Es kommt Bewegung in die Pistenfrage am Flughafen Zürich

Seit 30 Jahren wir die Verlängerung der Pisten am Flughafen Zürich diskutiert und verhindert. Die bevorstehenden Wahlen könnten einen Umschwung bringen.
Die sich kreuzenden Pisten sind ein Sicherheitsrisiko © Flughafen Zürich

Zwei Pisten kreuzen sich am Flughafen Zürich was nach einem Beinahe-Unfall zu einem Sicherheitsrisiko deklariert wurde. Zudem können auf der mit 2500 m kürzesten Piste 28/10 nicht bei jeder Wetterlage Grossraumflugzeuge landen.

Deshalb projektierte der Flughafen bereits vor Jahren eine Verlängerung der Piste 28 um 400 Meter und der Piste 32 um 250 Meter, was zu vereinfachten Start- und Landeverfahren und weniger Verspätungen führen würde.

Grüne und linke Parteien dagegen

Die SP, die Grünen und die Grünliberale Partei (GLP) stimmten im Kantonsrat immer gegen das Projekt der Pistenverlängerungen. Im Jahr 2005 veröffentlichte die GLP ein Positionspapier mit der Forderung, das Pistensystem dürfe nicht erweitert werden. Begründet wurde dies damit, dass Pistenausbauten einer Kapazitätserhöhung dienen und mehr Lärm und Umweltbelastung mit sich bringen.

Noch 2014 half die GLP dabei, dass die Pistenverlängerungen aus dem kantonalen Richtplan gekippt wurden. Der Regierungsratskandidat der GLP Benno Scherrer, engagierte sich noch 2016 persönlich in einem Podiumsgespräch gegen eine Initiative der Flughafenbefürworter, welche vorsah, dass das Stimmvolk über einen Pistenausbau zu entscheiden habe, und damit auch Erfolg hatte.

Umdenken wegen umweltfreundlicheren Flugzeugen

Wie der «Tages-Anzeiger» in seiner Ausgabe vom 3.1.2023 schreibt, kommt es nun zu einem Umdenken in der GLP. Nach dem der Regierungsrat im Jahr 2021 dem Antrag des Flughafens zu den Pistenverlängerungen zustimmte, ging das Geschäft in den Kantonsrat. In der dortigen Verkehrskommission wurde dies in der Zwischenzeit mehrfach diskutiert, wobei Kommissionspräsident Alex Gantner (FDP) und Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker-Späh (FDP) zu den laufenden Beratungen nichts verlauten lassen.

GLP-Regierungsratskandidat Benno Scherrer stimmt aber, entgegen seiner früheren Haltung, heute den Pistenverlängerungen zu. Er stellt die Bedingung, dass die Anzahl Flüge nicht zunimmt sondern die Pistenverlängerungen der Stabilität des Flugbetriebs und der Einhaltung der Nachtruhezeit dienen. «Fliegen ist eine Realität, man muss sich mit dieser Tatsache arrangieren», sagte Scherrer gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Umweltbemühungen werden anerkannt

Der Flughafen sieht Scherrer als Standortvorteil für den Kanton Zürich und anerkennt, dass dieser sehr viel in Bereich synthetische Treibstoffe investiere. Sogar der frühere Flughafenkritiker, Nationalrat und GLP-Präsident Martin Bäumle positioniert sich heute weniger hart gegenüber dem Flughafen.

Der Plafond mit 320’000 Flügen pro Jahr sei akzeptiert und sowohl Swiss wie auch Flughafen hätten sich zu Netto 0 beim CO2-Ausstoss bekannt. Zudem mache die Beimischung von nachhaltigem Treibstoff (SAF) das Fliegen etwas teurer was eine Alternative zu einer Flugticketabgabe sei, erklärte Bäumle dem «Tages-Anzeiger». (BRA)