Feedback: «Reisen zählt nicht zu den Haupttreibern der Pandemie»

TRAVEL INSIDE-Leserin Annette Kreczy, Mitglied GL und Chief Sales Officer, DER Touristik Suisse, über die zweite Corona-Welle, ihre Zuversicht und was man als Reiseunternehmen tun kann.

Annette Kreczy, Chief Sales Officer, DER Touristik Suisse

Annette Kreczy
©zVg

«Inzwischen habe ich mich mit der neuen Situation wieder einigermassen abgefunden, und auch damit dass die zweite Welle schneller gekommen und höher ist als erwartet. Was mich trotz allem weiterhin zuversichtlich stimmt, sind die Meldungen, dass erste Impfprogramme die wichtige Phase 3 der klinischen Tests erfolgreich durchlaufen haben und hoffentlich noch dieses Jahr zugelassen werden.

Was mich ebenfalls freut, sind Meldungen, dass die Corona Schnelltests in vielen Ländern schon breit eingesetzt werden und dass erste Airlines mit Pilotprogrammen starten, bei denen die Fluggäste vor Abflug getestet werden. Auch wenn uns momentan die zweite Corona Welle sehr beschäftigt und daher grundsätzlich kaum gereist wird, wird auch diese irgendwann in den nächsten Wochen oder Monaten wieder abklingen und dann helfen diese Tests. Auch reift langsam die Erkenntnis, dass Reisen per se nicht zu den Haupttreibern der Pandemie zählt, sondern das Verhalten der Menschen, egal ob sie in der Schweiz oder im Ausland Ferien gemacht haben. In diesen Kontext passt auch die Meldung von heute, dass Alain Berset die Grenzwertregeln für die Risikoländerliste überdenken will.

Und ich bekomme nach wie vor begeisterte Rückmeldungen von Kunden oder Kollegen, die in den letzten Tagen und Wochen gereist sind, wie traumhaft es beispielsweise Griechenland, Mexiko, den Seychellen oder in Ägypten war (um nur ein paar zu nennen), oder wie schön es ist, mal ein paar Tage oder Wochen Ferien vom Corona-Alltag hier zu haben. Und dann berichten mir viele genervt von ihren Herbstferien daheim und sagen, sobald man wieder reisen kann, wollen sie sich mal wieder richtig was gönnen. Das sind die Punkte, die mich weiterhin in meiner Überzeugung bestärken, dass es für unsere Branche eine Zukunft nach Corona gibt. Nur leider wird es jetzt nochmal schlimmer, bevor es besser wird.

Was kann man jetzt tun? Die Fixkosten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auf das absolute Minimum herunterfahren! D.h. die Öffnungszeiten den aktuellen Gegebenheiten anpassen und damit die Kurzarbeit weiterhin hoch halten oder zu steigern. Wer bisher noch auf das Covid-19 Geschäftsmietengesetz gewartet hat, sollte spätestens jetzt den Vermieter kontaktieren und eine individuelle Regelung verhandeln – oder aufgrund der aktuellen Situation um weiteres Entgegenkommen bitten.

Ich stelle immer wieder fest, dass sich Geschäftspartner häufig überhaupt nicht vorstellen können, wie stark die Reisebranche von der Pandemie betroffen ist. Durch Transparenz zu den tatsächlichen Umsatzzahlen dieses Jahres lässt sich hier häufig Verständnis und auch ein finanzielles Entgegenkommen erwirken. Der Erwerbsersatz für Selbstständige ist hoffentlich auch bald zumindest der sprichwörtliche Tropfen auf den heissen Stein.

Zentral für das Überleben von möglichst vielen Unternehmen in der Reisebranche wird die rasche Umsetzung der Härtefallregelung im Rahmen des COVID-19 Gesetzes sein. Dies ist aktuell auch der Schwerpunkt unserer Aktivitäten bei Mayday in Koordination mit der Taskforce.

Sowohl der Auftritt von André Lüthi in der «Tagesschau», als auch die vielen persönlichen Kontakte zu den Politikern in den Kantonsregierungen und in Bern helfen hoffentlich, die handelnden Personen davon zu überzeugen, dass jetzt jeder Tag zählt und finanzielle Hilfe im nächsten Frühjahr für viele Unternehmen zu spät kommt. Daneben unterstützen wir bei Mayday natürlich alle aktiv die Kandidatur von Birgit Sleegers für den SRV Vorstand.»