Lastminute.com zuversichtlich trotz Betrugs-Verdacht

Die in Chiasso und in Holland domizilierte OTA publiziert erfreuliche Halbjahreszahlen.
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Lastminute.com ©LM Group

Bekanntlich wurden gegen in Chiasso ansässige Unternehmen von Lastminute.com, namentlich Bravonext SA, Bravometa CH SA und LMNext CH SA von der Staatsanwaltschaft des Kantons Tessin Ermittlungen wegen Verdachts auf Betrug im Rahmen der Kurzarbeitsentschädigung eingeleitet. CEO und Firmengründer Fabio Cannavale und weitere verantwortliche Personen wurden in Untersuchungshaft genommen.

Umsatz verdreifacht

Nach einem schwachen Jahresbeginn aufgrund der Omikron-Variante nahm das Geschäft im Jahr 2022 Fahrt auf und brachte das erste Halbjahr 2022 mit bemerkenswerten Ergebnissen zum Abschluss. Der Umsatz von Euro 159,8 Mio.  war dreimal höher als im ersten Halbjahr 2021 und nur -5 % niedriger als im ersten Halbjahr 2019. Das bereinigte EBITDA erreichte trotz des schwachen Starts Euro 24,5 Mio., verglichen mit Euro 1,6 Mio  im Vorjahr und Euro 30,1 Mio. in 2019. Das Nettoergebnis in Höhe von Euro 13,2 Mio., das im letzten Jahr negativ war, lag um 14 % über dem des ersten Halbjahres 2019 vor Covid.

Laura Amoretti, welche aufgrund des hängigen Verfahrens als Acting CEO amtet: «Wir bedienen eine riesige, schnell wachsende und sehr fragmentierte Nachfrage. Wir haben mit Dynamic Packages unseren Platz gefunden und konzentrieren uns derzeit darauf, unseren Vorsprung durch Investitionen in Technologie zu halten, unseren Anteil in unseren fünf Kernmärkten, insbesondere in Deutschland und Großbritannien, besser auszuschöpfen und neue Märkte zu erschließen.»

Und sie fuhr fort: “Ein wichtiger Trend auf dem Online-Reisemarkt ist die zunehmende Spezialisierung auf bestimmte Bereiche oder Angebote. Mit unseren Dynamic Packages, die wir sowohl direkt als auch über andere Anbieter verkaufen, haben wir eine hervorragende Position.»

Laurent Foata, Chairman von Lastminute.com kommentiert: «Viele Trends im Online-Reisemarkt begünstigen lastminute.com, wie z.B. die anhaltende Verlagerung ins Internet oder die sich schnell ändernden Reisevorlieben, an die wir uns mit unserem Asset-light-Geschäftsmodell effektiv und effizient anpassen können».

Er relativiert aber: «Dennoch ist der Himmel noch nicht Blau. Die gestiegenen Flugkosten oder die Schwierigkeiten der Flug- und Reisebranche, die starke Nachfrage in der aktuellen Sommersaison zu bewältigen, weisen auf Probleme hin, die von allen Marktteilnehmern angegangen werden müssen. Wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, solche Herausforderungen zu meistern.»

Weiter betont er, dass die laufenden Ermittlungen keinen Einfluss auf das Geschäft haben und nicht gegen die genannten Firmen, sondern gegen einzelne Personen ermittelt wird. Jedoch wurden Gelder in der Höhe von CHF 7 Mio. eingefroren. Die Suche nach einem Nachfolger von Fabio Cannavale habe bereits begonnen. Unklar ist was mit Cannavale’s Aktienbesitz geschehen wird. Er kontrolliert direkt und indrekt 72,4% des Aktienkapitals. (TI)