Feedback: «Wehrt dem krankhaften Trend des Genderns!»

TRAVEL INSIDE-Leser Andy C. Mosetti nimmt Bezug auf die aktuelle TI-Umfrage und erklärt weshalb Gendern falsch sei.

Andy C. Mosetti, Geschäftsführer Nextsky Travel, Zürich 

«Als offen schwul lebender Spezialist in der Reisebranche, der sich über 30 Jahre aktiv für Gleichberechtigung als Aktivist eingesetzt hat, bin ich entsetzt und angewidert über das Gendern, den Genderstern oder wie auch immer man diesen woken Wahnsinn nennen will. Ich flehe Euch an, nicht der SRF oder BBC-Wokeness hinzugeben. Solange der Duden nicht einbricht, bleibt stark! 

Ich bin ein Meister von neutraler Schreibweise, vor über 30 Jahren als ich noch nicht überall mein Coming-Out hatte als Teenager, habe ich entweder möglichst neutral von ‘man’ gesprochen (oder als Zürcher etwas Berndeutsch imitiert und möglichst Neutral mit ‘Euch’ gebastelt). Immer überlegte ich, wie ich meinen Partner in Gesprächen nicht auslasse sondern z.B. von der ‘Besseren Hälfte’ sprechen kann und mich in jedem darauffolgenden Satz auf ‘sie’ (die besser Hälfte) beziehen kann.

Gendern ist falsch! Ich erkläre gerne warum: Die Deutsche Sprache gehört nicht verhunzt. Unsere Sprache ist nun mal so aufgebaut, im Gegensatz zum Englischen wo es keine m/w Form oder zu Sprachen wo es nur 2 Formen (männlich und weiblich) gibt. Deutsche Sprache ist schwierige Sprache. Wir haben zwar den generischen Maskulin (oder das Maskulinum), aber gleichzeitig verweiblichen wir die Form automatisch wenn eine Frau in einer Gruppe von 10 Männern anwesend ist. Auch die Ansprache wird automatisch weiblich, sobald eine Frau dabei ist. Sehr geehrte Herr und Frau Meier…. Nicht sehr geehrter Herr und Frau Meier…

Sich neutral auszudrücken ist eine tolle Sache wenn es Sinn macht, nämlich möglich ist und nicht unnatürlich tönt. Aber den generischen Maskulin zu vergewaltigen ist absolut hirnrissig!

Gerade wir in der Reisebranche sollten uns selber fragen und uns einen Spiegel vor Augen halten! Wie oft verkaufen wir eine Destination welche unsere ‘Werte’ nicht repräsentiert. Aber wir machen es wegen des schnöden Mammons oder weil das Land so schön ist, dass man über die Unterdrückung von Frauen oder von gleichgeschlechtlich Liebenden einfach hinweg schaut, oder wie die Abfälle ungefiltert ins Meer geleitet werden!

Ich habe mich bei dem Rundbrief des Asia Workshop und Arabian Souk grausamst aufgeregt. Gerade die beteiligten Länder sind alles andere als stark in der Gleichberechtigung, sich dann mit Genderstern aufzuspielen ist einfach widerlich.

Den grössten Respekt bekommen von mir Transgender Mitmenschen. Diese sind froh wenn Sie sich als Frau geben können und als eine solche angesprochen werden oder umgekehrt und nicht als ‘Divers’ oder durch einen Genderstern vertreten zu werden!

