Germania heisst künftig Chair

Die erste Maschine mit der neuen Bemalung fliegt heute nach Prishtina.
© Chair Airlines

Im April war’s erst ein Gerücht, das viele überraschte. Jetzt ist es eine Tatsache: Die Germania Flug AG nennt sich künftig Chair Airlines – ausgesprochen «tschäär», englisch für Stuhl. Mit dem neuen Namen und dem in Blau und Rot geschriebenen Logo löst sich die Airline auch optisch von ihrer Vergangenheit in Grün. Beibehalten werden die GM-Flugnummern sowie der ICAO-Code GSW, ebenso das Rufzeichen Eiger. Der neue Name gilt ab 1. Juli.

Der erste der drei Airbus A319 trägt bereits die neue Lackierung und den neuen Namen. Er fliegt mit der Kennung HB-JOH und startete heute morgen um 07.45 Uhr in der neuen Bemalung nach Prishtina. Ein Zufall, wie Mehrheitsaktionärin und Air-Prishtina-Chefin Leyla Ibrahimi-Salahi sagt. Die beiden anderen A319-Jets werden in den nächsten Tagen frisch lackiert.

Gegengewicht zur Lufthansa-Gruppe

Vorläufig fliegt Chair mit drei Maschinen. Eine Option sei aber, vom Minderheitsaktionär Enter Air Flugzeuge für die weiteren Ausbau der Destinationen zu bekommen, sagt Urs Pelizzoni, CCO und Verwaltungsrat der umbenannten Airline. Die polnische Charter-Airline habe dafür Kapazitäten frei, stellt deren CCO Andrzej M. Kobielski in Aussicht. Die Ambition der neu aufgestellten Airline sei, ein Gegengewicht zur Lufthansa-Gruppe in der Schweiz zu sein, so Pelizzoni. Das Geld dafür komme vollständig von den beiden Aktionären, andere Investoren seien nicht im Spiel.

Die drei Flieger seien über den Sommer schon praktisch komplett verplant, sagt Leyla Ibrahimi-Salahi, die im Februar die Schweizer Germania übernommen hatte. Geflogen werde hauptsächlich als Voll- und Teilcharter, nur ein kleiner Anteil sei Einzelplatzverkauf. Die grössten drei TO der Schweiz seien allesamt an Bord, auch Hotelplan, mit dem Germania einen langen Rechtsstreit hatte, ergänzt Pelizzoni. Bis Ende 2020 will Chair in die Zone des Profits kommen. Das Slot-Portfolio erlaube eine optimale Auslastung, die Flugzeuge seien praktisch rund um die Uhr beschäftigt.

«Eine Wiedergeburt»

«Der ‹Stuhl› steht hier für den Sitzplatz im Flugzeug, den wir verkaufen», erklärt Pelizzoni. «Mit der farblichen Trennung des roten ‹ch› und des blauen ‹air› im Logo deuten wir auf unsere Schweizer Herkunft hin. Sie stellt aber vor allem auch eine optimal verbildlichte Doppeldeutigkeit dar, mit der wir grafisch spielen können.» Auf das Schweizer Kreuz im Logo wird verzichtet, es prangt aber auf der Schwanzflosse der Flugzeuge.

«In einem jungen Unternehmen mit flachen Hierarchien und kurzen Wegen darf man auch einmal anders denken und mit Mut zur Andersartigkeit im Markt auftreten. Die Wahl des Namens ‹Chair› stellt dies bereits eindrücklich unter Beweis», findet René Allemann, CEO der Zürcher Agentur Branders, die den neuen Namen und das Logo ausgetüftelt hat.

Der Markenwechsel und die Umfirmierung zur Chair Airlines AG per 1. Juli 2019 sind die nach aussen wichtigste Etappe in der Neulancierung der Germania. In den vergangenen Monaten wurden die gesamte Operation, die Buchungsplattform sowie interne Abläufe und Prozesse angepasst und erneuert. «Unser Neustart ist mehr als nur ein Rebranding. Es ist eine Wiedergeburt», sagt Pelizzoni. Für Reisebüros startet Chair mit einer automatisierten Kommissionsberechnung. Agenturen müssen keine Rechnungen verschicken, die Kommission wird nach jeder Buchung automatisch dargestellt und kann verrechnet oder direkt abgezogen werden.

Destinationen und Service bleiben gleich

Das Passagier-Servicekonzept übernimmt Chair von Germania. Weiterhin sind auf allen Flügen alle Taxen und Gebühren, Softdrinks und je nach Reisedauer ein Snack oder eine warme Mahlzeit im Flugpreis inbegriffen. Bei den Flex- und Flex-Plus-Tarifen ist auch ein Check-in-Gepäckstück inklusive, beim Basic-Tarif kostet Aufgabegepäck extra.

Auch die strategische Ausrichtung soll die gleiche bleiben. Sowohl der Einzelplatzverkauf – neu über www.chair.ch – als auch das Subcharter-, ACMI- und Adhoc-Geschäft würden nahtlos weitergeführt. Auch den Destinationen von Germania bleibt Chair treu: Angeflogen werden Warmwasserdestinationen in Europa und in Nordafrika sowie ethnische Ziele wie zum Beispiel Beirut, Ohrid, Pristina oder Skopje. Das Flugangebot werde wieder ausgebaut, «wir setzen jedoch wie gehabt auf ein kundenorientiertes und nachhaltiges Wachstum», verspricht Pelizzoni.

Grössere Geschäftsleitung und polnische Beteiligung

Ausgebaut wird das Management. CEO Tobias Somandin sowie CCO und Verwaltungsrat Urs A. Pelizzoni bleiben in ihren Ämtern. Neu zur Geschäftsleitung gestossen sind Anri Fontanive als Chief Financial Officer sowie Shpend Ibrahimi aus der Air-Prishtina-Besitzerfamilie als Chief Information Officer und neues Mitglied im Verwaltungsrat.

Nach dem Ende der Germania Deutschland hatte Air-Prishtina-Besitzerin Leyla Ibrahimi-Salahi den Schweizer Germania-Ableger im Februar übernommen. Anfang Mai gab sie knapp die Hälfte an die polnische Chartergesellschaft Enter Air weiter, die heute 49,99% des Aktienkapitals hält. Die anderen 50,01% sollen sich weiterhin bei der Albex Aviation AG befinden, die Ibrahimi-Salahi gehört. (CM)