Das sind die Sprachreise-Trends

Jahresumfrage des Schweizer Spezialisten Linguista.
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Die Nachwirkungen der Pandemie waren auch 2023 noch zu spüren. Während zwei exotische Destinationen einen Aufschwung erleben, hat ein ehemaliger Liebling nur noch eine Nebenrolle. Generell geht der Trend in Richtung kürzer, aber intensiver – und das am liebsten bei einer Gastfamilie. Das zeigt die Jahresumfrage von Linguista Sprachaufenthalte, dem führenden Schweizer Spezialisten für Sprachreisen.

Einmal pro Jahr führt Linguista, der zur Globetrotter-Gruppe gehörende Spezialist für Sprachaufenthalte, eine Umfrage durch, die Einblicke in das Buchungsverhalten im Bereich Sprachreisen gibt. Während die Trends der letzten Jahre stark von Corona geprägt wurden, waren die Auswirkungen der Pandemie auch 2023 nicht von der Hand zu weisen.

Generell ist die Nachfrage nach Sprachaufenthalten bei Linguista 2023 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, wobei sich fast zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler für einen Englischsprachkurs entschieden haben. Claudio Cesarano, Geschäftsführer von Linguista Sprachaufenthalte und CEO Media Touristik, erklärt sich die erhöhte Nachfrage unter anderem mit dem Nachholbedarf, aber auch mit dem aktuell starken Franken, der Sprachaufenthalte in den letzten Monaten so günstig wie noch selten zuvor gemacht habe.

Erfreuliche Zahlen gab es auch aus der Westschweiz zu vermelden, wo rund 10%  mehr Buchungen verzeichnet wurden als in den letzten Jahren. Neben Englischkursen interessierten sich Schülerinnen und Schüler aus der Westschweiz stark für Deutschkurse. Und: Die durchschnittliche Sprachreise der Romands dauerte fast doppelt so lange, wie die der Deutschschweizer.

Demografisch fand das Wachstum primär bei den Jugendlichen (12 bis 16 Jahren) und im Segment 50plus statt. «In der Schweizer Bildungslandschaft werden Sprachen immer relevanter und Institutionen setzen daher vermehrt auf Sprachaufenthalte für ihre Schüler», ist Claudio Cesarano überzeugt.

Auffallend war gemäss Cesarano auch, dass die Nachfrage nach akkreditierten Schulen im Ausland merklich gestiegen ist. Einen Grund, dass die Qualität der Schule relevanter wird, sieht der Sprachreisenprofi darin, dass die Sprachschüler immer weniger Zeit haben, um im Ausland Sprachen zu lernen und in kurzer Zeit möglichst viel profitieren wollen.

Spannende Unterschiede gibt es bei den Geschlechtern: Während 31% der männlichen Sprachschüler die Sprachschule aus geschäftlichen Gründen besuchten, waren es bei den Frauen nur deren 2%.

Europa und Exoten im Hoch

Bei den Destinationen hat England seine Position als beliebteste Sprachreisedestination 2023 weiter ausgebaut und auch Frankreich hat weiter zugelegt. Spanien hat inzwischen gegenüber südamerikanischen Destinationen wieder Terrain gutgemacht.

Im Fernmarkt haben die USA Australien überholt, obwohl ein Sprachaufenthalt in den USA wesentlich teurer ist. Und die Buchungen für Neuseeland bewegen sich noch immer weit unter dem Niveau der Rekordjahre. Das Land war während der Pandemie lange komplett zu und viele Sprachschulen mussten schliessen.

Hohe Zuwachsraten verzeichnen exotische Sprachen wie Koreanisch und Japanisch. Nachdem Südkorea und Japan infolge der Corona-Pandemie praktisch unerreichbar waren, ist die Nachfrage 2023 sprunghaft angestiegen. Das Alter der Reisenden bewegt sich bei Südkorea zwischen 17 und 30 Jahren und bei Japan zwischen 21 und 40 Jahren.

Faktoren für den Boom, der sich bereits vor der Pandemie abgezeichnet hatte, sind gemäss Claudio Cesarano einerseits diverse Serien auf Netflix aber auch Oscar-gekrönte Filme wie «Parasite» oder der Anime- und Cos-Play-Boom. «Dazu kommt das Phänomen K-Pop. Die jungen Leute wollen die Texte verstehen und fühlen sich durch die exotisch fremde Welt angezogen», so Cesarano weiter.

Sprachreise als «Teil des Ganzen»

Bei den Unterkünften akzentuierte sich 2023 der Trend hin zu qualitativ guten Unterkünften. «Individualität und Komfort sind auch für junge Erwachsene immer wichtiger und Gastfamilien bleiben trotz den geänderten Anforderungen an die Unterkunft immer noch die weitaus beliebteste Form der Unterkunft bei einem Sprachaufenthalt», sagt Cesarano.

Dies ist für Sprachreiseanbieter derzeit eine grosse Herausforderung. Auch als Folge der Pandemie gibt es heute viel weniger Gastfamilien als früher. Zusätzliche Zimmer werden jetzt oft als Home-Office genutzt und durch die Inflation ist die Beherbergung von Studenten wesentlich teurer geworden.

Claudio Cesarano ist überzeugt, dass sich der Trend, dass die Anforderungen und Erwartungen an Gastfamilien höher werden, eher noch verstärken wird. Linguista kooperiert deshalb nicht mehr mit Unterkunftsvermittlern, sondern hat mittlerweile nur noch Sprachschulen im Portfolio, welche ihre Gastfamilien selber aussuchen, überprüfen und besuchen.

Generell geht man bei Linguista davon aus, dass Sprachaufenthalte insbesondere bei Überseedestinationen künftig noch häufiger als «Teil des Ganzen» gesehen und gebucht werden. «Das Rahmenprogramm wird immer wichtiger. Viele unserer Kunden wollen neben der Schule noch das Land entdecken oder auch mal ein Volontariat absolvieren. Wir rechnen damit, dass sich die Dauer des durchschnittlichen Sprachaufenthalts bei rund 3,5 Wochen einpendeln wird – eingerahmt von einem vielseitigen und sehr individuellen Programm». (TI)