Erhält die Schweiz wieder ein Ägypten-Büro?

Die Touristenströme fliessen wieder, wie ein Augenschein mit FTI vor Ort zeigt. Das bringt die Ministerin auf neue Ideen.
© Silvio Weilenmann

Das Land der Pharaonen hat im Jahr durchschnittlich drei Regentage. Ausgelöst durch die politischen Wirren, durchlebte die ehemals beliebte Feriendestination eine einschneidende Phase der Dürre. Der Tiefpunkt wurde wohl im Jahr 2016 erreicht. Wichtige Quellenmärkte waren beinahe versiegt. Die Besucherzahlen stürzten ab, beispielsweise von beinahe 100’000 Schweizer im Jahr 2015 auf nur noch knapp 46’000. Jetzt wittert der geschichtsträchtige Wüstenstaat wieder Morgenluft. Ein Augenschein vor Ort bestätigt: Der Germania-Flug von Zürich nach Hurghada ist proppenvoll. Im Sheraton Miramar Resort El Gouna herrscht gelassene Betriebsamkeit mit noch etwas Luft nach oben, aber durchweht von einem zuversichtlichen Hauch gelöster Aufbruchstimmung.

Kein Wunder, dass an der gestrigen Medienkonferenz von FTI durchwegs nur strahlende Gesprächspartner die internationale Medienschar begrüsste. Gastgeber Samih Sawiris, Stadtbegründer von El Gouna und Hauptaktionär von Orascom, formuliert denn auch den keimenden Optimismus mit einem biblischen Zitat: «Wir hatten sieben magere Jahre, jetzt kommen die sieben fetten. Vielleicht übertreffen wir bis Ende Saison sogar den Rekord aus dem Jahr 2010.»

Auch bei FTI, dem viertgrössten Reiseveranstalter Europas, gehörte in der abgelaufenen Sommersaison Ägypten zu den Top-Gewinnern. Bis Ende Oktober sollen für die Destination mehr als 825’000 Gäste generiert werden. Tendenz weiter steigend. Ganz allgemein konnte FTI anlässlich der Programmveranstaltung im Mövenpick Hotel El Gouna hervorragende Zahlen präsentieren. «Dieses Geschäftsjahr hat uns mit einer Steigerung von rund 16% sowohl bei den Umsatz- als auch bei Gästezahlen ein Buchungshoch beschert», konkretisiert Dietmar Gunz, Group Managing Director bei FTI. Gleichzeitig konnte er diverse neue Destinationen für den Sommer 2019 ankündigen.

Die Tourismusministerin mit neuen Plänen

Am Rande der Medienkonferenz in El Gouna erfahren: Rania Al-Mashat, die neue Tourismusministerin Ägyptens, will offensichtlich die touristischen Weichen neu stellen. Es ist angeblich eine globale Strukturreform in Arbeit. So soll die Hotelklassifikation neu definiert, die Qualität der Leistungsträger erhöht, neue Promotionskampagnen initiiert und eine globale Neupositionierung aufgegleist werden. Ziel ist es offensichtlich, Themenbereiche wie Abenteuer, Nachhaltigkeit, Wüste, Wellness und Sport neben den bekannten Badeferien und dem Kulturtourismus zu fördern. Zwischen den Zeilen war auch zu erfahren, dass sogar die Aufgabe der ausländischen Tourismusbüros wieder rückgängig gemacht werden könnte. Das Schweizer Büro war Ende 2014 geschlossen wurden, worauf die Schweiz zuerst ans Wiener und danach ans Berliner Büro «angehängt» wurde.

Silvio Weilenmann, El Gouna