Feedback: «Ein persönlicher Vergleich exklusiver Kreuzfahrtschiffe»

Hans-Peter Lehmann, ehemaliger Ressortleiter Spezialreisen bei Imholz und begeisterter Seereisender, über seine Erfahrungen mit Seabourn und Regent Seven Seas Cruises.

«Die Angebote in Presse, Internet- und Trade News überschlagen sich mit grosszügigen Rabatten, Shipboard-Credits, Top-Discounted Voyages, Suiten Upgradings, Free Flight usw.

Das weist meiner Ansicht nach auf eine gewisse Überkapazität im Markt hin und veranlasste mich, auch in Absprache mit TI-Cruise-Insider Beat Eichenberger, einen Leistungsvergleich der mir bekannten 5-Sterne-Schiffe zu machen: Seabourn mit den ‘Ultra Luxury Voyages’ und den ‘Most Luxurious Cruise Ships’ und Regent Seven Seas Cruises (RSSC) mit dem neuen Level ‘Unrivalled At Sea – Nobody Does it Better’ – starke Aussagen beider Reedereien. 

Ist gerne auf hoher See unterwegs: Hans-Peter Lehmann ©zVg

So viel vorweg: Beide Produkte begeistern und gehören sicher zu den stärksten Luxus-Brands überhaupt. Zusammen mit meiner Frau war ich in den letzten 12 Jahren auf 15 Seabourn-Kreuzfahrten in allen Weltmeeren. In den letzten Tagen kehrten wir von unserer ersten Regent Seven Seas-Kreuzfahrt aus dem Süden Afrikas zurück. Hier unsere Eindrücke und Einschätzungen:

Schiffe: Mit Seabourn reisten wir auf der Quest, Sojourn und Odyssey (rund 400 Pax, 300 Staff), sowie der Encore und Ovation (rund 600 Pax, 400 Staff), mit Regent Seven Seas Cruises jetzt erstmals auf der Seven Seas Splendor (rund 700 Pax, 500 Staff). Ein identisches Service-Konzept haben die mir nicht bekannten Schiffe Seven Seas Voyager, Navigator, Mariner, Grandeur und Explorer. 

Angebote / Werbung: Sowohl Seabourn als auch RSSC halten, was sie versprechen: All-inclusive Kreuzfahrten auf höchstem Niveau. Und dennoch gibt es gewisse Unterschiede – nicht nur bei den Preisen.

Buchung: Verläuft bei Seabourn korrekt und perfekt, die Unterlagen in Englisch, klar und gut verständlich. Bei Regent Seven Seas Cruises werden wir nach erfolgter Buchung ab zwei Monaten vor der Abfahrt wöchentlich bis praktisch täglich mit irgendwelchen ‘important informations’ und ‘action reguests’ bombardiert, teilweise 5-fach mit gleichen Texten zu Visa-, Gesundheits-, Sicherheits- und Check-In Vorschiften. Die ständigen Hinweise, man werde nicht an Bord gelassen, wenn… sind meines Erachtens unanständig und respektlos.

Einschiffen: Bei Seabourn mussten wir im Terminal bis zur Registrierung und Passkontrolle nie länger als 10 Minuten warten. Nach Verlassen des Taxis vor dem Terminal konnten wir regelmässig eine Stunde später die Suite beziehen, das Gepäck stand schon bereit. Bei RSSC durfte das Taxi nur zum Hafeneingang fahren und erhielt keine Erlaubnis zur Terminal-Vorfahrt. Beim Check-In (12.00h gemäss Bestätigung) ergab sich mehr als eine Stunde Wartezeit. Der Bezug der Suite erfolgte um 14.00h, die Gepäckauslieferung um 16.30h. Dass dann unsere Suite nicht sauber war und nachgereinigt werden musste, ist definitiv nicht 5-Sterne-Standardt und ein Ärger!

Suiten: Sowohl bei Seabourn wie bei Regent Seven Seas Cruise wurden alle Erwartungen erfüllt: Grosszügige Einrichtungen, Marmorbad, begehbare Umkleide, Panoramafenster, Terrasse usw. Ein Traum, hier wohnen zu dürfen.  

