Feedback: «Es braucht jetzt die Balance zwischen Besonnenheit und Klartext»

TRAVEL INSIDE-Leser André Lüthi lanciert einen Appell an die Branche.

André Lüthi, President & CEO, Globetrotter Group AG, Bern

«Liebe Kolleginnen und Kollegen der Reisebranche 

André Lüthi

Ich wollte mich in dieser Form eigentlich nicht mehr zu Wort melden. Doch im Sinne des gemeinsamen Zieles und der Sache nochmals ein Appell. 

Die Nervosität in uns allen ist mehr als verständlich – und trotzdem braucht es jetzt die Balance zwischen Besonnenheit und Klartext. Wie weiter ?

Ob TPA, STAR, SRV, Mayday oder Club 73 –  wir sind EINE Branche. Wichtiger als ein unkoordinierter Kampf sind jetzt die Gespräche zwischen den Präsidenten/Geschäftsführern der Verbände und den Köpfen der Interessensverbindungen. TPA, STAR und SRV haben den Schritt im April gemacht.

Dank politischem Druck wurde der Rechtsstillstand erreicht und die Swiss-Gelder kommen ins Rollen. Zur Erinnerung: der Rechtsstillstand wurde gefordert, damit vom Seco bis zur Herbstsession seriöse Lösungsvorschläge erarbeitet werden können. Daran wird im Moment gearbeitet. Ohne unsere Taskforce.

Jetzt geht es um das wichtige Hilfspakete für die Branche. Verschiedene Lösungsansätze (siehe unten) wurden dem SECO von der Taskforce Anfang Juni eingereicht. Das SECO wiederum hat im Juli eine externe Firma beauftragt, von der Branche Zahlenmaterial einzufordern.

In seiner ersten Sitzung im August wird der Bundesrat aufgrund der Vorschläge des SECO und der externen Firma darüber befinden, ob und wie der Branche zusätzlich geholfen werden kann. Falls ja, kommt der Vorschlag im September ins Parlament. 

Also müssen wir uns zwischen der Bundesratssitzung und der Session gemeinsam bei den Parlamentarierinnen und Parlamentariern Gehör verschaffen. Wie wir es schon im April erfolgreich gemacht haben.

Meine Ratschlag: warten wir doch ab, was an der ersten Bundesratssitzung im August herauskommt. Sollte zu unseren Ungunsten entschieden werden; müssen wir schnell und koordiniert handeln (Medien etc.) Und das schaffen wir! Dazu braucht es Vertrauen und die Bereitschaft, alte Gräben zu überwinden. Alle haben Fehler gemacht; Strich darunter! Wir müssen vorwärts schauen.

Sollte sich die Branche vor der Bundesratssitzung zu spontanen Interventionen beim Bund, Demonstrationen oder Medienwirbel entscheiden, kann ich das nachvollziehen. Persönlich werde ich den Weg der Gespräche weiter gehen. Sie waren im April wie auch im Juni der geeignete Weg, als nach meinem ersten Gespräch mit Andreas Aebi die Gespräche mit den Bundesräten kurz vor ihren Ferien folgten. Wir haben alles in unserer Macht stehende eingebracht für unsere Branch

Nun zu den Lösungsvorschlägen (Kundengelder-Fonds, Gutschein-Absicherung, A-fonds-perdu-Beiträge, Spezialregelung Kredite), die im Juni kommuniziert wurden. Dass das SECO über die Ausarbeitung der Details nicht informieren kann, mag stossend sein – doch wir müssen es akzeptieren. Im Wissen, dass das SECO für uns kämpft. Auch die EO-Entschädigung kommt im Bundesrat nochmals auf den Tisch.

Jetzt überlasse ich das Feld den Präsidenten/Geschäftsführern, den Wortführern der Interessensgemeinschaften und den ehemaligen CEOs. Sprecht miteinander.

Was mir mehr an die Seele geht, ist die Entwicklung auf unserem Planeten. Unsere Branche und unser Beruf, auf den wir so stolz sind, stehen vor schwerwiegenden Veränderungen – weil die Welt auch im 2021 noch nicht die sein wird, die wir vor Corona kannten. Wir schaffen es, wir kommen durch den Sturm – aber mit schweren Schäden. Das müssen wir uns einfach bewusst sein, liebe Kolleginnen und Kollegen.»