Erlebnisreisen ersetzen konventionelle Reisemotivationen

Die Veränderungen aus der Pandemiezeit sind geblieben.
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Sind die während und gleich nach der Corona-Pandemie festgestellten Veränderungen des Reiseverhaltens geblieben oder sind die Reisenden zu ihren traditionellen Tourismusaktivitäten zurückgekehrt? Um die Antwort  auf diese Frage zu erhalten, hat das Reise-Trend- und Analyse-Unternehmen Mabrian das spontane Verhalten und die Vorlieben von Reisenden weltweit mit Hilfe von so genanntem Social Listening analysiert.

Diese Methodik basiert auf Techniken von Big Data und künstlicher Intelligenz (Natural Language Processing). Ausgewertet wurden über 400 Millionen tourismusbezogene Interaktionen in sozialen Medien im beobachteten Zeitraum (erstes Halbjahr 2019 bis erstes Halbjahr 2023).

Die wichtigste Schlussfolgerung aus der Studie ist, dass erlebnisorientierte Aktivitäten oder Motivationen die konventionellen Reisemotivationen ablösen. Als Definition von ‘erlebnisorientiert’ gelten Aktivitäten auf Wellness, Active & Lifestyle, Nature & Food und Cuisine. Auf der anderen Seite wurden konventionelle Reisemotivationen als Kunst und Kultur, Sonnenbaden, Familie, Shopping und Nachtleben definiert.

Wohlbefinden und Natur legen zu
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Wenn man diese Motivationen in zwei Blöcke aufteilt, zeigen die Daten, wie erlebnisorientierte Aktivitäten in den letzten vier Jahren gegenüber konventionellen Aktivitäten um 10 Prozentpunkte zugenommen haben. Im Juni 2023 liegt der Anteil der Erlebnismotivationen bereits bei fast 50/50. Das sei sehr bedeutsam, wenn man bedenke, dass im Juni 2019 nur Kunst & Kultur und Sonnenbaden 41% der Reisemotivationen ausmachten.

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Die Aktivitäten, die in diesen Jahren am meisten zugenommen und ein noch nie dagewesenes Interesse erreicht haben, sind Active & Lifestyle, Natur und Wellness. In Bezug auf die beiden ersten zeigen die Daten einen klaren Wendepunkt aus dem Jahr 2021, der die Auswirkungen der Pandemie auf diese Art von Reisemotivation bestätigt. Auch das Wohlbefinden verzeichnet seit 2019 ein stabiles Wachstum.

Auf der anderen Seite sind eskonventionelle Aktivitäten, die am meisten an Bedeutung verloren haben. Kunst & Kultur und Sonnenbaden machen jetzt nur noch 34% der Reisemotivationen aus und haben seit 2019 7 Prozentpunkte verloren.

Neue Trends bleiben

«Es gibt offensichtliche Auswirkungen der Pandemie und die Auswirkungen des Lockdowns, die uns bewusst gemacht haben, wie wichtig es ist, die Natur zu geniessen und sich in unserer Freizeit wohl und gesund zu fühlen, was in den Motivationen der Reisenden hängen geblieben ist», stellt Carlos Cendra, Chief Marketing and Communication Officer bei Mabrian, fest.

Für Destinationen und Tourismusunternehmen sei es unerlässlich, neue globale Trends bei Reisenden agil zu erkennen und gleichzeitig daran zu arbeiten, ein Tourismusprodukt anzubieten, das so diversifiziert wie möglich ist und mit neuen Trends übereinstimmt. Eine hohe Abhängigkeit von bestimmten Tourismusprodukten führe zu Ineffizienzen im Zusammenhang mit einer hohen Abhängigkeit von bestimmten Quellmärkten und einer hohen Saisonalität. Diese Faktoren sind von grosser Bedeutung, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit der Destination zu fördern. (TI)