FTI-Rigel: «Wir möchten den Umsatz um 5-10 Prozent steigern»

Ludovic Rigel im ersten umfassenden Interview als Managing Director von FTI Touristik in der Schweiz.
Ludovic Rigel ©TI

Seit dem 1. Juli 2023 ist Ludovic Rigel neuer Managing Director der FTI Touristik AG. Rigel ist bereits seit 2011 für die FTI Group tätig, wo der studierte Business Manager zunächst als Controller für den Veranstalter FTI Touristik AG in der Schweiz einstieg.

1987 im Elsass geboren startete Ludovic Rigel seine Karriere nach seinem MBA-Abschluss mit Ausrichtung auf Finance Management an der ISM Paris 2009 bei General Electric. Bereits knapp zwei Jahre später wechselte er zur FTI Touristik AG, wo er als Junior Accountant & Controller für die Quellmärkte Schweiz und Frankreich einstieg.

2016 übernahm er die Leitung des Accounting Departments und erhielt 2017 zusätzlich die Verantwortung für den Quellmarkt Belgien. Seit September 2021 verantwortet Ludovic Rigel die Position des Chief Finance Officer (CFO) für die Quellmärkte Schweiz, Frankreich und Belgien und führt in dieser Rolle damit den gesamten Finance- und Controlling-Bereich von sieben Firmen.

2023 übernahm er in Personalunion mit seinen Aufgaben als CFO auch die Rolle des Managing Director für die Schweiz (FTI Touristik) und für Frankreich (FTI Voyages).

Ludovic Rigel besuchte TRAVEL INSIDE in Zürich für sein erstes Brancheninterview als neuer Leiter der FTI Touristik AG.


Ludovic Rigel, Sie haben am 1. Juli dieses Jahres als Managing Director für die FTI Touristik AG angefangen – wie war Ihr Start?

Ich hatte von Anfang an viele Meetings. Ich war sehr damit beschäftigt, in die Prozesse in der Schweiz einzutauchen und zu sehen, wo wir stehen und wie und wo wir die Situation verbessern können. Da ich aber schon lange bei FTI bin und die Firma kenne, hatte ich durchaus Vorteile – ich wusste, wie das Unternehmen grundsätzlich funktioniert.

Gab es eine direkte Übergabe von Carmen Doré?

Ich habe sowieso die letzten vier bis fünf Jahre ganz eng mit Carmen Doré zusammengearbeitet. Ich war da noch für die Finanzen zuständig, aber für die grossen Entscheide waren wir oft zusammen.

Wie gut kennen Sie die Schweiz?

Ich bin seit 13 Jahren in der Schweiz – nicht nur für die FTI Touristik AG, sondern auch für BigXtra Touristik AG und den FTI Ticketshop AG.

Was waren die Gründe für Ihren Wechsel?

Ein Hauptgrund war, die Managementstruktur zu vereinfachen. Über die letzten Jahre hinweg hatten wir in der Schweiz trotz eines relativ kleinen Teams sehr viele Hierarchie-Ebenen geschaffen. Die Pandemie hatte uns dann zum Umdenken gezwungen und obwohl in der Krisenzeit die Manpower notgedrungen anders gebündelt werden musste, blieb das Organigramm davon zunächst einmal unangetastet.

Nach Covid haben wir uns diese Strukturen nun genau angesehen und bessere Lösungen für die Zukunft entwickelt – in diesem Zuge ist man dann auch an mich herangetreten. Nun haben wir zwar ein internationales Management, aber die Teams sind regionalisiert.

Inwiefern möchte FTI so das Management vereinfachen?

Die alte Struktur wurde durch ein Lean Management ersetzt, was viel flexibler ist.

Gewisse Schweizer Reisebüros sind unzufrieden mit dem Kundendienst aus München, da zu wenig Ahnung vom CH-Markt – was sagen Sie zu dieser Kritik?

Kurz vorweg: Die absolute Mehrheit unserer Partner ist sehr zufrieden mit uns. Nichtsdestotrotz hat die FTI Group bereits Massnahmen angestossen, um die Qualität des Agenturservices weiter zu steigern – dazu gehören auch eigens angepasste Inhalte mit Blick auf den Schweizer Markt.

Darüberhinaus hatten wir Issues mit unserer Erreichbarkeit und internen Prozessen, daran haben wir aber bereits gearbeitet und jetzt durchweg sehr gute Quoten. Dennoch ist einigen Büros noch nicht klar, wie wir seit der Pandemie strukturiert sind. Hier möchte ich zukünftig besser kommunizieren, damit die Ansprechpartner für die Büros eindeutig sind und die Agenturen schnell die gewünschten Infos erhalten.

Ist denn die Erreichbarkeit schlechter als sonst?

Um ganz transparent zu sein: Seit Ausbruch der Pandemie war unser Agenturservice, d.h. der Sales Support für Marketingaktionen, Events sowie Kulanzfälle, nur per E-Mail kontaktierbar – dieser ist aber seit zwei Wochen wieder telefonisch verfügbar. Alle anderen Abteilungen, d.h. Service Support für Buchungen, Notfälle usw., waren und sind immer erreichbar gewesen, das belegen auch unsere Statistiken.

Reisebüros stören sich auch daran, dass bei FTI für eine Pauschalreise teilweise mehrere Rechnungen entstehen, da der FTI-Ticketshop und FTI Schweiz zwei Firmen sind – gibt es dafür in naher Zukunft eine Lösung?

