Die Reisebranche sieht die Zukunft rabenschwarz

Im schlimmsten Fall ist mit einem wenigstens vorübergehenden Arbeitsplatzverlust in Höhe von etwa 3000 Vollzeitstellen zu rechnen.
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Die Folgen der Covid-19-Pandemie bedrohen die Schweizer Reisebranche existenziell. Kaum noch Umsatz, dafür zusätzliche Kosten für die Repatriierung der Kunden, Umbuchungen und Rückabwicklungen der Dossiers. Eine vor der Pandemie gesunde Branche sei grundlegend gefährdet, sagte Max E. Katz, Präsident des Schweizer Reise-Verbands (SRV) am Donnerstag bei der Präsentation der jährlichen Studien über die Zukunftsaussichten und das vergangene Geschäftsjahr.

Die unmittelbaren Zukunftsaussichten werden von der Branche denn auch wenig überraschend rabenschwarz beurteilt. Dazu dürfte auch beitragen, dass sich die Politik bisher noch zu keinen effektiven Überbrückungshilfen für die Härtefall-Branche durchringen konnte, kritisierte Katz. Der SRV-Sentiment-Index zeigt sich schlechter denn je.

Weiter warten auf Überbrückungshilfen

Für das zweite Halbjahr rechneten die Branchen-Exponenten bei der Befragung im Juni mit einem Umsatzrückgang von 70% und mit fortgesetzter Kurzarbeit im Ausmass des ersten Halbjahres. Inzwischen dürften diese Werte noch gestiegen sein, erklärt Christian Laesser, Tourismus-Professor an der Uni St. Gallen. Die Zahl der Arbeitsplatzverluste werde im Wesentlichen von der Dauer der Krise sowie von der Dauer und Schlagkraft der Staatshilfen (Kurzarbeitsentschädigungen, Erwerbsersatz und Fixkostenzuschüsse) abhängen.

Aufgrund der fragilen Margensituation und der hohen Personalintensität der Reisevermittlung braucht ein Reisebüro laut Laessers Erhebung zur Deckung der Personalkosten einen Umsatz von mindestens CHF 900’000 pro Vollzeitmitarbeitende. Vor dem aktuellen Hintergrund ist im schlimmsten Fall von einem Umsatzverlust in Höhe von rund CHF 2,9 Mia. und mit einem wenigstens vorübergehenden Arbeitsplatzverlust in Höhe von etwa 3000 Vollzeitstellen zu rechnen. Konsequenterweise erwartet die Branche effektive und rasche Überbrückungshilfen des Bundes.

2019 war eigentlich ein ziemlich gutes Jahr

Der Rückblick auf das Jahr 2019 beinhaltet auch Einschätzungen zu den Auswirkungen der Covid-19-Krise. Die Resultate stützen die bereits vielerorts artikulierten Befürchtungen und Schätzungen. Der Umsatzrückgang im ersten Halbjahr 2020 wird auf gut 60% geschätzt. Ein sehr grosser Anteil der Mitarbeitenden (83%) war darüber hinaus im ersten Halbjahr von Kurzarbeit betroffen. Im 1. Halbjahr ist es nur zu sehr vereinzelten Entlassungen gekommen.

Der Rückschlag der Covid-19 Krise macht eine positive Entwicklung im Vorjahr zunichte: 2019 hat der durchschnittliche Umsatz der an der Umfrage teilnehmenden Schweizer Reisebüros im Vergleich zum Vorjahr um 9,6% zugenommen, nämlich von CHF 2,98 auf 3,28 Mio. Der durchschnittliche Umsatz pro Mitarbeiter hat dagegen abgenommen, nämlich von 0,96 Mio. auf 0,93 Mio. CHF. Der Mehrumsatz wurde also vor allem mit zusätzlichen Stellenprozenten generiert. (TI)