelplan Group

Laura Meyer, CEO Hotelplan Group. © TI

«Das Thema Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Seit vielen Jahren können unseren Kundinnen und Kunden ihre CO2-Ausstoss, den sie durchs Fliegen generieren, kompensieren. Das Geld fliesst direkt in Klimaschutzprojekte. Wir planen zudem, unser Engagement zum Thema Nachhaltigkeit zukünftig zu intensivieren.»

Dieter Zümpel, CEO DER Touristik Suisse

Dieter Zümpel, CEO DER Touristik Suisse ©DER

«Volksentscheide sind vollumfänglich zu respektieren. Die Frage, welche Pflicht-Beiträge Flugpassagiere zur Reduktion des weltweiten CO-2-Ausstosses zukünftig leisten, bleibt vorerst ungeklärt. DER Touristik Suisse bevorzugt, dass bei der weiteren Erarbeitung dieser Bestimmungen eine internationale Abstimmung erfolgt, um Standortnachteile für die Schweiz zu vermeiden. Zudem weisen wir auf die bestehenden Instrumente hin, die unseren Kundinnen und Kunden ein klimabewussteres Reisen ermöglichen: Die Kompensation von CO-2-Ausstössen auf freiwilliger Basis und das immer grössere Bahnangebot unseres Nahdistanzreisen-Spezialisten Railtour.»

Philipp von Czapiewski, Managing Director TUI Suisse

Philipp von Czapiewski, Managing Director, TUI Suisse. ©TRAVEL INSIDE

«Das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit ist extrem wichtig und sollte auch weiterhin diskutiert und nachhaltig verfolgt werden. Die vorgeschlagene Gesetzesänderung warf einige Fragen auf rund um die internationale Vergleichbarkeit sowie die Verwendung der eingenommenen Abgaben, aus diesem Grund kann ich das Resultat nachvollziehen. Auch wenn dieses Gesetzt abgelehnt wurde, setzten wir uns bei TUI mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie und unserer Stiftung TUI Care Foundation bereits für die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit ein.»

Sonja Laborde, Präsidentin TPA

Sonja Laborde.

«Persönlich bin ich frustriert über den Entscheid, andererseits ist das «Nein» des Stimmvolkes aber auch eine Chance das CO2-Gesetz besser aufzugleisen. Es ist ein äusserst schwieriges Thema. Ich sehe die Dinge, die zum «Nein» geführt haben. Trotzdem wäre es ein Zeichen gewesen, dass wir uns um den Klimawandel und dessen Konsequenzen auf unsere Kinder sorgen. Aus Sicht der TPA befassen wir uns schon seit längerem mit dem Thema «Nachhaltigkeit im Tourismus» und werden dies sowohl im Rahmen unserer Arbeitsgruppe aber auch mit unseren Mitgliedern welche wir diese ganze Woche in regionalen Sitzungen treffen werden klar thematisieren.»