Heute befasst sich der SRV-Vorstand mit Fragen zur Generalversammlung

Die Wahlen in den Vorstand sind das heisse Thema: Eine Kampfwahl könnte unerwartete Resultate hervorbringen.
Max E. Katz, Präsident SRV

Heute Dienstag (27.Oktober) trifft sich der Vorstand des Schweizer Reise-Verbands (SRV) unter Präsident Max E. Katz zu einer wichtigen Sitzung mit vielen Fragen. Er wird sich damit befassen müssen, ob die auf den 26. November angesetzte Generalversammlung tatsächlich physisch in Bern stattfinden oder ob sich der SRV bereits für eine digitale Versammlung entscheiden soll. Die Vorbereitungen dafür laufen schon seit einiger Zeit. Komplex ist vor allem, wie die Abstimmungen und Wahlen korrekt und für alle transparent durchgeführt werden können.

Eine Option kann die briefliche Stimmabgabe sein, die aber vor der Generalversammlung erfolgen müsste und eigentlich nur bei unumstrittenen Traktanden eine Option sein kann. Dazu gehört neben den statutarischen Geschäften wie Protokoll-, Rechnungs- und Budget-Abnahme sowie dieses Jahr wahrscheinlich die Halbierung der Mitgliederbeiträge zur Entlastung der Mitglieder in der Corona-Krise.

Weniger geeignet wäre dieses Vorgehen dieses Jahr beim Traktandum Wahlen. Denn hier wird der Vorstand heute auch noch ein zweites komplexes Thema zu besprechen haben. Voraussichtlich wird er sich mit der speziellen Ausgangslage für die Vorstandswahlen auseinandersetzen müssen. Für zwei derzeit vakante Sitze liegen drei offizielle Kandidaturen vor. Zur Wahl treten Tim Bachmann, CEO von Hotelplan Suisse, Philipp von Czapiewski, Managing Director TUI Suisse, und Birgit Sleegers, Geschäftsführerin von Rhyner Travel in Glarus und Mitinitiantin der Aktion Mayday, an.

Einerseits erheben mit Hotelplan Suisse und TUI Suisse zwei der fünf Grossen im Schweizer Reisemarkt einen nicht ungerechtfertigten Anspruch auf einen Sitz im Vorstand. Sie gehören, zusammen mit den drei anderen und bereits im Vorstand vertretenen grossen DER Touristik Suisse, Globetrotter Group und Knecht Reisen, zu den grössten Beitragszahlern. Entsprechend hatten die Grossen auch über Jahre ihre Vorstandssitze inne. Was die Teilnehmenden einer TI-Umfrage mehrheitlich allerdings nicht nötig finden.

Andererseits erheben die KMU aus dem Umfeld der Basisbewegung Aktion Mayday immer lauter und drängender ihre Forderung nach einem zweiten Vorstandssitz, auch nachdem im letzten November Natalie Dové bereits als KMU- und Retail-Vertreterin gewählt worden war. Auch eine TI-Umfrage zu den SRV-Vorstandswahlen ergab, dass über 80% der Teilnehmenden einen zweiten Retailsitz wollen. Und dieser zweite Sitz, so ist auf entsprechenden Branchenforen zu lesen und im direkten Gespräch zu hören, soll weiblich und jung besetzt werden – diesen Anspruch einzulösen tritt die 32jährige Birgit Sleegers an.

In dieser Situation wird kaum eine Kandidatur zurückgezogen und eine Kampfwahl ist nicht mehr auszuschliessen. Und eine solche kann schnell einmal zu überraschenden Resultaten führen. In der jetzigen Ausgangslage befürchten etwa die Westschweizer, unter die Räder zu kommen und die Zeche für die Auseinandersetzung mit dem Verlust eines ihrer heute drei Vorstandssitze bezahlen zu müssen. Zumal zwei Romands, David Léchot (Delegierter für die Region 1) und Vizepräsident Stéphane Jayet, am Ende einer Amtsdauer stehen und sich einer Wiederwahl stellen müssten.

Ob sie das tun, ist bisher noch nicht bekannt. Sicher ist aber, dass die Westschweiz ihre drei Vorstandssitze mit Zähnen und Klauen verteidigen wird. Wenn nicht mit den beiden Bisherigen, dann vielleicht mit zwei Frauen, die beide den Retail vertreten und bereits national bekannt sind. Logische Kandidatinnen wären dann TPA-Präsidentin Sonja Laborde, die auch bereits in der Task Force der Branchenverbände sitzt, und Jacqueline Ulrich, die sich auf nationaler Ebene stark für die Reform der Berufsbildung engagiert.

Wenn die Westschweiz Erfolg hat und ihre drei Sitze ins Trockene retten kann, wird es für das dritte bisherige Vorstandsmitglied, dessen Amtszeit ausläuft, eng werden. Dann könnte der Basler Daniel Bauer zwischen Stuhl und Bank fallen. Als Geschäftsführer von BTA First Travel gehört er wie Tim Bachmann zur Hotelplan Group, die Reisetochter der Migros hätte im Fall der Wahl dieser beiden eine Doppelvertretung im SRV-Vorstand.

Andererseits ist Bauer Fachexperte Aus- und Weiterbildung und hat damit eine wichtige Funktion bei der laufenden Revision der Berufsbildung, die auch die Reisebranche betrifft. Dieses Mandat könnte er freilich auch ausserhalb des Vorstands wahrnehmen, wie das Michael Herter beim Thema Flug und Roland Schmid für Umwelt und Soziales ebenfalls ohne Vorstandssitz machen. Ob sich Bauer für eine weitere Amtszeit aufstellt, hat er bisher offen gelassen.

Heute muss der SRV-Vorstand diese überaus vielschichtige Ausgangslage diskutieren. Denn sie wird die weitere Verbandsarbeit für Jahre prägen und auch allfällige Änderungen in den Verbandsstrukturen nachhaltig beeinflussen. Die Branche ist gespannt!

(Christian Maurer)