Über 30’000 Angestellte des US-Flugzeugherstellers Boeing sind vergangene Woche in den Streik getreten – sie kämpfen für höhere Löhne. Die Fronten scheinen verhärtet, denn nun beurlaubt der Konzern seinerseits tausende US-Mitarbeiter mitten im ersten Streik des Unternehmens seit 16 Jahren.
Die Produktion der Boeing 737 Max sowie der 767- und 777 sind bereits eingestellt und die Auslieferung an Fluggesellschaften verzögern sich. «Wir leiten in den nächsten Tagen vorübergehende Beurlaubungen ein, die eine grosse Anzahl von Führungskräften, Managern und Mitarbeitern in den USA betreffen werden», erklärte Konzernchef Kelly Ortberg in einer E-Mail an die Belegschaft.
Die Tatsache, dass die Konzernleitung «Ausgewählte Arbeitskräfte auf rotierender Basis alle vier Wochen für jeweils eine Woche beurlaubt», zeigt, dass man mit einem längeren Streik rechnet. An diesem System wolle das Unternehmen nämlich festhalten «bis zum Ende des Streiks». Auch würden Ortberg und andere Führungskräfte während dieser Zeit «angemessene Gehaltskürzungen vornehmen».
IAM-Gewerkschaftspräsident Brian Bryant bezeichnet diese Massnahmen als «Schall und Rauch». Er schiebt den Ball nach zwei erfolglosen Verhandlungsrunden Boeing zu, der jederzeit Verhandlungsbereitschaft signalisiert hätte, jedoch noch keinen weiteren Termin bekommen habe. «Boeing könnte den Streik morgen beenden», liess er sich zitieren.
Der Stein des Anstosses: Die streikenden Angestellten fordern unter anderem eine Lohnerhöhung von 40 Prozent. Boeing hatte seinerseits eine Lohnaufstockung von 25 Prozent sowie weitere Verbesserungen versprochen. Die Gewerkschaft habe den Arbeitern empfohlen, das Angebot anzunehmen, diese seien jedoch nicht darauf eingegangen und würden an ihren ursprünglichen Forderungen festhalten. Der Konflik könnte also andauern.
Boeing gab in diesem Kontext bekannt, die Einstellung von Mitarbeitern zu stoppen, um Kosten zu senken, da der Hersteller bereits mit einer Verschuldung von 60 Milliarden US-Dollar behaftet ist. Zudem hat das Unternehmen die meisten Bestellungen von Teilen für alle Boeing-Programme mit Ausnahme der 787 eingestellt.
Die konkreten Folgen für die gesamte Airlineindustrie sind indes noch ebensowenig absehbar wie das Ende dieses zähen Tarifkonfliktes. (TI)