Feedback: «Schlechte Idee mit noch schlechterem Gegenvorschlag»

Aktualisiert am 20.01.2023
Thomas Fehr reagiert auf das Feedback von Bernd Simple, der Zuschläge je nach Flugstunde auf den Flugpreis befürwortet.

Thomas Fehr, Pacific Holidays (Europe), DMC, Raiatea:

«An Herrn Simple:

Mit dem 1.Abschnitt Ihres Briefes bin ich natürlich einverstanden. 

Was danach kommt, könnte man unter der Überschrift ‘Schlechte Idee mit noch schlechterem Gegenvorschlag’ kontern.

Im Ernst: wollen Sie die Instinkte der Menschheit neu erfinden resp. à la DDR-Regime zurechtstutzen? Die meisten Menschen lieben nun mal die Sonne und das Meer. Wir alle brauchen Urlaub, um nicht ein frühzeitiges Burn-out zu erleiden. Ja, es ist wichtig für unser Wohlbefinden.

Mit Ihrem Vorschlag, eine Mindestpreis, resp. einen Preis pro Flugstunde bin ich nicht einverstanden. Das ist zu einfach gedacht, Herr Simple.

Würde ein solches ‘System’ angewendet werden, könnten künftig nur noch die Oberschicht in den Urlaub fahren, der Rest würde frustriert Ferien auf Balkonien machen müssen. Das fehlende Wohlbefinden würde sich am Arbeitsplatz manifestieren. Zudem gehen unzufriedene Menschen gerne auf die Strasse um gegen irgendetwas oder irgendjemand zu demonstrieren. Die Radikaleren, sprich Hirnlosen, unter ihnen kleben sich dazu neuerdings an Strassen fest.

Aber zum Glück, lieber Herr Simple, befinden wir uns in einer freien Marktwirtschaft, und damit bleibt Ihre Idee nichts weiter als eine kalte Bise im Januar. Freuen wir uns also auf den Frühling und Sommer mit viel Sonne und glücklichen Menschen!

Ihr Seitenhieb auf die Kreuzfahrtbranche hingegen gefällt mir. Seit Jahren frage ich mich, wieso es hier keine Einwände von Leuten wie André Lüthi gibt. Da die gross angekündigten LNG-Dampfer wegen der Knappheit von Flüssiggas allesamt wieder mit Diesel resp. Schweröl herumfahren.»


TRAVEL INSIDE-Leser Bernd Simple:

«Eine Flug-Umweltabgabe ist völlig unsinnig. Wenn die Forderung von einem Exponenten der Reiseindustrie und ‘erfolgreichen’ Reiseunternehmer erhoben wird, ist es nichts anderes als reine Blasphemie.

Wir müssen endlich aufhören zu glauben, dass Reisen in entfernte Regionen, also dorthin, wo Flüge notwendig sind, eine Notwendigkeit sind und wichtig sind für unser Wohlbefinden.

Erst recht gilt das für die sinnlosen Milliarden Flugkilometer an den Strand, wo die ‘schönsten’ Wochen des Jahres mit brutzeln an der Sonne und Völlerei an Buffet und Bar totgeschlagen werden.

CHF 100 pro Passagier und Flugstunde auf Vier-Stunden-Flügen, progressiver Zuschlag für kürzere und progressiver Abschlag für längere Flüge als Minimalpreis sorgen dafür, dass der Flugverkehr wieder vernünftige Ausmasse annimmt, Airlines wieder vernünftige Jobs anbieten können und Reiselustige vor der Buchung ihr Hirn einschalten.

Oder was spricht gegen einen Mindestpreis von CHF 900 für einen Flug nach LAP oder DBX? Manche können sich das nicht mehr ein bis zwei Mal jährlich leisten. Müssen sie aber auch nicht. Es bleibt dann genug Zeit, die Reise alle zwei bis drei Jahre sorgfältig auszuwählen und vorzubereiten. Dito für Kreuzfahrten! Es geht dabei nicht nur dem Klima besser.»