ITB Berlin: Es droht die Absage!

Die Deutsche Bundesregierung befasst sich mit der Tourimusmesse. Der Entscheid wird am Freitag erwartet.
© ITB Berlin

Die deutsche Bundesregierung geht davon aus, dass sich das Coronavirus in Deutschland weiter ausbreiten wird. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundesinnenminister Horst Seehofer richteten darum einen Krisenstab ein. Der befasst sich auch mit der Tourismusmesse ITB, die am kommenden Mittwoch ihre Tore in Berlin öffnen soll. Morgen Freitag soll der Entscheid fallen, ob die Messe abgesagt werden muss. Betroffen wären rund 10’000 Aussteller aus 181 Ländern. Erwartet werden rund 160’000 Besucher, darunter alleine rund 113’500 Fachbesucher und Touristikprofis, einige hundert davon aus der Schweiz.

Abgewogen werden müssten Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Interessen, sagte Seehofer. «Man muss beurteilen, wie viele Leute da aus China und aus anderen Ländern kommen, die belastet sind.» Die Experten des Krisenstabs müssten den Politikern dann Empfehlungen geben. Offenbar wird zwischen den Messeveranstaltern und der Regierung darum gerungen, wer für eine allfällige Absage die Verantwortung tragen muss – schliesslich werden auf der Messe die grossen Deals in der Branche geschlossen, es geht um sehr viel Geld.

Deutsche Medien verlangen inzwischen unmissverständlich, dass die ITB abgesagt wird: «Die Tourismus-Messe ITB muss abgesagt werden – sofort!», titelt die «Bild»-Zeitung. Das renommierte «Handelsblatt» verlangte schon am Donnerstag Vormittag: «Sagt die Tourismusmesse ITB ab!»

Mehrere Aussteller haben inzwischen bereits ihre Teilnahme ganz oder teilweise abgesagt, so der Mietwagenbroker Sunny Cars und der Jugendreiseveranstalter Voyage. Weitere Aussteller haben Pressekonferenzen oder Get-together-Parties abgesagt, so die Veranstalter Alltours, Schauinsland und DER Touristik. Teilnehmer aus der Schweiz berichten von reihenweisen Terminabsagen.

Die ITB selber versucht immer noch, den Ball flach zu halten, und empfiehlt den Besuchern, auf Hände schütteln zu verzichten und die Hygieneempfehlungen zu beherzigen. Die Messebetreiber hatten bereits mitgeteilt, dass Aussteller nicht auf das Messegelände dürften, die innerhalb der vergangenen 14 Tage in den jeweiligen Risikogebieten in China, Iran, Italien oder Südkorea waren, Kontakt zu einer infizierten Person hatten oder Anzeichen typischer Symptome wie Fieber, Husten oder Atembeschwerden haben.

Auf Anweisung der Berliner Gesundheitsbehörden muss die ITB nur eine Unbedenklichkeitserklärung verlangen, dass niemand kürzlich in die besonders betroffenen Regionen gereist ist – allerdings nur von den Ausstellern und deren Standpersonal, nicht von den Besuchern, die in der überwältigenden Mehrheit sind. Diese Erklärung ist Voraussetzung für den Zutritt zum Messegelände und dient zur Identifizierung von Personen, die zur Covid-19 Risikogruppe gehören.

Das Sicherheitskonzept der Messe Berlin verdiene den Namen nicht: Es reiche nicht aus, Ausstellern, die in den vergangenen zwei Wochen in China, dem Iran, Italien oder Südkorea waren, den Zutritt zur Messe zu verwehren. Es reiche überhaupt nicht aus, sich dieses schriftlich bestätigen zu lassen. Jeder weiss, wie geduldig Papier ist. Und es reicht erst recht nicht aus, wenn 160 000 Besucher auf die Messe kommen – völlig unkontrolliert, kommentiert die «Bild». Und weiter: Die Messeleitung rede das Ansteckungsrisiko herunter: Man müsse ja niemandem die Hände schütteln. Und auf den Toiletten gebe es genügend Desinfektionsmittel. Wer diese Örtlichkeiten allerdings schon einmal während einer Messe besucht hat, weiss: «Gefühlt steckt man sich auf dem Berliner Messegelände allein schon beim Anblick von WC-Schüsseln und Waschbecken an. Der Zustand war bereits vor dem Corona-Ausbruch katastrophal», beurteilt «Bild». (TI)