IATA-Umfrage: Reisende haben Angst vorm Fliegen

Zwei Drittel der Befragten fürchten das Ansteckungsrisiko vom Passagier auf dem Nebensitz.
Fliegen unter Corona. ©TI

Die Reisebereitschaft ist derzeit vor allem wegen der Angst vor dem Fliegen in Corona-Zeiten gedämpft. Die grösste Besorgnis ist laut einer Meinungsumfrage des Internationalen Luftverkehrsverbands (IATA) das Risiko, auf einer Flugreise mit Covid-19 angesteckt zu werden. Das beeinträchtigt die Neustartpläne in der Branche.

Fast die Hälfte der Befragten (45%) gab an, dass sie innerhalb weniger Monate nach Abklingen der Pandemie wieder auf Reisen gehen würden, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 61%, die in der April-Umfrage verzeichnet wurden. Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse, dass die Menschen ihre Reiselust nicht verloren haben, aber es gibt Blockaden, um zum Vorkrisenniveau zurückzukehren

Ein Drittel will auch in Zukunft nicht mehr reisen

Etwa 58% der Befragten gaben an, dass sie Flugreisen vermieden haben, wobei 33% angaben, dass sie als weitere Massnahme zur Verringerung des Risikos, sich mit Covid-19 zu infizieren, in Zukunft Reisen vermeiden werden. Als grösste Sorge vor dem Flug nannten die Befragten die Reise in einem überfüllten Bus/Zug auf dem Weg zum Flugzeug (59%), Schlangestehen beim Einchecken/Sicherheit/Grenzkontrolle oder Einsteigen (42%) und die Nutzung von Flughafen-Toiletten/Toilettenanlagen (38%).

An Bord fürchten sich zwei Drittel der Befragten davor, neben jemandem zu sitzen, der infiziert sein könnte (65%). Angst macht auch die Nutzung von Toiletten/Toilettenanlagen (42%) und das Einatmen der Luft im Flugzeug (37%) – dies obwohl die Airlines immer wieder versichern, die Luft in Flugzeugen sei derart gut gefiltert und gereinigt, dass das Ansteckungsrisiko kleiner sei als am Boden.

Schutzmassnahmen beruhigen nur teilweise

Nur rund ein Drittel der Befragten sind von den Schutzmassnahmen beruhigt. Auf die Frage nach den drei Massnahmen, mit denen sie sich am sichersten fühlen würden, nannten 37% die Covid-19-Kontrolle an den Abflughäfen, 34% das obligatorische Tragen von Gesichtsmasken und 33% nannten sozial distanzierende Massnahmen an Bord von Flugzeugen. Weniger als die Hälfte der Passagiere ist indes bereit, selber mit Schutzmassnahmen beizutragen und sich Temperaturkontrollen unterziehen (43%), eine Maske während der Reise zu tragen (42%), online einzuchecken, um Interaktionen am Flughafen zu minimieren (40%), einen Covid-19-Test vor der Reise zu machen (39%) oder ihren Sitzbereich zu desinfizieren (38%).

«Die Menschen sind eindeutig besorgt über Covid-19, wenn sie auf Reisen sind», stellt Alexandre de Juniac, Generaldirektor und CEO der IATA fest und findet trotz der Zahlen: «Sie sind auch beruhigt durch die praktischen Massnahmen, die von den Regierungen und der Industrie im Rahmen der von der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) entwickelten Take-off-Richtlinien eingeführt wurden. Dazu gehören das Tragen von Masken, die Einführung der kontaktlosen Technologie in Reiseprozesse und Kontrollmassnahmen.» Dies zeige, dass die Branche auf dem richtigen Weg sei, das Vertrauen in das Reisen wiederherzustellen. «Aber es wird Zeit brauchen. Um eine maximale Wirkung zu erzielen, ist es entscheidend, dass die Regierungen diese Massnahmen weltweit einsetzen», so de Juniac.

Airlines müssen noch besser kommunizieren

Die Umfrage weist auch auf einige Schlüsselfragen bei der Wiederherstellung des Vertrauens hin, bei denen die Branche die Fakten effektiver vermitteln muss. Zu den wichtigsten Anliegen der Reisenden an Bord gehören. Die Reisenden haben sich noch keine Meinung über die Qualität der Kabinenluft gebildet. Während 57% der Reisenden glaubten, dass die Luftqualität gefährlich ist, antworteten 55%, dass sie verstehen, dass sie so sauber ist wie die Luft in einem Operationssaal eines Krankenhauses.

Die Luftqualität in modernen Flugzeugen ist in der Tat weitaus besser als die der meisten anderen geschlossenen Umgebungen. Sie wird alle 2-3 Minuten mit frischer Luft ausgetauscht, während die Luft in den meisten Bürogebäuden 2-3 Mal pro Stunde ausgetauscht wird. Darüber hinaus fangen HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Air) weit über 99,999% der Keime, einschliesslich des Coronavirus, ab.

Hinzu kommt, dass die Kabinenluft von der Decke zum Boden strömt, während die Passagiere in unmittelbarer Nähe an Bord sitzen. Dadurch wird die mögliche Ausbreitung von Viren oder Keimen in der Kabine nach hinten oder vorne begrenzt. Es gibt mehrere andere natürliche Barrieren für die Übertragung des Virus an Bord, darunter die Vorwärtsorientierung der Passagiere (wodurch die Interaktion von Angesicht zu Angesicht eingeschränkt wird), Sitzlehnen, die die Übertragung von Reihe zu Reihe begrenzen, und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Passagiere in der Kabine.

Kein Social Distancing an Bord nötig

An Bord des Flugzeugs sind laut Luftfahrtbehörden wie der Federal Aviation Administration der USA, der Flugsicherheitsbehörde der Europäischen Union oder der ICAO keine Massnahmen zur sozialen Distanzierung erforderlich. Regierungen raten dazu, eine Maske (oder Gesichtsschutz) zu tragen, wenn eine soziale Distanzierung nicht möglich ist, wie dies bei öffentlichen Verkehrsmitteln der Fall ist. Dies steht im Einklang mit der ICAO-Expertenanleitung für den Start.

Generell scheinen Reisende vorsichtig zu sein und treffen Vorkehrungen, um sich vor COVID-19 zu schützen. 77% geben an, dass sie sich häufiger die Hände waschen, 71% vermeiden grosse Meetings und 67% tragen in der Öffentlichkeit eine Gesichtsmaske. (TI)