Restaurants: Bei Seabourn überzeugen The Restaurant, The Colonade (mit grosser Terrasse, ca. 40 Tische), The Patio und (Thomas Kellers) The Grill mit Reservation und Zuschlag. Das Frühstück im Selfservice bietet schönste Buffet-Präsentation bei gediegener Atmosphäre. Regent Seven Seas Cruises bietet sechs Spezialitäten-Restaurants (alle ohne Zuschlag), Pool Grill, Compass Rose, Sette Mari und La Veranda (mit kleiner Terrasse). Eine Reservation ist für das Prime 7, Chartreuse und das Pacific Rim notwendig. Mit diesen Angeboten liegt die Seven Seas Splendor vorne. Das Frühstück im Selfservice bietet eine vielfältige Präsentation, die Stimmung ist jedoch unruhige und das Personal teilweise überfordert. 

Bars: Sowohl bei Seabourn wie bei RSSC stehen je sechs Bars mit riesiger Getränkeauswahl zu Verfügung. Während sich bei Seabourn zwei grosse Bars mit genügend Tischen über dem Pool im Aussenbereich befinden, liegen auf der Seven Seas Splendor mit Ausnahme einer kleinen Poolbar alle Bars im Innenbereich.

Unterhaltung an Bord: Das Entertainment ist sowohl bei Seabourn wie bei RSSC hauptsächlich auf US-Citizens abgestimmt. Die Seven Seas Splendor bietet abendlich eine Show im Theater. Bei beiden Reedereien gibt’s an Seetagen sehr interessante Vorträge über aktuelle Themen durch qualifizierte Speaker. WiFi und ein vielseitiges TV News- und Film-Programm sind generell inbegriffen.  

Ausflüge: Seabourn bietet tolle Landprogramme, alle kostenpflichtig und relativ teuer. Durchschnittlich einmal pro Woche gibt es ein gratis Überraschungsprogramm wie zum Beispiel eine Grill- und Cocktail-Party an einem einsamen Strand, Nachtessen in einer antiken Stätte, Einkaufen im Fisch- und Gemüsemarkt mit dem F&B-Manager oder Executive Küchenchef. Auch bei RSSC ist das Angebot der Landausflüge sehr vielseitig. Je nach Destination sind zwei oder drei Ausflüge inbegriffen, weitere Optionen sind recht teuer. 

Pre- und Post Programme: Diese präsentieren sich bei Seabourn sehr einladend, immer perfekt, fehlerfrei und kundenfreundlich organisiert. Bei Regent Seven Seas Cruises könnten diese Programme – wie ich verschiedenen Social Medien Gruppen entnommen habe – problematisch sein. Unsere Post-Tour (drei Tage Capetown) war abgesehen von einer Stadtrundfahrt und einer Safari nicht befriedigend, das uralte Zimmer des renovierten ‘5-Sterne-Hotels’ entsprach nicht dem Standard. 

Die Quintessenz: Sowohl auf den Schiffen von Seabourn wie von Regent Seven Seas Cruises hatten wir nie den Eindruck, eingeengt zu sein. Dies, obwohl die Schiffe von Seabourn rund eine Drittel kleiner sind als die RSSC-Schiffe. Man bewegt sich tagsüber im Casual-, abends im Elegant Casual Dress. Die Organisation stimmt überall, das Personal ist auf höchstem Level geschult. Die Kreuzfahrtenrouten sind weitgehend identisch, wobei Seabourn mit den kleineren Schiffen auch mal einen kleinen, unbekannten Ort, anlaufen kann.

Preis/Leistung: Beim Preis-Leistungsverhältnis tendiere ich eher auf RSSC: Der Tagespreise pro Person, je nach Suiten-Kategorie, ist zwischen 100 bis 500 Euro günstiger als bei Seabourn, viele Ausflüge und auch der Wäscheservice sind inbegriffen.

Ergänzend eine Feststellung zum Thema «Luxus-Kreuzfahrten»: Wenn man die Grundpreise der Kreuzfahrten in den verschiedenen Kabinenkategorien und den zusätzlichen Getränke- und WiFi-Paketen mit Reedereien wie NCL, Costa, MSC, Princess oder anderen Anbietern mit Schiffen auf über 2000 Pax vergleicht, sind die kleinere 5-Sterne-Schiffe mit ihren Alles-inklusiv-Leistungen nicht viel teurer. 

Meine Frau und ich sind begeisterte Kreuzfahrer und gehen 2025 wieder auf Seereise. Wir sind noch unentschlossen, ob mit Seabourn oder RSSC. Interessante, attraktive Schnäppchen und spezielle Ziele, mit Momenten zum totalen Auskosten und exklusivem Entspannen, gibt’s bei beiden.»

Hans-Peter Lehmann