
Der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche hat den Jahresbericht 2024 veröffentlicht, welcher an der Stiftungsratssitzung vom 8. Mai 2025 abgenommen wurde.
Organisation
Im Berichtsjahr wurden Claude Luterbacher, Daniel Bühlmann und Philipp von Czapiewski für eine weitere Amtsperiode von drei Jahren gewählt. Ausserdem fand die reibungslose Stabsübergabe vom bisherigen Ombudsmann, Franco A. Muff, an seinen Nachfolger Walter Kunz statt.
Geschäftsverlauf
Im Berichtsjahr war der Austritt von 19 Teilnehmer zu vermerken (Vorjahr 15). Austrittsgründe waren, neben 3 Konkursfällen, mehrheitlich Geschäftsaufgaben (fehlende Nachfolgeregelung, Aufgabe des Pauschalreisegeschäftes) oder Fusionen. Die Marktkonsolidierung schreite somit weiter voran, merkt der Garantiefonds an.
Gleichzeitig konnten insgesamt 7 neue Teilnehmer aufgenommen werden (Vorjahr 8). Per Ende Dezember 2024 waren 392 Firmen mit insgesamt 862 Filialen und Brands aktive Teilnehmer am Garantiefonds.
Die Ergebnisse der Bonitätsprüfungen im Jahr 2024 (Jahresabschlüsse 2023) sind gemäss dem Garantiefonds in der überwiegenden Mehrheit unkritisch und weisen eine leichte Verbesserung der Kennzahlen im Vergleich zum Geschäftsjahr 2022 auf.
Das Gesamtrisiko hat sich aufgrund der insgesamt wachsenden Umsätze erhöht. Die Anzahl der Firmen, die als geringes Risiko eingeteilt wurden, hat sich jedoch ebenfalls erhöht. Auch der Anteil der Firmen mit guter bis sehr guter Bonität hat gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen, gleiches gilt für deren Anteil am Gesamtumsatz.
Die Anzahl der Unternehmen mit «ungenügender Bonität» ist gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben, ebenso der Umsatzanteil der Unternehmen mit «hohem Risiko». Insgesamt könne somit festgestellt werden, dass sich die Risikosituation des Garantiefonds verbessert hat.
Schadensfall FTI
Der Garantiefonds musste im Jahr 2024 drei neue Konkursfälle vermelden. Der bekannteste Fall ereignete sich Anfang Juni, als der Konkurs der FTI-Gruppe die Märkte erschütterte.
Bereits der Konkurs der deutschen Muttergesellschaft hatte massive Auswirkungen auf die Schweiz, da die hiesigen Gesellschaften, die FTI Touristik AG und die Big Xtra Touristik AG, nicht mehr in der Lage waren, die bereits verkauften Reiseleistungen zu erbringen. Da die FTI Touristik GmbH in München der Hauptlieferant für Pauschalreisen der FTI Touristik AG und der Big Xtra Touristik AG war, traten sofort massive Beeinträchtigungen für Reisende auf.
Viele Kunden mussten an der Destination die bereits bezahlten Transfer- und Hotelkosten erneut entrichten. Besonders erwähnenswert sei, dass die allermeisten Reisebüros sich hier proaktiv zeigten und die gestrandeten Kunden auch finanziell unterstützten, betont der Garantiefonds.
Neben den Kunden vor Ort waren auch zahlreiche Kunden betroffen, die eine zukünftige Reise bei der FTI-Gruppe gebucht hatten. Die FTI Touristik AG und Big Xtra Touristik AG empfahlen, dass Kunden trotz bezahlter Reise nicht abreisen sollten, und stornierte anschliessend alle Reisepakete mit Abreise nach dem 4. Juni kostenfrei.
Der Garantiefonds habe in dieser Krisensituation sehr schnell reagiert: Bereits am 7. Juni 2024, wenige Tage nach der Ankündigung des Konkurses der Muttergesellschaft in Deutschland, fand eine ausserordentliche Stiftungsratssitzung statt, um das weitere Vorgehen in Bezug auf den sich abzeichnenden Konkurs der FTI Touristik AG und der Big Xtra Touristik AG zu definieren.
Noch am selben Tag informierte der Garantiefonds die Branche über die Modalitäten zur Einreichung der Rückerstattungsforderungen. Insgesamt wurden fast 600 Forderungen und Rückerstattungsanträge eingereicht. Bis Ende Dezember waren alle eingereichten Anträge bearbeitet und, wo berechtigt, ausbezahlt worden.
Ein weiterer, bei Branchenvertretern weitgehend unbekannter Konkursfall ereignete sich über die ICT Incentive & Convention Travel SA in Le Grand Saconnex / Genf am 18.06.2024. In Zusammenhang mit diesem Konkursfall gingen beim Garantiefonds keine Rückerstattungsforderungen ein, folglich mussten auch keine Zahlungen geleistet werden.
