Für Reisebüro-Angestellte wird es eng

Wegen Kurzarbeit gibt es seit Monaten spürbar weniger Lohn.

Seit dieser Woche sitzen auch die Reisebüro-Angestellten erneut noch mehr im Home Office. Die Zentralen von Hotelplan, DER Touristik Suisse und TUI Suisse aber auch Globetrotter und Knecht sind verwaist.

Ein paar wenige IT-Spezialisten nutzen die Zeit für Updates und Systemwartungen und die Geschäftsleitungen versuchen es mit Minimalpräsenz – damit immer jemand erreichbar wäre für den Notfall. Ansonsten sehen sich die Mitarbeiter höchstens noch per Videokonferenz. Pro Abteilung muss ja nur eine Person einmal in der Woche im Büro die physisch eingetroffene Post sichten.

In der Isolation wachsen auch wieder die Existenzängste. Denn neben Home Office gilt auch weiterhin Kurzarbeit. Den meisten Mitarbeitern der fünf Grossen Hotelplan, DER Touristik Suisse und TUI Suisse sowie Globetrotter und Knecht ist die Arbeitszeit reduziert worden, teilweise drastisch. Und das schlägt sich deutlich beim Einkommen nieder.

Vom Lohn, der wegen Kurzarbeit wegfällt, werden nur 80% ausgeglichen. Wer auf 50% Kurzarbeit gesetzt ist, erhält spürbare 10% weniger Lohn ausbezahlt. Viele indes haben derzeit noch kleinere Pensen – 90% Kurzarbeit ist keine Ausnahme, und da beträgt der Lohnausfall dann schon fast 20%.

Den Ausgleich auf volle 100% Lohnauszahlung haben sogar die Big Three schon nach wenigen Monaten im letzten Sommer eingestellt. Bei Hotelplan seit Juli 2020, wie Sprecherin Bianca Gähweiler sagt. «Seit Juni 2020 ist das bedauerlicherweise nicht mehr möglich, weil Umfang und Dauer der Krise weitreichende Kosteneinsparungen erfordern», heisst es von Markus Flick von DER Touristik Suisse. Pech hat, wer an einem Ort im Unternehmen arbeitet, die Pensen stark zusammenstreicht – und kann nichts dagegen machen.

TUI beteiligt sich an der Lohneinbusse

Einen für die Mitarbeiter günstigeren Weg hat TUI Suisse eingeschlagen. Seit Sommer 2020 teilen sich das Unternehmen und die Mitarbeitenden die Lohneinbusse. «Mittels einem regelmässig angepassten Solidaritätsbeitrag verzichtet jeder Mitarbeitende auf einen kleinen Lohnanteil, die andere Hälfte des eigentlichen Lohnausfalls übernimmt die TUI Suisse», erklärt Sprecherin Bianca Schmidt: «Damit stellen wir sicher, dass alle Mitarbeitenden gleichberechtigt werden.»

Denn gewisse Abteilungen machten sehr stark Kurzarbeit und hätten entsprechend höhere Lohneinbussen, andere machen weniger Kurzarbeit und hätten weniger Lohneinbusse. «Da wir beim Aufschwung wieder alle TUI Suisse Mitarbeitenden brauchen und gemeinsam an einem Strang ziehen, teilen wir uns als gemeinsames Unternehmen die Einbussen.»

Mit generell kürzeren Arbeitszeiten versucht die Globetrotter Group die Situation in den Griff zu bekommen. 100% Lohn erhalten jene Mitarbeiter, die unbezahlten Urlaub beziehen oder ihre Stellenprozente reduziert haben, wie CEO André Lüthi erklärt. Wer aber auf Kurzarbeit gesetzt wird, hat je nach Umfang einen Lohnausfall von 4% bis 20%.

Zwischenverdienst in Schwesterunternehmen

Speziell ist die Situation bei Knecht Reisen, die zu einer Holding mit diversen anderen Betrieben gehört. Die Lohneinbusse wird zwar nicht ausgeglichen, aber: «Die Struktur der Knecht Holding ist mit Bereichen wie Transport, Umzüge, Storage oder Healthcare sehr diversifiziert. Daher ist es verschiedenen Mitarbeitenden, die Kurzarbeit leisten, möglich gemacht worden, in anderen Bereichen der Firmengruppe Zwischenverdienst-Möglichkeiten wahrzunehmen», erklärt Sprecher Matthias Reimann. Die Betroffenen könnten dadurch sogar von einem höheren Salär als zu normalen Zeiten profitieren.

Auch die Mitarbeitenden von Hotelplan Group (Hauptsitz- und auch Filial-Mitarbeitende) hatten schon ab Oktober und bis Ende Dezember 2020 die Gelegenheit bei Digitec Galaxus einen Zwischenverdienst zu machen. Dabei erhielten sie den Kurzarbeits-Lohn von Hotelplan sowie den Lohn für ihre Arbeit bei Digitec. Die Aktion wurde seither verlängert.

Aktuell arbeiten laut Sprecherin Gähweiler noch 13 Hotelplan-Mitarbeitende voraussichtlich bis Ende Februar für Digitec Galaxus. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Mitarbeitenden auch nach Februar noch bei DigitecGalaxus beschäftigt werden können. Die Stellen würden normal bei Digitec ausgeschrieben und Hotelplan macht seine Kurzarbeiter darauf aufmerksam.

(Christian Maurer)