Horacio Díaz: «Schweizer wollen in Spanien mehr als nur Sonne und Strand»

Horacio Díaz del Barco, der neue Tourismus-Direktor in Zürich, war auf Vorstellungsrunde bei TRAVEL INSIDE und stand dabei Rede und Antwort.
Horacio Díaz del Barco, Tourismus-Direktor in Zürich zu Besuch bei TRAVEL INSIDE

Seit dem 16. September ist Horacio Díaz del Barco neuer Direktor des spanischen Fremdenverkehrsamtes in Zürich. Trotz Corona haben er und Basilio Martinez Pino, Marketing Turespana Zürich, die Redaktion von TRAVEL INSIDE besucht.

Díaz del Barco wurde 1956 in Madrid geboren. Er studierte an der Polytechnischen Universität von Madrid, wo er 1980 seinen Abschluss in Architektur erhielt. Danach arbeitete er mehrere Jahre lang als unabhängiger Fachmann an Architekturprojekten und in verschiedenen Designfirmen. 1999 trat er in die spanische Tourismusverwaltung ein, wo er als stellvertretender Generaldirektor für Tourismuszusammenarbeit und Direktor der spanischen Fremdenverkehrsbüros in München, Frankfurt und Buenos Aires arbeitete.

Nach seiner Rückkehr aus Buenos Aires im Jahr 2016 wurde er zum stellvertretenden Generaldirektor für internationale Beziehungen und zum Assistenten des Vize-Major im Stadtrat von Madrid ernannt. Er spricht fliessend Englisch und Deutsch und verfügt über gute Kenntnisse in Französisch, Italienisch und Neugriechisch.

TRAVEL INSIDE hat sich mit ihm über seine neue Aufgabe als Leiter des Zürcher Fremdenverkehrsamtes, die Touristendestination Spanien und die herausfordernde Arbeit in Corona-Zeiten unterhalten.


Horacio Díaz del Barco, seit wann sind Sie in der Schweiz und wie ist Ihr erster Eindruck?

Ich bin bereits am 15. September angekommen und dann musste ich für 10 Tage in Quarantäne. Ich bin jetzt eineinhalb Monaten in der Schweiz, habe aber bisher noch nicht so viel davon gesehen. Leider auch von Zürich nicht.

Was haben Sie davor gemacht?

Vorher war ich vier Jahre in Madrid für die Stadt tätig. Ich war Berater von Madrids Bürgermeister und stellvertretender Generaldirektor für internationale Beziehungen. Davor war ich vier Jahre lang Leiter des Tourismusbüros in Buenos Aires.

Wie gut kennen Sie die Schweiz?

Ich habe in Deutschland gelebt und drei Jahre in München verbracht. Ich bin daher relativ oft in die Schweiz gekommen. Nicht unbedingt für Ferien, aber viel geschäftlich. Ich würde nicht behaupten, dass ich die Schweiz gut kenne, aber ich war schon einige Male hier. Ich bin auf jeden Fall gespannt, die Schweiz noch besser kennenzulernen.

Wie wichtig sind die Schweizer Touristen für Spanien?

Ein Grossteil der Schweizer kommt nach Spanien, um zu relaxen. Der Schweizer Tourist ist aber sehr interessant, da er mehr als nur Sonne und Strand sucht. Kultur, Gastronomie und nachhaltiger Tourismus stehen für viele Schweizer weit oben. Das ist aktuell auch unser Fokus und daher ganz in unserem Sinn. Der Tourismus in Spanien soll mehr und mehr nachhaltiger werden.

Wie will Spanien das Thema Nachhaltigkeit angehen?

Wir glauben, dass es viele unbekanntere Gebiete in Spanien gibt. Wir wollen die Touristen besser verteilen und uns vom Massentourismus, gerade an Küstenregionen, verabschieden. Auch Stadttourismus wird zukünftig wichtiger werden. Neben Barcelona und Madrid hat Spanien viele andere sehenswerten Städte wie Bilbao oder Sevilla, die sich sehr für einen Städtetrip eignen.

Wird in Zukunft in Spanien weniger geflogen?

Im Inland auf jeden Fall. Unser Schnellzugnetz verbessert sich ständig. Die meisten Regionen sind mit dem Schnellzug von Madrid aus verbunden. Von Madrid nach Sevilla dauert es nur noch zweieinhalb Stunden – nach Malaga sogar noch etwas kürzer. Sogar die über 600 Kilometer zwischen Barcelona und Madrid sind mit dem Schnellzug etwa in dieser Zeit zu bewältigen. Im Moment sind die Behörden daran das Netz bis nach Galizien zu verlängern. In zwei bis drei Jahren wird also auch Galizien einfach mit dem Zug erreichbar sein.

Thema Corona: Wie machen Sie Marketing in solch schwierigen Zeiten?

Wir bereiten uns bereits jetzt auf die Zeit nach Corona vor. Wir wollen vermitteln, dass es sicher ist nach und in Spanien zu reisen und wir bezüglich Sicherheit gut organisiert sind. Niemand muss Angst haben nach Spanien zu reisen. Zudem waren die Reaktionen der Touristen, die Spanien im Sommer besucht haben, sehr positiv. Dies sind Dinge, die wir weitergeben und fürs Marketing nutzen können.

Wird man an spanischen Flughäfen bald Coronatests durchführen können?

In Spanien würde mit der Einführung der «Safe Corridors» unter europäischen Ländern auch das Prozedere der Ein- und Ausreise ändern. Es ist geplant, dass Reisende zweimal zu Lasten der Regierung getestet werden. Einmal bei der Ankunft und einmal zwei Tage vor Rückreise.

Ein Blick in die Zukunft: Wird sich die Einreise nach Spanien durch die Pandemie grundlegend ändern?

Das ist im Moment schwer zu sagen. Es ist gut möglich, dass bei einreisenden Touristen auch in Zukunft noch die Körpertemperatur gemessen wird. Wenn die Impfung kommt, wird Corona in den Hintergrund verschwinden, aber ich glaube wirklich, dass der Tourismus nicht mehr so wird wie vor der Pandemie.

Wohin bewegt sich denn, Ihrer Meinung nach, der Tourismus der Nach-Corona-Zeit?

Wir werden uns mehr und mehr vom Massentourismus verabschieden. Das wäre eine gute Entwicklung auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Ich denke, dass sich bei Touristen von Morgen neue, nachhaltigere Konzepte des Reisens immer mehr in den Vordergrund drängen werden.

Was Ihr geheimer Reisetipp für Spanien?

Ich darf hier nicht parteiisch sein, sonst bekomme ich Probleme mit den verschiedenen Regionen. Sagen wir es so: Spanien bietet alles für jeden Geschmack. Ich persönlich fahre sehr gerne in den Norden Spaniens. Dort ist es wunderschön. Die Landschaften, das Kulturangebot und die Gastronomie stechen dort hervor und die Menschen sind auch sehr freundlich. Nordspanien ist noch relativ unbekannt in der Schweiz. Ich möchte diese Regionen in Zukunft fördern.

(Yannick Suter)