Japan öffnet sich für LGBTQIA*-Reisende 

Die Japanische Fremdenverkehrszentrale hat einen Guide mit Tipps und Hintergründen für die Community zusammengestellt. 
©Unsplash / Jordan McDonald

Viele Zeichen stehen auf queere Öffnung in Japan. Zwar ist die eingetragene Partnerschaft für die LGBTQIA*-Community erst in Tokio und in gewissen Bezirken des Landes möglich, dennoch zeigt sich das Land der aufgehenden Sonne als sicherer Wert für Reisende unter dem Regenbogen. Vornehmlich in den Städten wartet Japan mit einer lebendigen Szene und spezifischen Angeboten auf. Die Japanische Fremdenverkehrszentrale hat einen LGBT-Guide mit Tipps und Hintergründen für die Community zusammengestellt. 

Generell sind in Asien Zeichen der Zuneigung wie Händchenhalten oder ein Kuss in der Öffentlichkeit – sei es bei gleich- oder gegengeschlechtlichen Paaren – eigentlich nicht üblich. Zurückhaltung ist angesagt. Nicht so an der Tokyo Rainbow Pride vom 22. und 23. April 2023. Das queere Tokio feiert seine Pride mit über sechzig Veranstaltungen im Yoyogi-Park.

Die drei Kilometer lange Parade startet im Szeneviertel Shibuya. Shibuya war auch der erste Ort, wo ab 2015 in Japan gleichgeschlechtliche Partnerschaften anerkannt wurden, wenngleich nicht rechtlich bindend. Unterdessen werden in der ganzen Präfektur Tokio Zertifikate ausgegeben, die gleichgeschlechtliche Paaren Unterstützung bei Wohnungssuche, medizinischer Versorgung und staatlicher Fürsorge garantieren.

Mehrere andere Städte und Regionen haben nachgezogen, aktuell sind es 10 von 43 Präfekturen. Trotzdem ist eine offizielle landesweite Anerkennung von LGBTQIA*-Partnerschaften momentan noch nicht absehbar. 

Queerer Hotspot Ni-Chome 

Tokio ist sicherlich der offenherzigste Ort für die Community. Nur 10 Minuten zu Fuss vom riesigen Bahnhof Shinjuku liegt das Szeneviertel Ni-chōme. Über 300 schwule und lesbische Bars sind hier zu finden, meistens klein und oft versteckt. 

Out Asia Travel, der Spezialist vor Ort für LGBTQIA*-Reisen, veranstaltet spezifische und individuelle Touren durch die Szene, angefangen vom Abendessen in einem LGBTIQ*-geführten Restaurants mit japanischer Küche bis zum nächtlichen Pub-Crawl durch Bars – darunter Adressen für Expats und Touristen und Touristinnen wie Tokyo Eagle, AiiRo Café oder Friends. Wer japanischen Whisky mag, der trifft sich beispielsweise bei Uncle Uncool – eine coole Location mit nur acht Plätzen. 

Osaka nimmt’s mit der Hauptstadt auf 

Den Rang als queere Hauptstadt streitig macht Tokio unterdessen Osaka mit seinem «Open Arms»-Projekt. Mit dieser Initiative fördert das Osaka Convention & Tourism Bureau, das seit 2018 auch Mitglied der internationalen Interessengemeinschaft IGLTA International LGBTQ+ Travel Association ist, die Themen Diversity und Inklusion beim Reisen – unabhängig von Geschlecht oder Herkunft.

Und mit seinen über 100 Bars kann Japans Metropole, die bislang vor allem als Paradies für Foodies galt, durchaus auch bei der queeren Community punkten. Nebst den klassischen Sehenswürdigkeiten wie dem Tsutenkaku, dem Eiffelturm Japans, der Ōsaka Burg oder den Universal Studios Japan darf auch ein Abstecher ins Shopping – und Unterhaltungsquartier Dotonbori nicht fehlen.

Die queeren Hotspots Osakas verteilen sich auf die Quartiere Kita (Doyama), Minami (Namba) sowie Shin Sekai. Jeweils im Oktober feiert Osaka auch seine eigene Pride unter dem Titel «Rainbow Festa!».  

Partyfeelling im Süden: Naha 

Unter dem Radar für die internationalen Reisenden fliegt bislang Naha auf der Halbinsel Okinawa. Die Stadt mit ihren gut 300’000 Einwohner*innen vereint über 40 Gay Bars und
-clubs. Die Region im Süden Japans gilt im Sommer vor allem im als Hotspot für Beach Parties mit bekannten DJs.

Seit 2015 geht auch die «Pink Dot» – eine politische Manifestation, die in etlichen asiatischen Ländern und weltweit präsent ist – über die Bühne, bei der die Stadt Naha offiziell gleichgeschlechtliche Hochzeiten unterstützt. Entsprechend hoch ist der Anteil von LGBTQIA*-Angehörigen am Stadtleben.

Herzstück der Szene ist das gut erhaltene alte Quartier Sakurazaka. Und wer dort in den Bars mit dem bekannten Okinawa-Schnaps namens Awamori – ein in Tontöpfen gelagerter Reisschnaps – anstösst oder zu Karaoke anstimmt, für den gilt das Motto «ichariba chode», was übertragen so viel heisst wie «Wenn wir uns treffen, sind wir Brüder und Schwestern.» (TI)