George Studer: «Bilanz-belastende Gutscheine vor Konkurswelle absichern»

George Studer hat einen Sanierungsplan für KMU Reiseveranstalter bzw. Reisevermittler erstellt. Damit sollen die Endkunden vor einer Konkurswelle geschützt werden. Die Politik ist in der Pflicht, sagt Studer.
George Studer, Geschäftsführer Cruise Center ©Cruise Center

George Studer, Cruise Center, hat im TRAVEL INSIDE Online bereits diesen Sommer die brennend aktuelle Thematik des aktuell wirtschaftlichen Desaster der Branche gedanklich aufgegriffen: Nun hat er ein Papier erarbeitet, das nicht nur klar und verständlich eine grundsätzliche Problematik in der Branche aufzeigt, sondern auch detailliert mögliche (und wünschenswerte) Massnahmen formuliert, damit das Schlimmste verhindert werden kann.

Es wäre durchaus angerbracht, dass jede Einzelinitiative, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinander zu setzen versucht, von der Task Force der vereinigten Verbände auch respektiert und aufgegriffen wird, oder zumindest in ihre eigenen Diskussionen integriert wird.

Mit dieser Message will Studer die Verbände, welche sich bereits stark bemühen eine Lösung für die Branche zu finden,  vor den Kopf stossen. Der Sanierungsplan «Nothilfepaket für den Outgoing Tourismus und seine Umgebung» richtet sich im Prinzip eher an die Politik.

Nachstehend erklärt George Studer seine Beweggründe für die Erarbeitung und Veröffentlichung seines Vorschlags eines Sanierungsplans für KMU Reiseveranstalter bzw. Reisevermittler. Der Plan ist hier.


«Ich glaub ja nicht an den Weihnachtmann, aber schlussendlich müssen wir uns nicht vorwerfen, dass wir uns nicht mit allen Mitteln und Fakten für die Endkonsumenten eingesetzt hätten, falls das Schlimmste eintrifft.

Nach Corona ist vor Corona: Die Bevölkerung braucht eine funktionierende Reisebranche, das sind wir einer souveränen Schweiz schuldig und deshalb brauchen wir Überbrückungshilfe. Die Rendite aus dem Jahr 2020 haben wir dank Pauschalreisegesetz vergütet. Die Gutscheine und Umbuchungen liegen uns im Nacken als Weihnachtsgeschenk. Der Lockdown light wird uns weiterhin kein frisches Geld einbringen.

Ein konkretes und rasches Hilfspakt ist angesagt, wenn auch der vorliegende  Sanierungsplan als  Wunschzettel interpretiert werden kann, viel Zeit bleibt nicht. Als reiner Kreuzfahrten-Spezialist sind wir leider nicht so gut mit der gesamten Branche vernetzt. Obwohl wir mit einigen Spezialisten für die Paketierung von Kreuzfahrten-Arrangement sehr eng zusammenarbeiten, sind wir jedoch nicht auf dem letzten Stand, was die Bemühungen zur Rettung der Reisebranche betrifft.

Ich habe den Eindruck, dass die Reisebranche etwas Mühe hat sich klar auszudrücken, was wir wirklich brauchen um eine Konkurswelle abzuwenden bzw. wie ein Soforthilfe-Pakt aussehen könnte. Auf der anderen Seite hat die Politik noch nicht richtig verstanden, weshalb wir dringend Hilfe brauchen oder die Bilanzen deponieren müssen.

  • Aus diesem Grund habe ich einen Sanierungsplan aufgesetzt, der nochmals die dramatische Situation aufzeichnet und einen Lösungsansatz für Härtefälle skizziert.

Es ist mir klar, dass dies kaum noch realisiert werden kann. Aber im Ausland wurden Sofort-Massnahmen eingeleitet, um die Endkonsumenten zu schützen auch betreffend den Gutschein-Lösungen. Das ist ein wichtiges Argument. Bei einer Konkurs-Welle wird der Schweizer Garantiefonds kaum genügend Mittel aufbringen, um die geschädigten Konsumenten zu bedienen.

Ich denke es ist nun wichtig, dass der Garantiefonds dem Bund aufzeichnet, dass er jetzt handeln muss und die Gutschein-Lösung, welche die Bilanzen extrem belasten absichert. Andernfalls müssen einige Spezialisten ihre Bilanzen deponieren und Insolvenz anmelden, obwohl diese bis 31.12.2019 kerngesund waren. Die Vermittler und mittleren Veranstalter haben viele Kunden auf 2021 umgebucht und stehen in der Verpflichtung diese Reise den Leistungsträgern (TO, Airlines, Reedereien etc.) fristgerecht zu zahlen.

Wenn aber diese Vermittler im Konkurs sind, muss der Garantiefonds für die Endkonsumenten einspringen, was er aber nicht stemmen kann. Deshalb wäre es nun wichtig sofort einen Fond Perdu für die mittelgrossen Veranstalter zu sprechen. Der Garantiefonds muss der Politik klar machen, dass schlussendlich der Endkonsument zu Schaden kommt (das Pauschalreisegesetz lässt grüssen).

Es wäre schön, wenn möglichst viele Parlamentarier/Innen allmählich die Zusammenhänge erkennen und verantwortlich handeln.»

(George Studer)