Grand Hotel Giessbach hilft Schloss zu retten

Kinloch Castle, ein luxuriöses Jagdschloss, erbaut vom Enkel des ersten Verwalters am Giessbach, soll vor dem Zerfall gerettet werden.
Kinloch Castle, Island of Rum

Kinloch Castle ist ein luxuriöses Jagdschloss auf der abgelegenen schottischen Insel Rum, die zu den inneren Hebriden gehört. Die gebirgige Insel misst etwa 10km auf 13km und ist von einer wilden, rauen Schönheit.

1888 kaufte John Bullough, der Besitzer der Textilmaschinenfabrik Howard & Bullough, die ganze Insel, um dort auf die Jagd zu gehen. Er starb bereits drei Jahre später, und sein 21jähriger Sohn George erbte Rum. Er machte sich sogleich daran, ein seinen Ansprüchen entsprechendes Jagdschloss zu bauen.

Der jetzige Besitzer, der schottische Naturschutz «NatureScot», hat keine Verwendung mehr für das Gebäude und will es loswerden.

Förderverein will Juwel retten

Das Schloss ist eine einmalige Zeitkapsel, und der Förderverein, die Kinloch Castle Friends Association KCFA,  setzt sich mit allen Kräften für die Rettung dieses vom Verfall und letztlich vom Abbruch bedrohten Juwels ein.

Der Archivar des Grandhotel Giessbach, Thomas Krebs, ist selbst Mitglied der Kinloch Castle Friends Association KCFA und bestätigt, dass auch das Grandhotel Giessbach, aus familiär historischen Gründen Interesse an der Rettung dieses Juwels hat.

Die bewegte Geschichte

Georges Mutter, Bertha, war die Tochter von Eduard Schmidlin, dem ersten Verwalter des 1857 neu eröffneten Hotels am Giessbach. Schmidlin war Gärtner und Revolutionär gewesen und wurde als Gartengestalter von Conrad von Rappard, dem Besitzer der Anlage (und Vater der bedeutenden Schweizer Malerin Clara von Rappard), von Württemberg an den Giessbach berufen.

1869 heirateten John Bullough und Bertha Stephani, geborene Schmidlin, in Brienz. Die zwanzigjährige Braut war schon mit 18 Jahren Witwe geworden.

Kinloch Castle, Great Hall

Kinloch Castle wurde mit den besten Materialien erbaut und entsprach den höchsten Anforderungen der Zeit. Es war eines der ersten Privathäuser in Schottland mit elektrischem Licht. George Bullough liess dafür ein Wasserkraftwerk errichten, das heute noch in Betrieb ist. Eingerichtet wurde es mit Möbeln und Kunstgegenständen von auserlesener Qualität.

Das meiste stammte von den Weltreisen, die der junge George unternahm. Der grosse Saal enthält unter anderem ein Orchestrion der Firma Imhof und Mukle und einen frühen Steinway-Flügel. Das Billard- und Raucherzimmer wurde mit einer Entlüftungsanlage ausgerüstet, die den Zigarrenrauch abzog. Die Innenräume sind grösstenteils mit Eiche ausgekleidet, das Esszimmer hingegen mit Mahagoni-Täfelung, passend zum Tisch und den 16 Drehstühlen, die von Georges Jacht «Rhouma» stammen. Während des Burenkriegs stellte er die Jacht als Lazarettschiff zur Verfügung und wurde dafür in den Adelsstand erhoben.

Sir George starb 1939. Seine Witwe, Lady Monica, verkaufte 1957 die Insel mitsamt ihrem geliebten Schloss und dem gesamten Inhalt der britischen Nation als Naturschutzgebiet.

Seither wurde im ehemaligen Bedienstetentrakt ein Hostel mit über 50 Betten betrieben, und der Hauptteil mit der originalen Einrichtung konnte als Museum auf Führungen besichtigt werden. 2013 wurde das Hostel geschlossen, und nun wird ein neuer Besitzer und eine neue Nutzung für das Schloss gesucht.

Das Schloss ist denkmalgeschützt und steht seit 2004 im Verzeichnis der gefährdeten Gebäude. Seit 1996 bemüht sich die Kinloch Castle Friends Association darum, dass dieses einzigartige historische Gebäude restauriert wird und so erhalten bleibt und als Unterkunft für Inselbesucher dienen kann. Unterkunftsmöglichkeiten sind auf der Insel Mangelware, und das Schloss ist für das Überleben der kleinen Insel-Gemeinde, die zu einem erheblichen Teil vom Tourismus lebt, essentiell.

Die Insel ist besonders interessant wegen ihrer Fauna – unter anderem Rotwild, wilde Ziegen und eine grosse Kolonie von Atlantiksturmtauchern – sowie wegen ihrer Geologie. In der einzigen Siedlung, rund ums Schloss, leben ungefähr 25 Personen.(MICE-tip)