Fast 80% der Fluggäste kennen ihre Rechte nicht

Eine Umfrage von Airhelp zeigt, dass 79% der Fluggäste ihre Rechte nicht kennen.
Airhelp wertet die Suchanfragen nach 'Fluggastrechte' und 'Entschädigung' aus. ©Airhelp

Das Travel-Tech-Unternehmen Airhelp hat in seiner neuesten Umfrage Passagiere aus Europa, Grossbritannien, den USA sowie Brasilien zu ihren Rechten beim Fliegen befragt. Teilgenommen haben dabei insgesamt 3100 Passagiere.

Die Umfrage zeigt, dass 61% der europäischen Fluggäste der Meinung sind, dass ihre Rechte verbessert werden sollten – in Deutschland liegt der Anteil bei 46%. Zudem beantragen nur 50%der europäischen Fluggäste bei Verspätungen und Flugausfällen eine Entschädigung.

Nur 21% kennen ihre Rechte

Der Umfrage zufolge wissen in Brasilien 95% der Befragten, dass es Fluggastrechte gibt, in Europa und Grossbritannien sind es 81% bzw. 78% der Befragten und in den USA 77%. Zu wissen, dass es Rechte gibt, heisst aber nicht, dass man auch weiss, wie die Rechte aussehen und wie man sie anwendet:

In einem Test, in dem das Wissen über die Anwendung von Fluggastrechten untersucht wurde, gaben nur 24% der europäischen Passagiere die richtigen Antworten: Britische Fluggäste kennen dem Test zufolge ihre Rechte am besten, aber auch in Grossbritannien liegt der Wert nur bei 28%. Von den deutschen Passagieren gaben 27% die richtigen Antworten. In Portugal und Spanien waren es 26%, in Irland 23% und in Frankreich 18%. Die schlechtesten Ergebnisse lieferten die brasilianischen und amerikanischen Passagiere mit 9% bzw. 7%.

Im Vergleich sind die Deutschen am zufriedensten

46% der deutschen Befragten finden, dass die Fluggastrechte ausreichend Schutz bieten, trotzdem wünschen sich weitere 46%, dass die Rechte verstärkt werden – 20% davon wünschen sich sogar eine erhebliche Verstärkung. In Grossbritannien ist auch fast die Hälfte der befragten Fluggäste mit ihren Rechten zufrieden (45%).

In den anderen Ländern ergibt sich hingegen ein anderes Bild: Innerhalb Europas finden jeweils 33% der irischen und französischen Passagiere, dass die Fluggastrechte einen guten Schutz bieten, in Portugal sind es 23% und in Spanien 20%. In Brasilien sind 26% der Befragten zufrieden mit ihren Fluggastrechten. In den USA hingegen gaben nur 10% an, dass die lokalen Fluggastrechte einen guten Schutz darstellen.

Zwei Drittel sind für eine Stärkung der Fluggastrechte

Weltweit sagten 31% der Passagiere aus, dass die Fluggastrechte etwas stärker sein und den Passagieren mehr Schutz bieten sollten. Weitere 30% sind der Meinung, dass sie deutlich gestärkt werden müssten. Ein neuer EU-Vorschlag soll das Gegenteil bewirken: Der Vorschlag sieht vor, dass Entschädigungen bei Flugverspätungen künftig je nach Entfernung erst bei Verspätungen von fünf, neun oder zwölf Stunden statt wie bisher nach drei Stunden gezahlt werden sollen.

Ein Drittel der Befragten ist der Ansicht, dass eine Verspätung von drei Stunden eine angemessene Schwelle für den Anspruch der Fluggäste auf Entschädigung darstellt. Ebenfalls ein Drittel findet, zwei Stunden seien bereits eine faire Grenze, 16% halten sogar eine Stunde Verspätung für angemessen. 5% verlangen Entschädigungszahlungen bei Verspätungen unter einer Stunde. Die von der EU vorgeschlagenen fünf oder mehr Stunden sehen nur 16% als faire Schwelle an.

In Deutschland finden 35% der Befragten die aktuelle Drei-Stunden-Schwelle fair. 29% wählten zwei Stunden, 18% eine Stunde und 5% weniger als eine Stunde.

Weniger als die Hälfte haben bisher eine Entschädigung beantragt

62% aller Passagiere waren schon von einer Verspätung von mehr als drei Stunden, einer Stornierung oder Überbuchung betroffen, aber nicht mal die Hälfte der betroffenen Passagiere (40%) hat eine Entschädigung beantragt.

In Europa haben immerhin 50% der betroffenen Passagiere ihren Anspruch auf Entschädigung geltend gemacht – deutsche Passagiere stellen mit 68% den Spitzenwert dar. Während in Grossbritannien 44% der Befragten schon mal eine Entschädigung beantragt haben, waren es in Brasilien nur 26% und in den USA nur 20%.

79% der Passagiere weltweit wären bereit, einen Aufpreis zu zahlen, um im Falle einer schwerwiegenden Flugstörung eine garantierte Entschädigung zu erhalten. Ein Fünftel (21%) der Passagiere würde dafür einen Aufpreis von fünf bis zehn Euro zahlen. 39% würden sogar mehr zahlen.

Im globalen Vergleich würden die deutschen und brasilianischen Passagiere am meisten für eine Entschädigungsgarantie ausgeben – 50% der deutschen Passagiere würden zehn bis 20 Euro oder sogar mehr pro Flugticket draufzahlen. In den USA wären auch 47% bereit, mehr als zehn Dollar Aufpreis zu zahlen. In Portugal sind es 40%, in Spanien 36%, in Frankreich 35%, in Irland 27% und Großbritannien 34%, die mehr als zehn Euro oder Pfund zahlen würden.

Nina Staub, Fluggastrechtsexpertin bei AirHelp kommentiert die Umfrage: «Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen klar, dass Fluggäste sich einen besseren Schutz ihrer Rechte wünschen. Es ist wichtig, dass wir uns weiterhin für die Rechte der Reisenden starkmachen und verhindern, dass diese durch Änderungen geschwächt werden. Gleichzeitig möchten wir die Passagiere besser über ihre Rechte aufklären und den Zugang zu Entschädigungen vereinfachen. Aus diesem Grund haben wir bei Airhelp einen detaillierten Ratgeber zu Fluggastrechten entwickelt, der alle wichtigen Informationen klar und übersichtlich bereitstellt.» (Business Traveltip)

Business Traveltip News

Business Traveltip News

Die Business Traveltip News erscheinen jeden Donnerstag und liefern Ihnen schnell und umfassend die wichtigsten News aus der Businesstravel-Welt.

Email Address