Jahresrechnung
Die genannten Konkursfälle konnten dank der vorausschauenden Arbeit des Stiftungsrates praktisch ohne negative Auswirkungen auf die Fondsreserven abgewickelt werden, so der Garantiefonds. Die hinterlegte Garantiesumme der FTI Touristik AG deckte die geleisteten Auszahlungen vollständig, während die der Big Xtra Touristik AG grösstenteils abgedeckt waren.
Somit haben diese Konkursfälle nahezu keine Spuren in der Jahresrechnung hinterlassen. Die Teilnehmereinkünfte des Garantiefonds sind aufgrund der positiven Umsatzentwicklung weiter gestiegen und liegen deutlich über Budget. Erfreulich sei zudem die wieder positivere Entwicklung der Finanzerträge. Die Aufwände blieben leicht unter Budget.

Dank des positiven Jahresergebnisses konnten die Reserven für künftige Schadensfälle um weitere CHF 3.85 Millionen aufgestockt werden. Die bilanzierte Rückstellung für zukünftige Schadenfälle beträgt nun knapp CHF 12.8 Millionen.
Obwohl die Reserven das angestrebte Niveau noch nicht erreicht hätten, seien sie doch erheblich höher als in den vergangenen Jahren. Auch dank der bis Ende 2027 geltenden Rückversicherungslösung für «Grossfälle» von maximal CHF 9.0 Millionen (kumuliert über die gesamte Vertragsdauer von fünf Jahren), habe der Garantiefonds heute deutlich mehr Mittel zur Verfügung als noch vor oder während der Pandemie.
Zusätzlich zu den eigenen Rückstellungen und der Rückversicherung stehen dem Garantiefonds zur Bewältigung möglicher Konkurse auch unternehmensspezifische, individuelle Garantieleistungen im Wert von über CHF 80 Millionen (Bankgarantien, Versicherungsgarantien, Zahlungsversprechen und Sperrkonten der Teilnehmer) zur Verfügung.
Da die Gewinnbeteiligung der Rückversicherungspolice erst nach Vertragsablauf am 31.12.2027 und bei Schadensfreiheit in vollem Umfang ausbezahlt wird und somit nicht vollständig garantiert ist, wurde die jährliche Versicherungsprämie vollständig als Kostenfaktor verbucht.
Die Ausweisung der «Gewinnbeteiligung Rückversicherung» erfolgt unter den Finanzanlagen. Da die Auszahlung dieser Gewinnbeteiligung vom künftigen Schadenverlauf abhängt, wurde die rechnerisch ermittelte Gewinnbeteiligung auf CHF 1 im Wert berichtigt.
Die tatsächliche Gewinnbeteiligung wird dann im Jahresabschluss 2027 als ausserordentlicher Ertrag aufgeführt und den allgemeinen Reserven für zukünftige Schadensfälle zugeführt. Auch in diesem Jahr kann der Fonds eine Rückvergütung von 20 % der 2024 bezahlten Gebühren pro Teilnehmer ausschütten.
Die Rückvergütung wird erneut als Guthaben mit der zweiten Akontozahlung im August 2025 verrechnet. Anspruch auf die Rückvergütung haben alle Teilnehmer, die vor dem 1. Januar 2025 dem Garantiefonds beigetreten sind und sich im ungekündigten Vertragsverhältnis befinden. Diese Rückvergütung an die Teilnehmer ist in der Bilanz als «Rückstellung für Rückvergütung Teilnehmergebühren» ausgewiesen.
Die Rückstellung unter «Verbindlichkeiten aus Schadenfällen» betrifft den Restbetrag aus der Garantie der FTI Touristik AG. Der nach Abschluss des Konkursverfahrens verbleibende Betrag wird an das zuständige Konkursamt weitergeleitet.

Folgerung und Ausblick
Die Kosten für 2025 wurden auf inflationsbereinigter Basis auf vergleichbarem Niveau wie 2024 budgetiert. Es wird daher ein Überschuss vor Netto-Schadenszahlungen in ähnlicher Höhe wie im Jahr 2024 veranschlagt, so dass die Rückstellungen für künftige Schadensfälle weiter gestärkt werden können.
Die meisten Reiseveranstalter in der Schweiz berichten überwiegend positiv über den bisherigen Geschäftsverlauf im Jahr 2025, berichtet der Garantiefonds.
Aktuelle Entwicklungen wie die steigende Inflation und die damit verbundenen höheren Lebenshaltungskosten in der Schweiz könnten die Reisefinanzierung der Bürger jedoch belasten und potenziell die Nachfrage nach Auslandsreisen reduzieren.
Gleichzeitig könnte eine Zunahme der erwähnten politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in beliebten Reiseländern dazu führen, dass die Reisenden vorsichtiger werden und alternative Reiseziele bevorzugen oder gar ihre Reise stornieren. (TI)