«Die Schweiz, dieser kleine und starke Markt, der 5 Milliarden wert ist»

Am Rendez-vous France sprach TRAVEL INSIDE mit Frédéric Meyer, der bei Atout France für die Schweiz zuständig ist.
Frédéric Meyer: «Mit fast 5 Milliarden Euro an Tourismusausgaben ist die Schweiz ein strategischer und treuer Partner des Reiseziels Frankreich.» ©TRAVEL INSIDE
Frédéric Meyer, welche Bilanz ziehen Sie aus der Schweizer Präsenz am diesjährigen Rendez-vous en France?

Wir sind äusserst zufrieden. Die Schweizer Delegation war sehr engagiert. Reiseveranstalter, Reisebüros, Busunternehmen und Medien sind gekommen, um die Neuheiten 2025 zu entdecken. Das zeigt, wie attraktiv Frankreich für die Schweizer ist, aber auch, wie strategisch wichtig dieser Markt für uns ist.

Übrigens war es eine kluge Entscheidung, die Messe in Lyon, so nahe an der Schweiz, zu veranstalten. Diese Region verkörpert die französische Lebensart: Gastronomie, Kulturerbe, Know-how. Vorzüge, die in der Schweiz besonders gut ankommen.

Die Schweiz ist ein Wachstumsmarkt für Frankreich. Können Sie einige Zahlen nennen?

Im Jahr 2024 haben wir mit fast 7 Millionen Schweizer Besuchern in Frankreich einen historischen Rekord erreicht, was seit vier Jahren einen stetigen Anstieg bedeutet. Und die Buchungen für das laufende Jahr liegen bereits 15% über denen von 2024.

Und nicht nur das: Die Ausgaben beliefen sich auf fast 5 Milliarden Euro, was die Schweiz zu unserem zweitwichtigsten Quellmarkt nach den USA macht. Es ist ein qualitativ hochwertiger, anspruchsvoller, aber sehr loyaler Markt. Die Schweizer kommen nicht nur nach Paris oder an die Côte d’Azur, sondern auch nach Auvergne-Rhône-Alpes, Burgund und Übersee.

Was sind Ihre Ziele für 2025?

Wir haben zwei Ambitionen. Erstens wollen wir unsere Position in der Westschweiz festigen, wo Frankreich bereits ein beliebtes Reiseziel ist. Zweitens soll unser Wachstum in der Deutschschweiz, wo noch ein enormes Potenzial vorhanden ist, beschleunigt werden.

Wir setzen auf eine gezieltere Kommunikation, indem wir mit den lokalen Fachleuten – Agenturen, Reiseveranstaltern, Busunternehmen – zusammenarbeiten, um thematische Aufenthalte zu fördern: Gastronomie, Festivals, Winterausflüge usw. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Angebot zu erweitern und die Nachfrage zu steigern.

Welche ‘Gründe, um wegzugehen’ gibt es denn in nächster Zeit?

2025 verspricht aussergewöhnlich zu werden. Mit der Cézanne-Ausstellung in Aix-en-Provence, den Festspielen in Versailles, den Chorégies d’Orange oder den neuen Weinrouten im Loire-Tal haben wir für jedes Profil etwas zu bieten. Nicht zu vergessen der Winter.

Die Schweizer lieben unsere Skigebiete, aber auch den Süden oder die Antillen, um der Kälte zu entfliehen. Die Idee? Wir wollen zeigen, dass man Frankreich zu jeder Jahreszeit und für jedes Budget besuchen kann und dass es immer etwas Neues zu entdecken gibt – selbst für diejenigen, die glauben, Frankreich gut zu kennen.

Die Schweiz ist ein reifer Markt. Wie kann man innovativ sein, um weiterhin beliebt zu bleiben?

In der Tat ist es ein komplexer Markt, der einen massgeschneiderten Ansatz erfordert. Wir arbeiten verstärkt mit der französischen Botschaft in der Schweiz und den lokalen Medien zusammen, um spezifischere Kampagnen zu entwickeln.

Zum Beispiel, um ‘Slow Travel’-Erfahrungen oder Touren abseits der ausgetretenen Pfade in den Vordergrund zu stellen. Die Messe Rendez-vous en France ist im Übrigen ein enormer Beschleuniger. In diesem Jahr wurden mehr als 28’000 Treffen mit 817 Reiseveranstaltern aus 62 Ländern organisiert. Die Schweiz hat dort ihren festen Platz.

Ein Wort zur Gastronomie, genauer gesagt: War Lyon eine symbolische Wahl?

Absolut. Lyon, die Hauptstadt der Feinschmecker, verkörpert französische Exzellenz. Die Schweizer sind grosse Liebhaber von gutem Essen. Darüber hinaus haben wir die Messe genutzt, um lokale Produkte – Weine, Käse, Wurstwaren – aber auch weniger bekannte Fertigkeiten wie Lyoner Seide oder Gerbereien hervorzuheben. Denn Frankreich ist auch ein Land des Kunsthandwerks und lebendiger Traditionen.

Welche Botschaft würden Sie den Schweizern mit auf den Weg geben?

‘Erleben Sie Frankreich anders.’ Ob ein Wochenende in Lyon, eine Weinprobenreise nach Burgund oder tropische Ferien auf Martinique, wir haben so viel zu bieten. Und die Schweizer geben jedes Jahr 5 Milliarden Euro aus, was sie uns zurückgeben – deshalb lieben wir sie so sehr.

 Didier Walzer