«Over Tourism»: Wenn der Massentourismus zum Problem wird

An der Medienkonferenz des Swiss Travel Days diskutierten Experten über die Herausforderungen der Branche.
Medienkonferenz Swiss Travel Day

Das globale Tourismusaufkommen lag im Jahr 2009 noch bei rund 891 Millionen – 2016 waren es bereits über 1,2 Milliarden. Für das Jahr 2030 gehen Experten sogar davon aus, dass die Anzahl der Reisenden bereits 1,8 Milliarden betragen wird. Das Wort «Over-Tourism» ist in aller Munde. Wird der Massentourismus zum ernsthaften Problem? Dieser Frage gingen an der Medienkonferenz des Swiss Travel Day Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands, Urs Wagenseil, Leiter Tourismus Fachhochschule Luzern, und Dieter Zümpel, CEO DER Touristik Suisse, nach.

Doch weshalb steigt die Anzahl Touristen in diesem Masse, fragte Moderatorin Nathalie de Regt in die Runde. «Heute haben wir fünfzigmal mehr internationale Ankünfte als noch vor 50 Jahren; dies aufgrund der sozialen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklung», führte Wagenseil aus. Neue Märkte würden erschlossen, während immer mehr Menschen in der Lage seien, zu reisen. Das Problem: Der Tourismus konzentriere sich auf wenige Ballungszentren. «Die Reisebüros können zwar Alternativen anbieten, aber schlussendlich liegt die Entscheidung beim Kunden, wohin er reisen möchte», ergänzte Kunz.

Dieter Zümpel wollte indes eine «Lanze für den Tourismus» brechen: Die Europäer seien schon lange in der Lage, die Welt zu bereisen – und nun würden die heranwachsenden Mittelschichten, beispielsweise in Indien oder China, hinzu kommen. Dies sei nicht per se schlecht: «Grundsätzlich ist dies doch eine positive Errungenschaft. Es stellt sich nur die Frage, wie die einzelnen Destinationen mit diesem Wachstum umgehen werden.» Höhere Preise oder Einreisebegrenzungen seien mögliche Mittel zur Steuerung der Touristenströme, so Wagenseil. Dies aber nur in sehr beschränktem Masse – da waren sich die drei Experten einig. «Bhutan oder Uganda sind positive Beispiele, wie Destinationen die Touristenströme lenken und beschränken können», sagte Kunz.

Die Diskussion um nachhaltigen Tourismus werde bei allen Reiseveranstaltern verstärkt geführt, ergänzte Zümpel. Aber: Man wolle den Kunden nicht bevormunden. «Man will ja nicht eine Reise unternehmen, damit man gereist ist; man will ein Erlebnis haben», bilanzierte Wagenseil. Dass hierbei die internationalen Must-sees zu Hotspots würden, sei dementsprechend unumgänglich. (ES)