Und wenn sie irgendwelchen Genderwahnsinnigen gegenüberstehen, dann haben Sie hier einen Hintergrund der deutschen Sprache: Ein Leserbrief in der FAZ.NET stellt klar, warum die ideologische Mode des Genderns in die Irre führt:


‘In der deutschen Sprache gibt es ein natürliches Geschlecht (Sexus) und ein grammatisches Geschlecht (Genus). Beides wird von feministischen Linguistinnen gerne verwechselt, um nicht zu sagen: wild durcheinandergeworfen. Dabei können auch sprachwissenschaftliche Laien, wenn ihr Blick nicht ideologisch getrübt ist, den Unterschied leicht erkennen. Erstens nämlich gibt es drei Genusformen (maskulin, feminin, neutrum), aber nur zwei biologische Geschlechter (männlich und weiblich). Zweitens wird das Genus auch für Objekte ohne jede erkennbare Parallele zum natürlichen Geschlecht verwendet: der Herd, die Straße oder das Buch. Auch dass der Busen maskulin, die Eichel feminin und das Glied neutrum sind, beruht ganz offensichtlich nicht auf irgendwelchen biologischen Hintergründen. Ähnlich verhält es sich z. B. mit der Leser oder der Kunde. Während der Genus übergeschlechtlich verwendet wird (der Gast, der Mensch, die Person, die Waise, das Kind, das Individuum), stellt der Sexus eine weitere Aufsplitterung in männlich und weiblich dar.

Wir haben es hier mit etwas zu tun, was man in der Sprachwissenschaft “Homonyme” nennt. Homonyme sind gleichlautende Wörter, die aber unterschiedliche Dinge meinen. Ein “Flügel” kann beispielsweise der Teil eines Vogels sein, der Teil einer Fußballmannschaft oder ein Klavier. Manchmal sind diese Homonyme nicht so leicht auseinanderzuhalten, und da kommt es dann zu Missverständnissen wie in der feministischen Sprachwissenschaft. “Kunden” kann nämlich ebenfalls zweierlei bedeuten: “Menschen, die einkaufen” ebenso wie “Männer, die einkaufen”. Indem Sprachkritiker*innen behaupten, mit “Kunden” seien nur Männer gemeint, erzeugen sie den Eindruck, Frauen würden sprachlich unterdrückt. Sie richten sich nicht danach, was Menschen meinen, wenn sie etwas sagen, sondern danach, was sie ihnen unterstellen, was sie meinen: “Sie reden ja nur von den Männern! Uns Frauen lassen Sie mal wieder unter den Tisch fallen!’

Aus eben den soeben erklärten Gründen sind 99 Lehrerinnen und ein Lehrer zusammen hundert Lehrer: Es wird nämlich der grammatikalische Oberbegriff verwendet, sobald eine auch nur irgendwie gemischte Gruppe besteht. Ohne einen solchen Oberbegriff, der für beide Geschlechter gilt, würden sich bestimmte Sachverhalte auch überhaupt nicht formulieren lassen (etwa “Jeder dritte Unternehmer in Österreich ist eine Frau.” oder “Wir kennen nicht mal das Geschlecht des Verdächtigen.”) Ein “Tag” mit seinen 24 Stunden besteht aus Tag und Nacht, genauso wie “der Kunde” männlich oder weiblich sein kann – unabhängig von seinem grammatischen Geschlecht.

Ähnlich verhält es sich mit “die Katze”: Die weibliche Form steht als Oberbegriff sowohl für das weibliche Tier als auch für das männliche, das wir, wenn wir es genauer spezifizieren möchten, als “der Kater” bezeichnen (so wie “der Kunde”, wenn weiblich, zu “die Kundin” wird). Zu behaupten mit “der Kunde” seien nur Männer gemeint, allein weil “der” davorsteht, ist grammatisch ungefähr so durchdacht wie es die Argumentation ist, mit “die Kunden” seien offenbar nur Frauen gemeint, weil “die” davorsteht.

In Wahrheit drückt natürlich keiner der beiden Artikel den Sexus aus: “die” bezieht sich auf die Pluralform, “der” auf den Genus. Erst durch die konsequente Doppelbenennung in der feministischen Sprache “die Kunden und Kundinnen” wird der Sexismus in die Sprache eingeführt, wo er vorher durch den geschlechtsunabhängigen Oberbegriff nicht vorhanden war.

