TI-Umfrage: Für Reiseprofis ist das Thema CO2-Abgabe durch

Fast drei Viertel der Reiseprofis finden es unnötig, das Thema neu aufzurollen.
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Globetrotter-Chef André Lüthi fordert eine CO2-Abgabe fürs Fliegen und in der Schweizer Reisebranche brennt daraufhin die Hütte. Das zeigt, dass das wichtige Thema noch immer brandaktuell ist. Dies bestätigen auch eine Online-Umfrage von TRAVEL INSIDE mit rekordverdächtiger Teilnahme und diverse Feedbacks und Leserbriefe, die TRAVEL INSIDE in der vergangenen Woche erhalten hat.

Eine CO2-Abgabe wäre für viele Reiseprofis ein Dorn im Auge. «Man kann auch gleich den Schweizer Markt an die Wand fahren», sagt Andy C. Mosetti, Geschäftsführer Nextsky Travel und spricht dabei einem Grossteil der CH-Reisebranche aus der Seele. Auch Thomas Fehr, Pacific Holidays (Europe), DMC, Raiatea, äusserte sich zu Lüthis Forderung: «Das Schweizer Volk hat mehrfach entschieden, entsprechende Vorstösse abzulehnen. Der Volkswillen ist zu respektieren»

Das Resultat der Online-Umfrage widerspiegelt diese klare Haltung. Fast drei Viertel der Reiseprofis (72%) finden es völlig unnötig, dieses Thema wieder neu aufzurollen. Die restlichen 28% unterstützen André Lüthi und geben ihm recht: es braucht eine CO2-Abgabe beim Fliegen.

TRAVEL INSIDE-Leser Bernd Simple findet eine Flugumwelt-Abgabe zwar ebenfalls völliger Unsinn, geht aber mit seinem Vorschlag noch einen Schritt weiter: «Wir müssen endlich aufhören zu glauben, dass Reisen in entfernte Regionen, also dorthin, wo Flüge notwendig sind, eine Notwendigkeit sind und wichtig sind für unser Wohlbefinden.»

Für den Grossteil der Reiseprofis ist das Thema CO2-Abgabe also durch. Und wie steht der Branchenverband dazu? Das sagt SRV-Präsident Martin Wittwer zum Thema:

Eine CO2-Abgabe besteht bislang nur in einigen wenigen Ländern. Die Art der Umsetzung ist sehr unterschiedlich. Ein effizientes Vorzeigemodell gibt es nicht. Der SRV ist nur für die Einführung einer CO2-Abgabe, wenn:    

  1. a)  die Kosten von der Airline im Flugpreis einkalkuliert und gegenüber der Behörde abgerechnet werden;
  2. b)  diese für alle Flughäfen in der Schweiz (inklusive Basel/Mulhouse) gilt;
  3. c)  die Einnahmen gezielt und zweckgebunden in den Klimaschutz in der Schweiz investiert werden. Z. B. in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien zur Förderung der Reduktion der CO2-Emissionen und der Umweltfolgekosten.

Eine weltweite Besteuerung von Flugtreibstoff existiert bis heute nicht. Internationale Verträge (Chicagoer Abkommen von 1944 etc.) erlauben dies zurzeit nicht. Die Schweiz kann einseitig keine Kerosinsteuer im internationalen Flugverkehr einführen. Es braucht demzufolge eine globale Regelung, um wirkungsvolle Massnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen und zu finanzieren.

Damit wiederholt Wittwer die Haltung, die der Schweizer Reise-Verband (SRV) bereits bei der Revision des CO2-Gesetzes vertrat, die im Sommer 2021 vom Volk abgelehnt wurde. Politisch ist Lüthis Vorschlag derzeit kein Thema. In der noch von der ehemaligen Bundesrätin Simonetta Sommaruga im September 2022 vorgestellten Neuauflage der CO₂-Gesetzesrevision sind keine neuen CO₂-Abgaben für Flüge vorgesehen.

Das kann sich, gerade mit Lüthis Vorpreschen, in der parlamentarischen Debatte allerdings noch ändern. Denn im Volk geniesst das Ansinnen grosse Unterstützung: Eine Umfrage im letzten Sommer zeigte, dass fast drei Viertel der Schweizer Stimmberechtigten weiterhin eine CO2-Flugsteuer wollen.

Yannick Suter