Frühbuchen ist wieder gefragt

Die Reisebüros verzeichnen wieder mehr Frühbucher. Das hat auch damit zu tun, dass die Preisgestaltung der Leistungsträger die Kunden in diese Richtung lenkt.
©iStock.com/Motortion

«Das Buchungsverhalten unserer Kunden tendiert dazu, dass sie zu einem früheren Zeitpunkt buchen», stellt Deniz Ugur, Geschäftsführer von Bentour Reisen fest. Dieses Verhalten entspreche der Logik der Preise, diese seien tiefer, je früher man bucht. Patrizia Tharin von Letaba Travel AG im zürcherischen Wetzikon sieht dies ähnlich: «Wir erleben es sogar, dass Kunden 1,5 Jahre im Voraus buchen. Es lohnt sich auch, sich früh für Ferien zu entscheiden. Die Preise sind meistens tiefer und die Hotelkapazitäten noch nicht ausgeschöpft.»

RETO AMIN VON AMIN TRAVEL geht zu diesem Punkt noch etwas mehr ins Detail: «Viele unserer Kunden möchten weg vom Mainstream und buchen spezielle Ferien, an Destinationen, die man nicht so gut kennt. Zudem bevorzugen sie kleine, exklusive Hotels. Um an solchen Orten ein Zimmer zu erhalten, muss man früh buchen.» Natalie Dové von Nussbaumer Reisen hat jedoch zu ihrem eigenen Erstaunen festgestellt, dass ihre Kunden grössere Reisen erst vier bis sechs Wochen vor Reiseantritt buchen. «Das finde ich bei uns eher unüblich.»

DIE EHER WARMEN TEMPERATUREN in den ersten Januarwochen luden nur bedingt zum Skifahren ein. Dieser Umstand habe aber keinen Einfluss auf das Buchungsverhalten der Kunden, erklären die angefragten Reiseprofis unisono. Und doch haben viele Kunden der angefragten Reisebüros in den ersten drei Wochen dieses Jahres eher wärmere Destinationen gebucht. Genannt wurden Dubai, Thailand, Südafrika, Asien oder die Malediven. Auch Europa sei nach wie vor gefragt.
Erfreulich ist für einige Retailer die Entwicklung in Ägypten und der Türkei. «Bei Ägypten konnten wir ein Plus von 26 Prozent und in der Türkei gar einen Zuwachs von 34 Prozent verzeichnen », freut sich Deniz Ugur. Die gleichen Beobachtungen hat Reto Amin gemacht: «Bei uns ist Ägypten, die am meisten nachgefragte Destination überhaupt.»

UND SILVIA CORNEL von Cornels Reisebar in Kreuzlingen ist davon überzeugt, dass Dubai dieses Jahr, dank der Expo, zulegen werde. «Ich möchte mir diese Ausstellung auch persönlich nicht entgehen lassen.» Zudem hörte sie von ihren Kunden, dass sie in diesem Sommer eher mit dem Auto oder dem Zug in die Ferien reisen. «Die Kunden verzichten jedoch kaum auf Ferien im Ausland. Daher werden wir unsere Umsätze vermutlich vermehrt in den Frühlings- und den Herbstferien steigern. Eine Destination, die oft mit dem Auto bereist wird, ist Kroatien. Daher ist Silvia Cornel gespannt, wie sich dieses Land entwickelt. «Die Hotellerie rüstet massiv auf. Jedoch hatte ich 2019 Rückmeldungen, dass das Preis-Leistungs- Verhältnis nicht mehr überall stimmt.»
Dominic Eckert, Geschäftsführer von Dreamtime Travel in Baden, ist unter anderem auf Ozeanien spezialisiert. Bei den Australien-Reisen verzeichnete er keine Einbrüche: «Wir beobachten immer noch gespannt die Entwicklung in Australien. Wir erhielten bis anhin keine Annullationen. Im Gegenteil, es gab sogar Neubuchungen für die Sommerferien und den Herbst.»

FÜR VIELE DER REISEPROFIS sind die Ferienmessen in St. Gallen, Bern und Zürich der eigentliche Startschuss in das neue Jahr. Diese Veranstaltungen sind der Gradmesser für die Reisebranche, sie sehen, welche Destinationen bei den Kunden am meisten gefragt sind. «Der Januar ist für uns der Start in die Hauptbuchungszeit», erklärt Dominic Eckert. Doch schon mit den ersten Wochen in diesem Jahr sei er sehr zufrieden. Viele sind über den Buchungsstand im vergangenen Dezember wie auch im gestarteten Januar erfreut. Ivana Stajic, Reiseberaterin bei Pink Travel in Basel ist gar positiv überrascht: «Wir sind besser ins neue Jahr gestartet als die Jahre zuvor.»

Daniela Oegerli