Im Übrigen bin ich öfter mal “die Vertretung” für einen Kollegen. Ist kein Problem für mich.

Aber ich kenne auch den Unterschied zwischen Genus und Sexus. Und ehrlich gesagt, möchte ich nicht so gerne ein Vertreter, ein Klinkenputzer sein… Aber ein Mann, der allen Frauen mit Respekt auf Augenhöhe gerne begegnet und hofft, dass alsbald keine Lohn-/Gehaltsdifferenz zwischen den Geschlechtern mehr besteht. Denn nur damit unterstützen wir die Emanzipation – nicht aber mit umständlichem Gender-Sprich-und-Schreib-Stil.’

Original: https://merton-magazin.de/das-generische-maskulinum?tags=Grammatik


(TEXT: PETER EISENBERG)

‘Dealer, Gefährder, Terrorist, Kriegsverbrecher, Salafist, Dschihadist, IS-Anhänger, Straftäter, Intensivtäter und Einbrecher sind Wörter, die überall verwendet werden, in der taz wie in der FAZ, im „Spiegel“ wie in der „Zeit“. Niemand möchte mit solchen Wörtern behaupten, dass Frauen keine Drogen vertreiben, nicht in Wohnungen einbrechen oder keine Straftaten begehen. Es handelt sich um Substantive im Maskulinum, die wir zur Bezeichnung von Personengruppen unabhängig vom natürlichen Geschlecht verwenden. Man spricht vom generischen Maskulinum, eben weil sie sich auf ganze Gruppen von Personen ohne Geschlechtsdifferenzierung beziehen können. Dass es sich so verhält, wird unübersehbar etwa an Bezeichnungen für Werkzeuge wie Öffner, Bohrer, Summer, die demselben Bildungstyp angehören.

Ihre Sexusneutralität erschließt sich weiter aus dem Bau solcher Wörter. Dem Verbstamm deal folgt das Suffix -er zur Bildung von Substantiven mit der Bedeutung „Träger der vom Verb bezeichneten Handlung“. Dieses Suffix gehört im Gegenwartsdeutschen zu den produktivsten überhaupt und geht unter anderem dem Suffix -in bei Bezeichnungen für Personen weiblichen Geschlechts voraus (Lehrerin, Denkerin, Dealerin). Ein zusätzliches Suffix führt immer zu einer spezielleren Bedeutung, hier von einer sexusneutralen zu einer sexusspezifischen Personengruppe.

Schon seit Beginn der feministischen Linguistik in den 1980er-Jahren hat man mit der Sexusneutralität der generischen Maskulina gehadert: Lehrer, Denker, Dealer seien keineswegs geschlechtsneutral, vielmehr dienten sie der Bezeichnung von Personen männlichen Geschlechts. Das Maskulinum wurde regelrecht zu „männlich“ sexualisiert. Ein Wort wie Lehrer hätte die Bedeutung „handelnde Person und männlich“, ein Wort wie Lehrerin hätte die Bedeutung „handelnde Person und weiblich“. Das Suffix -in würde das Merkmal „männlich“ gegen das Merkmal „weiblich“ austauschen. Durch das zweite Suffix entstünde keine speziellere Bedeutung, sondern lediglich ein Wechsel vom Merkmal männlich zum Merkmal weiblich. Ein solcher Prozess ist wortstrukturell prinzipiell ausgeschlossen. Es gibt ihn nicht und es kann ihn nicht geben.

Trotzdem wurde der Kampf gegen das generische Maskulinum zum sprachlichen Hauptanliegen der Genderbewegung. Das beginnt mit der Rede von männlichen Wörtern statt von Maskulina und bedient sich der Formulierung, Frauen seien im generischen Maskulinum allenfalls „mitgemeint“. Nein, Frauen sind nicht mitgemeint, sondern als Gruppe gar nicht gemeint, ebenso wie Männer gar nicht gemeint sind. Wer das generische Maskulinum verwendet, ist vom Bezug auf ein natürliches Geschlecht befreit, er formuliert allgemeiner. Sprachen sind so gebaut, dass sie wohl bestimmte grammatische Formen fordern, nie aber bestimmte Bedeutungsmerkmale erzwingen.