Es gibt mit FTI360 bereits heute eine Lösung dafür. Dieses IT-System wird die gesamte Buchung auf einer Rechnung sammeln. Das System ist live und existiert bereits, es fehlt aber noch der vollständige Content.

Im Moment befinden wir uns da aber noch am Anfang: Es sind 55 Zielgebiete eingespeist, 37 modular und 27 flexible Pakete. Verfügbar sind beispielsweise Top Ziele in Nordamerika, Australien, im Südlichen Afrika, Ägypten, die Türkei, Spanien, die V.A.E. und vieles mehr. Was noch in der Tiefe fehlt, sind Ausflüge und grössere Transfers etwa für Inselhopping. Wir erweitern den Content aber kontinuierlich.

Wann kommt der 24-Stunden-Notfallservice?

Ab November.

Mit den personellen Wechseln hat FTI Schweiz etwas an ihrer Swissness eingebüsst – wie kriegt man diese wieder zurück?

Mit direktem Kontakt. Thomas Giband und ich haben schon viele Reisebüros, vor allem von den grossen Ketten, besucht. Ausserdem sind bis Ende Dezember 18 Events geplant – das behalten wir alle bei. Die Swissness ist ein grosses Thema für uns. Wir wollen diese Regionalität bei FTI Schweiz und die Identifikation zum Schweizer Markt unbedingt beibehalten.

Der Schweizer Markt ist für FTI also immer noch so wichtig wie vor der Krise?

Ja, absolut.

Wie ist der prozentuale Anteil der Schweizer FTI-Firmen (vom gesamten Quellmarkt-Umsatz)?

Mit dem Schweizer Quellmarkt erreichen wir in etwa 150 Millionen Schweizer Franken fakturierten Umsatz. Die BigXtra Touristik AG repräsentiert dabei ein kleines Volumen, die FTI Ticketshop AG macht etwa 40 Prozent aus und der Rest fliesst von der FTI Touristik AG aus ein.

Wie versuchen Sie Umsatzwachstum zu bewerkstelligen?

Wir werden mehr Daten in CETS liefern, vor allem im Datamix. So können wir den Reisebüros viel mehr Buchungsmöglichkeiten bieten. Mehr Content bedeutet auch mögliches Wachstum des Umsatzes. Zudem sehen wir in der gesamten Schweiz, aber vor allem in der Romandie noch viel Potenzial. Dafür arbeiten wir gerade an einer Strategie.

Eigener Vertrieb – kein Thema?

Momentan sicher nicht. 98% ist B2B.

Was ist mit eigenen Retail-Agenten?

Nein, das ist nicht geplant.

Wo stehen die Umsatzzahlen im Vergleich zu Vor-Corona?

Wir sind fast auf Vor-Corona-Niveau und gehen davon aus, dass wir das Vor-Corona-Jahr 2018/19, was für FTI Schweiz ein Rekordjahr war, um 2-3% übertreffen werden. (Geschäftsjahr: November 22 – Oktober 23).

Wie viel Prozent des Umsatzes kommt aktuell aus der Romandie?

Aktuell zirka 10 Prozent. Da geht wie gesagt noch einiges, mein Ziel wäre ein Drittel des Gesamtumsatzes. Aber dafür benötigen wir auch das Produkt – es ist nicht nur Kommissionsmodell und IT. Wir müssen Flüge ab Genf haben – das spielt alles zusammen. Zudem müssen wir uns in der Romandie auch besser präsentieren und zeigen, dass wir da sind.

Welche Destinationen liegen besonders im Trend?

Ägypten ist im Vergleich zum Vorjahr besser, die Türkei und auch Spanien sind sehr wichtig für uns. Dazu die gesamte Fernstrecke, vor allem Destinationen im Indischen Ozean.

Welche Destinationen haben noch etwas Mühe?

Asien hinkt noch etwas hinterher. Aber auch da läuft es schon besser als im Vorjahr.

Wird FTI Schweiz weiterhin eigene Kataloge herausbringen?

Ja, das bleibt weiterhin so. Wir haben gerade unseren neuen Winter-Katalog fertiggestellt. Der wird gerade an die Reisebüros abgegeben.

Wie viele Reisebüros beliefern sie?

Schweizweit zirka 500 – zwei Drittel Deutschschweiz und ein Drittel in Romandie.

Wie gross ist die gesamte Anzahl an Agenten?

Wir haben ungefähr 1000 Agenturen in der Schweiz, die uns buchen können. Knapp die Hälfte, bucht uns regelmässig.

Wie wird sich die FTI Schweiz ihrer Meinung nach entwickeln – was ist Ihre Erwartung für 2024?

Die Buchungszahlen für dieses Geschäftsjahr und nächstes Jahr sehen sehr vielversprechend aus – wir möchten den Umsatz um 5-10 Prozent steigern. Darüber hinaus setzen wir als Gruppe auf Innovationen und Engagement z.B. in den Bereichen Digitalität & Nachhaltigkeit, womit wir schneller und agiler werden wollen, das Kundenerlebnis noch besser und unser Angebot einzigartiger machen wollen. Das möchten wir natürlich auch in der Schweiz mittragen.

Interview: Yannick Suter / Angelo Heuberger