FTI bestätigt Gerichtsverfahren gegen CEO

Jetzt sitzt ein Vorbestrafter am Verhandlungstisch mit DER Touristik/Rewe.
Ralph Schiller. ©FTI Group

Mit DER Touristik und ihrer Mutter Rewe diskutiert FTI-CEO Ralph Schiller gemäss deutschen Medienberichten über einen Verkauf von FTI. Nun könnte eine weitere Enthüllung die Verhandlungen und seine weitere Rolle belasten, denn Schiller ist vorbestraft – und zwar nicht wegen einer Privatangelegenheit, sondern als FTI-Kadermann.

Der heutige FTI-Chef Ralph Schiller ist vor seiner Beförderung im Jahr 2021 zum CEO im Sommer 2020 von einem Münchner Gericht zu einer Geldstrafe verurteilt worden. «Dieses Verfahren wurde im März 2020 erfolgreich abgeschlossen, ohne dass ein Schuldeingeständnis erfolgte», bestätigt der Tourismuskonzern eine Meldung von «businessinsider.de» auf Anfrage von TRAVEL INSIDE.

Laut dieser Meldung kassierte Schiller «im Mai 2020 eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten», ausgesetzt zur Bewährung, und eine Geldstrafe im «unteren sechsstelligen Bereich», zitiert das Portal die Staatsanwaltschaft München.

Schiller ist offenbar nicht der einzige, der eine gerichtliche Strafe kassierte, Andere Mitglieder der Geschäftsleitung waren offenbar auch im Visier der Justiz. «Gegen Mitglieder des FTI-Managements wurde ein Gerichtsverfahren aufgrund von Vorwürfen im Zusammenhang mit kommerziellen Aktivitäten eingeleitet», schreibt FTI weiter.

Zu einer öffentlichen Gerichtsverhandlung kam es nicht, weil die Betroffenen, darunter laut «businessinsider.de» auch FTI-Gründer Dietmar Gunz, ihre Strafbefehle des Amtsgerichts akzeptierten. So konnten sie das ganze Verfahren zunächst unter dem Deckel halten.

«Die Führungsgremien von FTI kamen damals zu dem Schluss, dass ein Vergleich die beste Lösung war, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern und sich auf die anstehenden Herausforderungen zu konzentrieren.» Die Frage, weshalb es überhaupt zu dem Gerichtsverfahren gekommen war, beantwortete das Unternehmen nicht.

«Eine viele Jahre zurückliegende Angelegenheit»

Jedenfalls wurde Schiller trotz offenbar rechtskräftiger Verurteilung ein paar Monate später, im April 2021, zum CEO befördert. «Laut dem Unternehmen handelt es sich um eine viele Jahre zurückliegende Angelegenheit, die aber 2020 zu einem Verfahren führte und in dem der heutige CEO, obwohl offenbar selbst kaum daran beteiligt, dann als Geschäftsführer die Haftung übernehmen musste», heisst es auf «fvw.de».

Heute jedenfalls sollen Rechtsverletzungen nicht mehr vorkommen dürfen, verspricht FTI: «Es wurde eine gründliche Überprüfung der bisherigen Aktivitäten durchgeführt und alle notwendigen Massnahmen ergriffen, um die vollständige Einhaltung der Vorschriften auf allen Ebenen des Unternehmens sicherzustellen.» FTI habe sich zu den höchsten Standards in Bezug auf Governance, Compliance und ESG verpflichtet.

Mehrheitseigner Sawiris steht hinter Schiller

«Herr Schiller, der im April 2021 zum CEO ernannt wurde, hat die volle Unterstützung des Aufsichtsrats und der Anteilseigner», schreibt die FTI-Medienstelle. Damit muss in erster Linie Naguib Sawirihs gemeint sein, der als Nachfolger seines Vaters Mehrheitseigentümer von FTI ist.

Der Reisekonzern aus München war wegen der Corona-Pandemie in arge finanzielle Nöte geraten und brauchte Staatshilfen, die an eine Finanzspritze der Anteilseigner geknüpft waren. In diesem Zusammenhang übernahm der schweizerisch-ägyptische Tourismus-Investor Samih Sawiris als Minderheitsbeteiligter die Mehrheit von Gründer Dietmar Gunz, der sich anschliessend aus der Firma zurückzog.

Christian Maurer