So findet sich im Aussagesatz stets eine Tempusform des Verbs, aber der Satz muss niemals einen bestimmten Zeitbezug haben. Unser Präsens bedeutet nicht lediglich „Gegenwart“, sondern es kann in Sätzen wie Zwei mal drei ist sechs; Wale sind Säugetiere oder Morgen besucht er sie ganz andere oder gar keine Zeitbezüge haben. Analog zum generischen Maskulinum lässt sich von einem generischen Präsens sprechen, und wenn man genauer hinsieht, zeigt sich auch ein generischer Singular beim Substantiv (in Der Löwe ist ein Raubtier liegt keine Einzahl vor) und es zeigen sich zahlreiche weitere derartige Generika. Sie sitzen tief in der Grammatik und sind für eine semantisch freie Kommunikation von hoher Bedeutung.

Das generische Maskulinum zeigt seine Wirkung und Bedeutung in vielen weiteren Bereichen, namentlich bei Pronomina. Mit Wer war das? fragt man nach einer Person unabhängig vom natürlichen Geschlecht, aber die Form ist maskulin. Man erkennt das an Sätzen wie Wer das tut, den (*die) haun wir auf den Hut. Die feminine Form die ist ausgeschlossen. Ebenso bei jemand. Berühmt wurden Sätze wie: Kann jemand etwas von seiner (!) Schwangerschaft erzählen? Wieder ist die feminine Form (ihrer) nicht möglich.

Der Kampf gegen das generische Maskulinum hat viele Seiten: Bildungen mit -er werden ersetzt durch Partizipien, statt Richtern, Läufern und Trinkern sollen wir uns mit Richtenden, Laufenden und Trinkenden begnügen, die etwas ganz anderes meinen. Auch das Suffix -ling wird stigmatisiert, aus Flüchtlingen werden Geflüchtete. Statt der Computer soll es nach radikaleren Vertretern des Genderns heissen: die Computa.

Einen Höhepunkt dieses Kampfes haben wir mit dem Vorgehen der Sparkassenkundin Marlies Krämer erlebt, die nicht nur als Kundin angesprochen, sondern gar nicht mehr mit dem Wort „Kunde“ in Berührung kommen wollte. Der BGH hat die Klage am 13. März 2018 eingedenk der Bedeutung des generischen Maskulinums für das Deutsche abgewiesen. Es steht ja auch keinem Gericht zu, an der Abschaffung einer etablierten grammatischen Erscheinung mitzuwirken.

Wir brauchen das generische Maskulinum im Deutschen und verwenden es auch spontan, ohne viel davon zu merken. Es gehört zum Sprachwissen, wo es um die Ausdruckskraft unserer Sprache geht. Fast jede Zeitungsseite (auch der taz) enthält ein Dutzend oder mehr solcher Wörter. Zur Illustration nur ein paar wenige Beispiele. In einer Zeitungsglosse liest man etwa: Bisher galten Sandra Maischberger und Jörg Schönenborn als unbescholtene Journalisten. Die begnadete Pianistin Anastassiya Dranchuk sagte zu der ihr drohenden (inzwischen abgesagten) Ausweisung: Es ist das Todesurteil für einen Künstler. Und aus Pyeongchang kam die Nachricht: Unsere Bobfahrer sind der Stolz der Nation. Zu den Bobfahrern gehören Frauen ebenso wie Männer. Niemand hat das Recht, so etwas aus der Sprache zu verbannen.

Aus all diesen Gründen, hoffe ich bleibt TRAVEL INSIDE standhaft und wehrt dem krankhaften Trend des Genderns!»