Finden die Ferienmessen im 2021 statt?

Noch fehlen vor allem die Anmeldungen der relevanten Reiseveranstalter. Die Organisatoren denken auch über Light-Versionen und Alternativkonzepte nach. Letztlich ist es eine Frage der Wirtschaftlichkeit.
©Ferienmesse Bern

In vier Monaten sollen in Bern, Zürich und St. Gallen die alljährlichen Ferienmessen durchgeführt werden. Auch hier ist in der Vorbereitungsphase alles anders als in früheren Jahren.

Das Interesse sei da, man habe viele Absichtserklärungen, doch bei den Anmeldungen liege man markant hinter dem Vorjahr zurück. Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie, die Auswirkungen der BAG-Risikoländerliste und die zahlreichen Reisebeschränkungen führten zu dieser Zurückhaltung, wie von den Messe-Verantwortlichen zu hören ist. Man sei vorbereitet, Schutzkonzepte wurden erarbeitet und die Akquisition laufe seit dem Sommer auf Hochtouren, auch wenn man selbst in Kurzarbeit sei.

TRAVEL INSIDE hat sich bei den drei Messeleitungen über den aktuellen Stand der Anmeldungen und die Rückmeldungen aus der Branche erkundigt.


Grenzenlos, St. Gallen

Stephanie Müggler Grenzenlos/Olma Messen, St. Gallen.

Die aktuell schwierige Lage bei den Organisatoren der Ferienmessen ist auch aus einem Schreiben von Stephanie Müggler (Messeleiterin Grenzenlos St. Gallen) an die Partner herauszulesen: Auf Grund der aktuellen Lage halte man sich noch etwas zurück, was die konkrete Planung der Messe angehe. Die Lage in der stark betroffenen Branche werde weiter beobachtet und man erhoffe sich weitere Anmeldungen von Reiseveranstaltern. Intern werde gleichzeitig abgeklärt betreffend Messe und Durchführbarkeit. Weitere Informationen werden für Oktober in Aussicht gestellt.

Im Gespräch mit TI erklärt Müggler: «Wir haben derzeit Buchungen für rund 50 Stände, was etwa 20% des Gesamtvolumens der Grenzenlos 2020 entspricht. Es fehlen vor allem noch Veranstalter/Reisebüros, die Kernaussteller, die für die Qualität der Messe wichtig sind. Mündliche Zusagen gibt es einige, doch viele warten weiter ab.» Müggler hofft auf weitere Anmeldungen, wenn sich die Situation gegen Jahresende entspannen sollte. Zudem gibt es Überlegungen bezüglich eines Alternativkonzepts, mit dem in St.Gallen eine Marktbearbeitungsmöglichkeit für Anbieter geschaffen werden könnte, die aktuell den Kundenkontakt vermissen. Etwas Ähnliches machen die Olma Messen zurzeit mit Pätch, mit der «es bitzli Olma» geschaffen werden soll. Der Oktober werde entscheidend sein: «Wir brauchen eine gewisse Vorlaufzeit und Planungssicherheit. Ob und wie die Grenzenlos durchgeführt wird ist auch wichtig für die parallel stattfindende OCA (Ostschweizer Camping- und Freizeitausstellung), die übrigens gut gebucht ist», so Müggler.

Fespo, Zürich

Stephan Amstad., Fespo Zürich. zVg

Stephan Amstad (Messeleiter Fespo) berichtet von einem guten Anmeldestand für die integrierte Golfmesse. Was die eigentliche Fespo betrifft ist man gegenüber dem Vorjahr im Rückstand und es fehlen vor allem die definitiven Zusagen der relevanten Veranstalter. «Wir sind der Spiegel der Branche. Grundsätzlich sehen wir ein grösseres Interesse bei potentiellen Ausstellern aus den umliegenden Ländern, da im Nachbarschaftsverkehr mit weniger Reisebeschränkungen gerechnet wird. Da rund 60% unserer Aussteller aus dem Ausland kommen ist es entscheidend, dass die Schweiz selbst von möglichst wenigen Ländern zum Risikogebiet erklärt wird. Die nationalen Fremdenverkehrsämter gehören wegen später Budgetentscheide schon immer zu jenen Ausstellern, die sich erst im letzten Moment anmelden und bei den Veranstaltern, eine Stütze der Fespo, spüren wir noch eine grosse Verunsicherung wie sich die Situation im Januar präsentieren wird.» Letztlich spiele auch das Reiseverhalten der Kunden eine Rolle. Wie wird gereist? Kurz-/Mittel- oder Langstrecke? Per Auto oder Zug? «So gesehen, könnte es auch eine Fespo Light geben mit starkem Fokus auf regionale, europäische Ziele», so Amstad.

Ferienmesse, Bern

Mario Kovacevic. Berner Ferienmesse. zVg

Von einer grossen Verunsicherung spricht auch Mario Kovacevic (Messeleiter Berner Ferienmesse): «Wir haben Anmeldungen und Absichtserklärungen. Grosse wie auch kleinere Anbieter möchten die Plattform nutzen, um das Reisejahr 2021 zu lancieren. Doch bei der aktuellen Entwicklung und all den Einschränkungen ist es nachvollziehbar, dass eine gewisse Zurückhaltung vorherrscht. Mit jeder Woche die verstreicht werden die Chancen kleiner. Wir können nicht mehr allzu lange warten. In den nächsten Tagen werden wir Planungssicherheit schaffen.»

Der Oktober dürfte für alle drei Messen wohl zum Stichdatum für eine definitive Entscheidung werden, um Planungssicherheit zu schaffen, sowohl für die Organisatoren als auch die Aussteller, ob angemeldet oder noch nicht. Auf Seiten der potentiellen Aussteller spielt dabei die finanzielle Seite (Standmiete, Personaleinsatz, usw.) keine primäre Rolle. Es stellt sich viel mehr die Frage, ob man im Januar überhaupt etwas anbieten bzw. verkaufen kann, oder ob zu viele Länder gar nicht bereist werden können. Das jedenfalls ist eine Erkenntnis, welche die Messe-Verantwortlichen aus den Gesprächen mit interessierten Ausstellern gewonnen haben.

Die Organisatoren stehen täglich mit den Branchenexponenten in Kontakt und sind bereit, im Januar 2021 wiederum Plattformen für Ferien und Reisen bereitzustellen. «Wir sind flexibel, brauchen nun aber weitere positive Signale aus der Branche. Letztlich ist die Durchführung auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Bei einer Absage tragen wir das Risiko, den Ausstellern wird nichts verrechnet», so Amstad und Kovacevic.

(Urs Hirt)