«Die Branche ist an einem Wendepunkt»

Nach den zwei schwersten Jahren sieht Sabre-Präsident Kurt Ekert die Touristik auf einem guten Weg aus der Krise.
Ekert Kurt
Kurt Ekert / zVg

«Wir sehen nach zwei Jahren Licht am Ende des Tunnels, die Branche befindet sich an einem Wendepunkt», lautet die Einschätzung von Kurt Ekert, der bei Sabre am Jahresanfang das Amt des Präsidenten übernommen hat. 2022 werde wahrscheinlich das drittschlechteste Jahr in der Geschichte, doch die Buchungszahlen gäben Grund für Optimismus, meint Ekert.

Seit Januar sei es weltweit jeden Monat nach oben gegangen und dieser Trend verteile sich auch auf immer mehr Länder. Dabei seien die Buchungen nicht nur im Segment der Ferienreisen gewachsen, auch bei den Geschäftsreisen habe es einen starken Anstieg gegeben, zeigen die Quartalszahlen des GDS. Die Buchungen hätten im April das höchste Niveau seit dem Corona-Ausbruch Ende 2019 erreicht.

Sabre erwirtschaftete im ersten Quartal einen Umsatz von USD 585 Mio. nach USD 327 Mio. im Vorjahr. Der operative Verlust sank von USD 203 Mio. im ersten Quartal 2021 auf USD 80 Mio. in den ersten drei Monaten 2022. Im Segment der Travel Solutions konnte das Technologieunternehmen den Umsatz um 85 Prozent auf USD 534 Mio. steigern.

Bedeutung der Technologie wächst

Kurt Ekert, der frühere Chef des Geschäftsreiseanbieter CWT, stuft die Zahlen als sehr ermutigend ein, doch es werde 2022 noch keine Rückkehr zur Normalität geben. Für die nächsten Jahre erwartet er eine Aufwärtsbewegung, 2025 werde die Branche dann bessere Werte erreichen als 2019. Sie befinde sich in einer grossen technologischen Transformation, hier habe Sabre durch die Zusammenarbeit mit Google Cloud einen wichtigen Schritt vorgenommen.

Ekert sieht Innovationen als entscheidend, sie stärkten das Unternehmen und bildeten das Fundament. Sabre werde in Geschäftsreisesektor, NDC und den Hotelsektor investieren. Das Hotelgeschäft mit den sich dort bietenden Chancen bei Geschäftsreisen bildet für Ekert einen wesentlichen Umsatzmotor. Das Angebot solle sich nicht auf die Übernachtung beschränken, es gehe auch um die weiteren Produkte und ihre Präsentation für die Kunden auf der Buchungsplattform.

Beratung durch die Reisebüros wird wichtiger

Mit seinen positiven Einschätzungen für die Zukunft der Branche steht Ekert nicht alleine. Nach den Zahlen einer neuen Studie, die die Münchner Agentur Fried & Partner für Sabre durchgeführt hat, erwarten 50 Prozent der Befragten, dass das Vorkrisenniveau 2024 erreicht wird. Für ‘Mapping Travel‘s New Normal’ hat Fried & Partner die Angaben von mehr als 500 Verantwortlichen von Reisebüros und Airlines in 20 Ländern gesammelt.

Für 26 Prozent von ihnen sei eine Rückkehr zu den alten Zahlen bis 2026 realistisch. Dabei werde der Wunsch nach Beratung und Hilfe der Reisebüros zunehmen, denn die Komplexität der Reiseprodukte werde steigen, erklärt Markus Heller, Geschäftsführer bei Fried & Partner. 81 Prozent der Reisebüromitarbeiter rechneten damit, dass Pauschalreisen populärer würden, 72 Prozent von ihnen erwarteten eine stärkere Nachfrage nach Ferien im eigenen Land, denn hier seien die Risiken und Unsicherheiten geringer. Es sei in der Studie aber auch deutlich geworden, so Haller, dass das Erlebnis für die Urlauber wichtiger sei als der Preis. 68 Prozent der Befragten rechneten daher mit höheren Ausgaben der Reisenden. «Die Menschen wollen reisen, es gibt eine hohe Nachfrage nach einem freien und uneingeschränkten Reisen und Sie wollten die durch die Pandemie verlorene Zeit aufholen.»

Wolfram Marx